Ein katholischer Heiliger vor einem evangelischen Altenheim
Ökumenisch seit 40 Jahren: Bronzeskulptur am Assisi-Brunnen
Als an dem bemerkenswerten Datum 13. März 2013 die Kardinäle im römischen Konklave Erzbischof Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst wählten, war die Überraschung perfekt: Erstmalig wurde ein Südamerikaner zum Oberhaupt der katholischen Kirche bestimmt. Die nächste Überraschung war, dass der Argentinier mit italienischen Wurzeln sich nun Franziskus I. nennt. Dass es in Witten einen Brunnen gibt, der ebenfalls nach dem italienischen Heiligen benannt ist, dürfte die meisten Wittener auch überraschen.
»Gott schuf alle Geschöpfe mit Liebe und Freundlichkeit, groß, klein, in menschlicher oder tierischer Form. Alle sind Kinder des Vaters und waren in seiner Schöpfung so perfekt, dass er jedem seine eigene Umgebung und seinen Tieren ein Zuhause voller Flüsse gab, schöne Bäume und Wiesen wie das Paradies selbst.«
Franz von Assisi
Genau 40 Jahre alt wird im April dieses Jahres die Brunnenfigur des Franziskus im Innenhof von Feierabendhaus 3. Sie steht etwas versteckt hinter dem Evangelischen Krankenhaus in nördlicher Richtung. Beim 95. Jahresfest des Diakoniewerkes Ruhr wurde sie 1985 vom damaligen Vorsteher Pastor Christoph Theurer enthüllt und der Öffentlichkeit vorgestellt.
»Tiere sind meine Freunde und ich esse meine Freunde nicht.«
Franz von Assisi
Geschaffen hat die Bronzefigur der Düsseldorfer Künstler Prof. Max Kratz (1921–2000). Sie zeigt den italienischen Mönch Franz von Assisi ›den Vögeln das Evangelium predigend‹. Die berühmte ›Vogelpredigt von Alviano‹ ist übrigens seine einzige überlieferte Predigt überhaupt. Sie wurde 100 Jahre nach Franzens Tod aufgeschrieben. Franziskus, der von 1182 bis 1226 lebte, gilt in der Evangelischen Kirche als sogenannter Vor-Reformator – genauso wie Jan Hus, Petrus Waldus und John Witcliff.
»Wo Liebe und Weisheit sind, gibt es keine Furcht oder Ignoranz.«
Franz von Assisi
Franziskus lebte als Sohn reicher Eltern konsequent in Armut und diente ebenso konsequent den ›Mühseligen und Beladenen‹. Durch ihn entstand eine neue Form des Mönchtums, das aus den engen Klostermauern in die Welt hineinging. Der naturverbundene und fröhliche Mann fühlte sich aber auch mit ›aller Kreatur‹ verbunden und forderte damals schon die Menschen auf, die Schöpfung Gottes zu bewahren. Franz von Assisi gilt aufgrund seines Wirkens auch als erster Tierschützer. Deshalb wird am 4. Oktober, dem Namenstag des Heiligen Franziskus, weltweit von Tierschützern der Welttierschutztag begangen.
»Liebe deine Feinde und tue denen, die dich hassen, Gutes.«
Franz von Assisi
Man könnte das Ensemble mit Statue und kleinem Teich auch ›Wittens unbekanntesten Brunnen‹ nennen, denn oft wird nach dem etwas versteckten Standort des (künstlichen) Brunnens gefragt. Im Sommer ist der stille Brunnen mit plätscherndem Wasser ein schattiger Platz und lädt zum Ausruhen und zum Gebet ein. Auch finden dann hier bei gutem Wetter samstags die Abendsegen zum Wochenschluss statt.
»Gott wünscht, daß wir den Tieren beistehen, wenn es vonnöten ist. Ein jedes Wesen in Bedrängnis hat gleiches Recht auf Schutz.«
Franz von Assisi
Gelegentlich gehen bezeichnenderweise die indischen Nonnen, die im Marien-Hospital ihren Dienst tun, den Weg zum Heiligen Franz in den Innenhof des Feierabendhauses. Sie sind Schwestern von den Konventen der Franziskanerinnen und der Josefschwestern. Der schöne Gruß der Franziskaner lautet übrigens: ›Pax et bonum‹. Auf Deutsch: Frieden und Gutes!
