Stadtmagazin Witten: In der Stadt

600 Jahre Zwiebelkirmes – lebendige Legende

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Vom religiösen Festzug zum rasanten Kirmestrubel, vom Pharao zum Zwiebelstrangzieher …

Wir alle freuen uns auf ein wahrlich sagenhaftes Jubiläum: 600 Jahre Zwiebelkirmes! Spaß und Freude verbinden wir alle seit jeher mit dem lebendigen Event, aber auch Kultur und Brauchtum prägen die traditionellen Wittener ›Feiertage‹.

Ursprünglich spielte die Zwiebel bei der Veranstaltung allerdings keine Rolle. Vielmehr liegt deren Ursprung in einer kirchlichen Prozession des späten Mittelalters. Seit 1422 trug die geistliche Brüderschaft – ›Congregatio et memoria fratrum et sororum Beatae Mariae Virginis‹ – Sorge um ein wundertätiges Marienbild, welches von nun an jedes Jahr freitags nach dem 1. September, dem Gedenktag des Heiligen St. Aegidius, durch Wittens Straßen getragen wurde. Wie allgemein üblich, änderte sich im Laufe der Zeit allerdings die Bezeichnung: Aus der Kirchmesse wurde die Kirmes, die Ägidienkirchmesse wurde zur Ägidienkirmes.

Peu à peu wandelte sich auch der religiöse Festzug, wurde größer und vielseitiger. Eine nicht zu unterschätzende Rolle kann eventuell gespielt haben, dass nach der Reformation kaum noch Katholiken in unserer Region lebten, und für evangelische Menschen Heiligen-Gedenk- und Namenstage eine immer geringere Rolle spielten. Wesentlich war aber nach wie vor für alle die Tradition des Miteinanders: Freude haben, trödeln, einkaufen … Bei letzterem war insbesondere die Zwiebel – da die Kirmes zur Zeit ihrer Ernte stattfand – ein absoluter Verkaufsschlager und wurde im 19. Jahrhundert zum neuen ›Namensgeber‹ des spätsommerlichen Jahrmarkts. Gut, die tolle Knolle kann dadurch nicht heiliggesprochen werden, aber es ist schon bemerkenswert, auf welch imposante Tradition sie selbst zurückschauen kann.

Schon im alten Ägypten wurde die Zwiebel als Symbol des ewigen Lebens verehrt. Grund war ihre einzigartige Schichtstruktur mit konzentrischen Ringen ohne Anfang und Ende. In vielen Pharaonengräbern wurden später Abbildungen und Reste von Zwiebeln unter den Grabbeigaben entdeckt. Womöglich glaubte man, ihr scharfes Aroma könne Tote zum Leben erwecken. Andere Quellen besagen, dass damals Arbeiter beim Bau der Pyramiden sogar mit Zwiebeln bezahlt wurden. Der Siegeszug der Zwiebel setzte sich auch in Europa fort: So sollen sich die römischen Gladiatoren mit Zwiebelsaft eingerieben haben, um ihre Muskeln zu ölen. Im Mittelalter wurde das Lauchgewächs als Heilpflanze in Klostergärten kultiviert. Manche Menschen trugen sogar Zwiebel-Amulette zum Schutz gegen die Pest. Ob diese Maßnahmen von Erfolg gekrönt waren, ist nicht überliefert.
 
Feststeht jedoch, dass die Zwiebel bei uns in Witten kulinarisch, insbesondere aber ›rummel-technisch‹, nach wie eine außerordentliche Rolle spielt, sei es beim historischen Zwiebelumzug oder bei knolligen sportlichen Herausforderungen wie Zwiebelsackträgerstaffellauf und Zwiebelstrangziehen. Und auch dieses Jahr finden die heißgeliebten Wettbewerbe wieder statt – und vieles mehr! Fazit: Wir dürfen uns auf vier wunderbare Kirmestrubeltage vom 30. August bis zum 2. September freuen!

 

Sie haben Lust …

… auf erlebnisreiche und zauberhafte Zwiebelkirmes-Rückblicke? Dann empfehlen wir das Buch ›De Wittener groute Kirmes‹ von Ursula Heinrichs-Gertlowski und Gudrun Dönhoff-Aufermann. Das ›Kirmes-Wunderwerk‹ (herausgegeben 2019) ist erhältlich über die Homepage der Wittener Stadtmarketing GmbH:
www.stadtmarketing-witten.de/einkaufen-geniessen

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