Prof. Max Kratz erinnert mit Abendmahlszene an Christus
Kunstwerke von ihm sind in Witten mehrfach zu sehen
Vor 25 Jahren, am 2. Juli 2000, verstarb nach langer Krankheit der bekannte Künstler Max Kratz im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Düsseldorf. Für uns ein Anlass, seine beeindruckenden Kunstwerke hier in Witten neu zu erleben.
Geboren am 3. Mai 1921 in Remscheid durchlief der Bildhauer eine außergewöhnliche Route. Als gelernter Goldschmied entschloss er sich mit 20 Jahren, doch ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie zu beginnen. Allerdings wurde er schon nach dem ersten Semester zum Kriegsdienst einberufen und geriet im Januar 1945 in Kriegsgefangenschaft, die er in belgischen Zeltlagern verbrachte. 1946 ging es gottlob wieder in Freiheit weiter. Max Kratz setzte sein Studium fort, das er später als Professor höchst professionell abschloss. Zudem arbeitete er ab 1950 als freischaffender Künstler, dessen Werke übrigens nicht nur das Lob Gottes versinnbildlichen, sondern auch das reelle Leben hier auf Erden.
Prof. Max Kratz hat viele religiöse und profane Kunstwerke und Monumente im Ruhrgebiet, im Rheinland und im Bergischen Land geschaffen. Eins seiner bekanntesten ist die ›Steile Lagerung‹, ein Bergarbeiterdenkmal aus Bronze in der Essener Innenstadt aus dem Jahr 1989. Die Skulptur zeigt eine Szene in einem Flöz, in dem Bergleute ihre schwere Arbeit mit Hammer und Pickel verrichten. Genauso bekannt ist in unserer Region die Gestaltung der Volmarsteiner Martinskirche mit Betonfassade, Altarrückwand (Bronze), Leuchter (Bronze), Altarkreuz (Emaille) und Taufstein (Beton, Bronze, Kupfer) aus dem Jahr 1964. In der Pauluskirche Castrop-Rauxel, in der Auferstehungskirche Wanne-West und in der Thomaskirche Hamm-Wiescherhöfen befindet sich weitere beeindruckende Kirchenkunst von ihm.
Aber auch in Witten sind so einige eindrucksvolle Kreationen von ihm zu entdecken. So erschuf er 1977/1978 am neuen Turm der Martin-Luther-Kirche an der Ardeystraße das Glasstrukturfenster sowie im Innenraum den (schwebenden) Christus aus Bronze am Kreuz. Wer die Ardeystraße stadtauswärts fährt, kommt rechter Hand ganz nah an dem weißen Turm vorbei.
1976, ein Jahr zuvor, hatte Max Kratz im Neubau des Ev. Krankenhauses Witten für umfangreiche sakrale Kunst gesorgt: Da sind zunächst die vier Türgriffe an den Flügeltüren zur Kapelle im 1. Stock. Sie zeigen die vier liegenden Evangelisten Lukas, Markus, Matthäus und Johannes mit ihren zugeordneten Symbolen Stier, Löwe, Engel und Adler – ganz zutraulich als kleine Wesen in den Arm genommen. Dass die beiden Köpfe der Evangelisten, die zum Öffnen der jeweils linken Tür herhalten, im Laufe der Jahre langsam blank und hell wurden, ist ein Nebeneffekt, über den man immer wieder neu schmunzeln kann. Hier wird im wahrsten Sinne des Wortes das Evangelium ›begriffen‹!
Weiterhin schuf Kratz die fast menschengroße Skulptur ›Christo in Aegrotis‹ – auf Deutsch ›Christus in den Kranken‹ – vor dem Kirchraum im ersten Obergeschoss, in der ein größerer, starker Begleiter neben einem kleineren, schwächeren Menschen gezeigt wird. Das Besondere an dem Duo: Sie stehen so eng beieinander, dass es nirgendwo eine Trennlinie in der Bronze zu sehen oder zu fühlen gibt. Als drittes, unscheinbares Kunstwerk von Kratz hing viele Jahre in der Personalcafeteria (sic!) die kleine Personengruppe ›Die Speisung der Fünftausend‹ an einer Holzwand. Beeindruckend zu betrachten ist dabei der kleine Junge, wie er stolz einen Fisch zu den Erwachsenen hochhält und etwas sagen will. Inzwischen hängt die ›Speisung‹ (deutlich deplatziert) in der Sitzgruppe vor der Patienten-Aufnahme. 1985 folgte dann die Brunnenfigur ›Franz von Assisi – den Vögeln das Evangelium predigend‹ im Innenhof der Feierabendhäuser. Zusammen mit dem ein halbes Jahr zuvor errichteten Brunnen ist dieses Ensemble ziemlich unbekannt in Witten. (Übrigens: Am 4. Oktober, dem Namenstag des Heiligen Franziskus, wird weltweit von Tierschützern der Welttierschutztag begangen.)
Die letzte Wittener Auftragsarbeit von Max Kratz hängt im Lukas-Zentrum im Altarraum – wiederum in Bronze gestaltet. Sie heißt einfach ›Abendmahlszene‹. Als im Jahr 1990 die Diakoniegemeinschaft von Schwestern und Brüdern 100 Jahre alt wurde, finanzierte die ehemalige Schwesternschaft aus Eigenmitteln dieses stille und doch so narrative Kunstwerk, das genau im 90-Grad-Winkel hinter dem Altar an der Wand hängt. Es zeigt zweimal sechs Personen an einem langen Tisch, die von rechts und von links sich als die zwölf Jünger Jesus Christus zuwenden. Dieser sitzt in der Mitte von ihnen und feiert mit ihnen ein letztes Mal die Gemeinschaft beim Abendmahl, einen Abend vor seinem Kreuzestod.
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