Stadtmagazin Witten: In der Stadt

Kopenhagener Flair mitten in Witten

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Die Alte Feuerwache wird zum neuen Herzstück der Stadt

Wo einst Blaulicht flackerte, lebt es sich heute ganz entspannt in den Tag hinein. Die neue ›Alte Feuerwache‹ ist ein Ort mit Kopenhagener Flair mitten in Witten. Wir haben uns umgeschaut.

Ein neues Kapitel

Mit ihrer imposanten Ziegelfassade und dem charakteristischen Schlauchturm erzählt die alte Feuerwache an der Hauptstraße 62 Stadtgeschichte – und schreibt nun ein neues Kapitel. Wo bis Februar 2024 noch Feuerwehrwagen parkten, erschallt Kinderlachen. Aus der offenen Tür des Cafés dringt das Surren des Kaffeeautomaten. Mütter nippen an ihrem Cappuccino. Zwei Gäste unterhalten sich auf Englisch. Hinter den hohen Fenstern der denkmalgeschützten Industriearchitektur gehen kreative Köpfe ihren jeweiligen Tätigkeiten nach. Am 10. Mai 2025 wurde die Alte Feuerwache mit einem Fest eröffnet. Das Quartier verbindet kooperatives Arbeiten, kulturelle Begegnung und lebendige Nachbarschaft.

Vielfalt bringt Leben

»Unser Konzept setzt auf Vielfalt – denn genau das bringt Leben«, sagt Investor Henry Beierlorzer, der das Projekt gemeinsam mit seiner Frau Gabriele Heidner-Beierlorzer sowie seinem Sohn Arne Beierlorzer und Geschäftspartner Philip Asshauer entwickelt hat. Das Paar bringt reichlich Erfahrung mit: Sie betreute als Planerin unter anderem die Umnutzung der Zeche Zollverein in Essen, er war im Auftrag der ›Montag Stiftung Urbane Räume‹ für die KoFabrik in Bochum aktiv. »Obwohl wir schon ewig in Witten leben, haben wir über viele Jahre immer nur Projekte außerhalb der Stadt realisiert«, erzählt Henry Beierlorzer. Mit dem Eintritt ins Rentenalter kam der Wunsch, etwas Bleibendes in der eigenen Heimat zu schaffen. Als 2022 die Ausschreibung zur Neunutzung der Feuerwache veröffentlicht wurde, ergriffen sie die Chance: »Wir hatten sofort Lust, uns zusammen mit befreundeten Architekten etwas Schönes auszudenken.«

»Wir wollten die historischen Spuren unbedingt bewahren«

Der Kern des Komplexes rund um den Feuerwehrturm stammt noch von 1929. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde unter Wahrung der historischen Atmosphäre behutsam modernisiert: Zwei der ursprünglichen roten Rolltore blieben erhalten. Die übrigen sechs wurden durch bodentiefe Glastüren ersetzt, die viel Licht ins Innere lassen. Im Erdgeschoss befindet sich eine Schreinerei, daneben der Eingang zum Schlauchturm. »Damals wurden die Schläuche zum Trocknen über fünf Ebenen bis unter das Dach gezogen«, erklärt Henry Beierlorzer. Heute kann man vom Foyer aus durch eine Scheibe bis ganz nach oben blicken. Nachts wird der Turm atmosphärisch beleuchtet. »Wir wollten die historischen Spuren unbedingt bewahren.« Die Treppe eröffnet außerdem Zugang zum ersten Stock, wo nun ein Ballettstudio und Büroflächen untergebracht sind. »Kaum vorstellbar, wie dunkel und eng es früher hier war«, erinnert sich der Projektentwickler. Heute dominieren hohe Decken, großzügige Fenster und weite Räume.

Ein bunter Mix

In den 1950er- und 60er-Jahren wurde die Wache durch weitere Garagen und ein Verwaltungsgebäude ergänzt. Im rechten Teil der Anlage befindet sich heute ein charmantes Kaffeehaus mit angeschlossenem Studio, welches von der Cafébetreiberin für private Feiern, Meetings und Seminare vermietet wird. Der Raum soll aber auch gemeinnützigen lokalen Initiativen zugutekommen, die sich die Miete nicht leisten können. »Wir finanzieren daher ein Kontingent von 100 Stunden für eine kostenfreie Nutzung«, so Henry Beierlorzer. In der ehemaligen Verwaltung haben sich inzwischen zahlreiche kleine Unternehmen, Start-ups und FreiberuflerInnen eingemietet: Profis aus Handwerk, Grafik, Fotografie, Design, Kommunikation, Musikvertrieb, Beratung und Coaching sorgen für einen bunten Mix.

Blick in die Zukunft

Gegenüber der Wache, auf dem Gelände der farbenfrohen Blechgaragen, soll bald ein nachhaltiges Studentenwohnheim entstehen – mit Einzelappartments, WGs, ­Gemeinschaftsräumen und grüner Dachterrasse. Der Innenhof bleibt dabei das Herzstück des Ensembles. Er lädt zum Verweilen, Feiern und Spielen ein und wird bereits jetzt für kleine Freiraumaktionen genutzt, etwa mit dem benachbarten Kinderschutzbund. »Es ist ein tolles Gefühl, so etwas in der eigenen Stadt umzusetzen«, sagt Henry Beierlorzer. Er wohnt in Bommern und kommt oft mit dem Fahrrad vorbei. »Ich schaue regelmäßig nach dem Rechten, kümmere mich um die Anliegen der Mieterinnen und Mieter oder gönne mir eine Pause in unserem wunderbaren Café.«

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