Stadtmagazin Witten: Menschen

Wolfgang Busch veröffentlichte vor 15 Jahren sein einziges Buch

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Vor zehn Jahren verstarb der kongeniale Wittener Autor und Künstler

»Davon habe ich lange geträumt – und nun ist es da: mein erstes Buch. Was will man mehr?«, sagte Wolfgang Busch 2009 zu seinem Erstlingswerk. Spät, aber nicht zu spät, hatte er als Rentner seinen Traum verwirklicht – im Eigenverlag mit Lyrik, Prosa und Linolschnitten. ›Mensch Grille‹ heißt es und reproduziert eine Auswahl seiner Werke aus drei Jahrzehnten – versehen mit anekdotischen Anmerkungen auf 128 Seiten.

Stets ein Menschenfreund

Wolfgang Busch war fast 30 Jahre lang Oberarzt der Anästhesie im Ev. Krankenhaus Witten. Hier an der Schnittstelle zwischen Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit hat er gearbeitet und unzählige Wittener mit Narkosen betreut und schmerzfrei gemacht – oft ohne dass sie seine Fürsorge und Aufmerksamkeit überhaupt bemerkt haben. Auch hier in der Klinik – nahe bei Sorge und Trauer – ist Busch stets ein Menschenfreund gewesen.

Von der Ameise zur Grille

Neben dem Berufsalltag war er schon seit jungen Jahren Lyriker (Prosa fand er schwieriger), Musiker und bildender Künstler von Linolschnitten. Als Sinnbild für sein Künstler-Ich hatte er die Grille gewählt – ein Gegenpol zur fleißigen Ameise in der Klinik. Über Jahre hat er sich in diesem Prozess beobachtet und meinte mal: »Was für eine Zeit, in der der Langsame schon gegen den Strom schwimmt.« Wolfgang Buschs drittes Standbein war die Leseecke der Volkshochschule Witten|Wetter|Herdecke, die er rund zehn Jahre lang mit seiner Frau Rieke moderierte. Aber nicht nur moderierte, sondern mit ihr im Doppelpack auch gebrütet, geplant und gestaltet hatte. Gemeinsam hatte das Ehepaar diese Reihe mit Literatur und Musik zum Erfolg geführt. Hier hatte sich in Wittens guter Stube ›Haus Witten‹ ein Kreis von Literatur-Freunden gebildet, der weit über die Grenzen der Ruhrstadt wegen seiner Qualität und Atmosphäre einen guten Ruf genoss.

Bedürfnis nach Nachdenklichkeit

»Was ist schöner?«, fragte Wolfgang Busch die Zuhörer im Konzertsaal 2010 bei seinem Abschied als Organisator: »Ankommen oder abfahren?» Und bedankte sich bei dem stets freundlichen und netten Publikum. »Ich habe hier das Bedürfnis der Menschen nach Nachdenklichkeit verspürt«, konstatierte er. Seine letzte per farbiger Postkarte verschickte Einladung nannte Busch ›Hinter jedem Türchen steckt ein Spiegelchen‹.

Wolfgang Busch mit seiner Affinität zu Christentum und Anthroposophie wohnte in seinen letzten Lebensjahren in der Küsterwohnung der Schöpfungskirche in Durchholz – in Wittens ruhigem und südlichstem Stadtteil, wo auch die 2019 verstorbene Künstlerin Anne Bahrinipour in seiner Nachbarschaft lebte. Drei Jahre nach seinem Tod erschien 2017 in dem Buch ›Orpheus in der Arbeitswelt‹ von der Schriftstellerin Marianne ›Nanni‹ Koch noch die Geschichte ›Der Mann am Weg‹, die die beiden Schriftsteller gemeinsam, aber abwechselnd geschrieben hatten.
Schließlich sei auch auf sechs vorgetragenen Prosastücke hingewiesen, die Busch im krankenhauseigenen RuhrstadtStudio mithilfe von Marek Schirmer aufgenommen hat und auch heute im Internet abrufbar sind. Auf dem schmalen Lesezeichen, das seinem Buch als eine Art Inhaltsverzeichnis beigelegt ist, schreibt er: »Um das alles unter einen Hut zu bringen, bräuchte ich schon einen Sombrero.« Und in seiner Geschichte ›Mein Lebenslauf in Bewegung‹ schließt er mit den Worten: »Auf der Rückfahrt im Bus sitze ich ganz vorne rechts hinter dem Fahrer. Gedankenverloren folge ich seinen runden Bewegungen.«

Wolfgang Busch starb am Epiphaniastag 2014, dem Erscheinungsfest des Herrn, im Alter von 66 Jahren.

Die sechs Prosastücke von Wolfgang Busch sind abrufbar unter
www.busch-grille.de/tonaufnahmen.html

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