Stadtmagazin Witten: Menschen

Höllisch gut!

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»We are HELLDECKER, we play for you«

Lange Haare, zerrissene Jeans, krachende E-Gitarren: Auf den ersten Blick wirken HELLDECKER, als wären sie der Sleaze-Rock-Ära der 80er-/90er-Jahre entsprungen. Mit ihrem trashigen Charme, dem energiegeladenen Sound und jeder Menge Spielfreude ist die Band live unschlagbar. Der Mix aus handgemachtem Oldschool-Rock, ehrlichen Texten und einer ordentlichen Portion Herzblut springt meist sofort über – egal ob im Club, auf kleinen Festivals oder bei der Wittener Kneipennacht. Wir sprachen mit den Jungs über dies und das.

Wenn meine Recherchen stimmen, gibt es HELLDECKER schon seit ca. 21 Jahren, in wechselnder Besetzung. Erzählt doch mal: Wie ist die Band entstanden?

Im Grunde sind HELLDECKER eine typische ›Schnapsidee‹. Gegründet haben wir uns in einem Jugendtreff in Heven, wo mein Kollege Berno und ich als Betreuer arbeiteten. Wir haben des Öfteren mit ›unseren‹ Jugendlichen zusammengesessen und Pläne ausgeheckt. Eines Nachmittags meinte einer von den Jungs, dass wir doch mal eine Band gründen könnten. Berno spielte Gitarre, Jan Bass, und weil ich nix anderes konnte, wurde ich der Sänger. Kurze Zeit später stieß Bernos Neffe als Gitarrist zu uns, der wiederum von Locky an der Leadgitarre abgelöst wurde. Als wir genug davon hatten, mit Drumcomputer zu proben, gelang es Jan, Olli zu rekrutieren. Somit war die Band erstmal komplett. Im Großen und Ganzen gab es HELLDECKER dann mit einigen Besetzungswechseln für ca. 10 Jahre. In dieser Zeit hatten wir viele coole Auftritte, haben erste Studioerfahrungen gesammelt und eine CD aufgenommen. Dann wäre es beinahe zur Auflösung gekommen – aus den klassischen Gründen. Familien verlangten mehr Zeit, die Arbeit ebenso, und wir mussten die Sache schweren Herzens auf Eis legen. Ich habe jedoch nach einiger Zeit angefangen, neue Mitmusiker zu suchen. So wurde Hardy, ein alter Freund, der neue Gitarrist für die HELLDECKER 2.0-Version. Unseren Schlagzeuger Malte entdeckte ich über eine Annonce. Auf der Suche nach einem Bassisten griff uns das Schicksal unter die Arme: Kai schrieb nämlich Hardy an und erzählte ihm, dass er gerade keine Band mehr habe und gerne wieder Musik machen würde. Verrückt!

Ihr bezeichnet eure Sparte als ›SLEAZE’N’PUNK’N’ROLL‹. Was genau steckt dahinter?

Im Grunde beschreibt es die Elemente und Musikrichtungen, die wir gerne mögen und die in unseren Songs zu finden sind. Wir wurden von der Rockmusik der 80er- und 90er-Jahre geprägt und sind mit den ganzen Hair-Metal- und Sleaze-Bands damals aufgewachsen. Allerdings haben die meisten von uns auch andere Musik gehört. Bands wie Ramones, Alice Cooper, aber auch deutlich ältere Sachen wie Johnny Cash spielten da eine wichtige Rolle. Und auch Spuren von Motörhead, AC/DC und Led Zeppelin sind nicht zu verleugnen. Bei unseren Stücken versuchen wir, die verschiedenen Einflüsse zu einem eigenen Stil zusammenzufügen, der vom Sound her zwar nicht der modernste ist, aber hinter dem wir zu 100 Prozent stehen können.

Der Bandname ›HELLDECKER‹ ist anscheinend ein Kunstwort. Worauf bezieht sich der Begriff?

Oh je. Eigentlich wollte ich das nie jemandem erzählen. Naja ... was soll’s?! Springen wir zurück in die Anfangszeit einer jungen Band ohne Namen. Wir haben nach dem Proben zusammengehockt, Bier getrunken und gebrainstormt. Die Vorschläge wurden immer absurder. Ich weiß auch nicht mehr, warum irgendwann die ›Wildecker Herzbuben‹ ins Gespräch gekommen sind, aber es ist halt passiert. Da der Name dem Feindesland ›Volksmusik‹ zuzuordnen war, habe ich vorgeschlagen, die Silben umzudrehen. So kam es zu den ›Helldecker Wirtsbuben‹. Das war lustig, klang aber eher nach deutschem Fun-Punk oder so. Doch das Wort HELLDECKER gefiel uns allen, und so ist es bis heute geblieben.

Woher kommen die Ideen und Inspirationen für eure Songs?

Ganz unterschiedlich. Viele Texte fußen auf persönlichen Erlebnissen, aber es passiert genauso häufig, dass wir uns Geschichten ausdenken. In letzter Zeit ist es sogar schon vorgekommen, dass wir uns, zumindest unterschwellig, mit politischen Themen oder der Klimaerwärmung auseinandergesetzt haben. Aber ohne erhobenen Zeigefinger. Okay ... vielleicht manchmal mit erhobenem Mittelfinger, wie bei ›Asshole Baby‹. wink

Die Frage geht an Frontmann Andy: Auf der Bühne lässt du nach unseren Erfahrungen gerne mal die Rampensau raus und ziehst das Publikum mit. Bist du im echten Leben auch so ›wild‹ oder hast du zwei Persönlichkeiten?

Wahrscheinlich sind es ein paar mehr Persönlichkeiten als zwei. wink Aber das ist wohl bei jedem Menschen so. Zu Hause bin ich ein ganz normaler Typ. Bei Auftritten will ich meinen Spaß haben und lasse die Bremse gerne mal lockerer. Und ich habe da keine Sonderstellung. Wir sind alle recht ›munter‹. Wenn wir nur herumstehen würden wie die Orgelpfeifen, wäre es ja auch langweilig.

Was ist eure größte Stärke, was eure größte Schwäche?

Unsere größte Stärke ist wohl, dass wir jedes Mal Vollgas geben. Vor Publikum zu spielen, heizt uns immer wieder total an und wir liefern ab. Da gibt es keine halben Sachen, egal wie viele Menschen vor der Bühne stehen. Unsere größte Schwäche? Wir sind wahrscheinlich die langsamste Band der Welt. Und das bezieht sich nicht auf unsere Musik. Aber an unserem Arbeitstempo müssen wir auch 20 Jahre nach der Gründung noch deutlich arbeiten.
 
Was treibt euch nach all den Jahren an, weiter zusammen Musik zu machen?

Wir lieben einfach, was wir tun! Es wäre glatt gelogen zu behaupten, dass bei uns immer alles eitel Sonnenschein war. Im Gegenteil! Manchmal hat es ordentlich gescheppert. Aber wir haben uns immer wieder zusammengerauft, weil die Band unser Baby ist und weil wir noch eine Menge Songs in uns stecken haben, die ohne uns halt niemand schreiben würde. Von daher werdet ihr uns wohl noch ein paar Jahre ertragen müssen. HELLDECKER entfaltet in dieser Besetzung eine Art Magie, die wir selbst als etwas Besonderes empfinden, und das hinzuwerfen wäre einfach nur dumm.

2018 erschien das Live-Album ›One Hell of Night‹. Ist schon was Neues in der Mache?

Neue Sachen sind tatsächlich gerade in Arbeit. Allerdings ticken die Uhren im HELLDECKER-Universum ein wenig langsamer als normal. Das letzte Album war eigentlich auch gar nicht geplant. Wir haben in einem kleinen, brüllend heißen Saal in Witten gespielt. Wir waren innerhalb von Sekunden nassgeschwitzt, und der Saal war ein richtiger Hexenkessel. Da ist das Publikum großartig abgegangen. Alles, was nicht sittenwidrig war, wurde ausgezogen, und die Leute haben getanzt und gefeiert ohne Ende. Als wir uns hinterher die Aufnahmen anhörten, fanden wir die Stimmung so gut eingefangen, dass wir diese Nacht verewigen wollten. Am Ende ist ›One Hell of a Night‹ dabei herausgekommen – und es war auch eine!

Wann und wo ist die nächste Gelegenheit, euch live zu sehen?

Die Wittener Kneipennacht ist voraussichtlich unser letzter Gig in 2025. Ich empfehle, vorbeizuschauen. Das Casa Cuba ist zwar nicht die größte Location, aber die Stimmung im letzten Jahr war wirklich vergleichbar mit der aus unserem ›Hell of a Night‹-Auftritt. Außerdem gibt’s leckere Cocktails!

Wäre HELLDECKER ein Cocktail – wie würde er schmecken?

Wahrscheinlich würde man gar nicht viel schmecken, aber man könnte damit ein Feuerzeug betreiben.

helldecker.com
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Neun Kneipen – neun Bands

Am Samstag, 18. Oktober, ist bei der 14. Wittener Kneipennacht von Rock über Punk bis hin zu Folk für jeden Musikgeschmack etwas dabei.
18.30 Uhr · Finnegan’s · Black Sheeep
19.00 Uhr · Mondo · Secret Mindchange
19.30 Uhr · Benno’s Brauhaus · Smackbeat
20.00 Uhr · Maschinchen Buntes · Rock ‘n’ Roll Doctors
20.30 Uhr · Café Extrablatt · Seasick Fish
21.00 Uhr · Klimbim · Alé & Anna – 16 Strings Boulevard
21.00 Uhr · Alte Post · Pub Connection
21.00 Uhr · Casa Cuba · Helldecker
22.00 Uhr · WERK°STADT · Stolberk
Die Einlassbänder (14,00 Euro) sind im Tourist und Ticket Service der Stadtmarketing Witten GmbH auf dem Rathausplatz sowie bei den teilnehmenden Gastronomiebetrieben erhältlich. Weitere Informationen unter www.wittener-kneipennacht.de

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