Stadtmagazin Witten: Sport und Freizeit

Raus ins Grüne

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Radeln mit dem ADFC

Die Sonne scheint, der Himmel strahlt, und selbst die Paketboten tragen an diesem schönen Frühlingstag ein entspanntes Lächeln im Gesicht. Perfektes Wetter für Susanne Rühl, die zum Interview mit dem Fahrrad erscheint – wie es sich für die Sprecherin des ADFC gehört. »Ich wohne ganz in der Nähe und könnte wahrscheinlich sogar laufen, aber das würde mir nicht im Traum einfallen«, verrät die Landschaftsarchitektin mit einem Schmunzeln. »Ich mache eigentlich alles mit dem Rad.«

Quer durch Europa und die Welt

Susanne Rühls Karriere als passionierte Hobbyradlerin begann 1983 mit Mitte zwanzig und einer verrückten Idee. »Ich hatte mein erstes Trekkingrad gekauft und überredete eine Freundin zu einem dreiwöchigen Roadtrip durch Deutschland. Das war schon ziemlich abenteuerlich. Zu der Zeit gab es ja noch keine Funktionsbekleidung, keine Hightech-Zelte und keine Handys. Doch wir haben damals Feuer gefangen.« Es folgten Radreisen quer durch Europa. Später standen dann auch Neuseeland, Alaska und der Grand Canyon auf dem Programm. Nicht zu vergessen die zahlreichen Touren, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club seit 1989 in Witten und Umgebung organisiert. Über 8.500 Kilometer hat Susanne Rühl allein im vergangenen Jahr im Sattel zurückgelegt – nach eigenen Angaben doppelt so viele wie mit dem Auto.

»Wer in der Stadt Fahrrad fährt, braucht Mut«

16 Jahre engagierte sie sich als Vorsitzende des ADFC Kreisverbandes Ennepe Ruhr für die Belange der Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer. Den Posten gab sie Anfang 2024 auf. Als Sprecherin der neu gegründeten Wittener Ortsgruppe setzt sie sich aber auch weiterhin für die Infrastruktur für das Fahrad und den Fortschritt der Verkehrswende in Witten ein. Dabei stehen ihr Andreas Müller (Fahrradbotschafter) und Andreas Redecker (VCD Ennepe-Ruhr) zur Seite. »Mit der Note 4,5 hat Witten beim letzten bundesweiten Fahrradklimatest im Jahr 2022 sehr schlecht abgeschnitten«, berichtet Susanne Rühl. Die Bewertung spiegelt auch ihre eigene Erfahrung wider. »Wer in der Stadt Fahrrad fährt, braucht Mut – und eine gewisse körperliche Präsenz im Straßenverkehr.« Zum Glück gibt es einen Lichtstreif am Horizont.

Es bewegt sich was!

»Seit 2019 haben wir ein tolles Radverkehrskonzept und seit 2021 sogar eine städtische Radverkehrsbeauftragte, mit der wir als Verein in regem Austausch stehen. Die Umsetzung der Vorhaben müsste allerdings schneller vorangehen. Aber da ich früher selbst bei einer Stadtverwaltung gearbeitet habe, weiß ich, dass Abstimmungen langwierige Prozesse sind und gute Ideen oft durch starre Gesetzeslagen erschwert werden.« Immerhin: Es bewegt sich was! Die gefährliche Kreuzung in Bommern wurde inzwischen sicherer gemacht, die lang ersehnte Brücke am Rheinischen Esel endlich eröffnet. Am Hauptbahnhof kam eine überdachte Abstellanlage hinzu. »Von einem Komfort wie in Holland oder Dänemark sind wir bei uns – wie in ganz Deutschland – noch weit entfernt«, sagt Susanne Rühl. »Doch Meckern hilft niemandem. Wir sind an konstruktiven Lösungen interessiert. Ich wäre schon zufrieden, wenn die bisher geplanten Maßnahmen umgesetzt würden und man an relevanten Kreuzungen nicht mehr so oft überlegen müsste, wie man eigentlich fahren soll. Schlussendlich geht es um die Verbesserung der Sicherheit.«

»Wenn der Hutlattich am Wegesrand blüht«

Unabhängig davon, dass der Wechsel vom Auto aufs Fahrrad bei Alltagserledigungen gelebter Klimaschutz ist, bietet sich das Radeln in Witten aber natürlich auch als gesunde Freizeitbeschäftigung an. »Bei mir kommt wohl beides zusammen«, lächelt Susanne Rühl. »Einerseits möchte ich meinen CO2-Abdruck verringern. Gleichzeitig habe ich meinen sportlichen Antrieb und bin gerne draußen in der Natur. Hat man das ›Verkehrsgedrubbel‹ erst einmal hinter sich, kann man die Gedanken wunderbar schweifen lassen. Man nimmt die Umgebung ganz anders wahr, als man es mit dem Auto je könnte. Wenn der Huflattich am Wegesrand blüht, weiß ich, dass Frühling ist. Und das Beste: Am Ziel muss ich nie lange einen Parkplatz suchen, sondern kann direkt bis zur Tür vorfahren.«

Tourentipps

Ihre Empfehlung für Fahrradbegeisterte in Witten: eine Tour über den Ruhrtalradweg mit Fahrt auf der Fähre und Einkehr im Zollhaus. Wer unterschiedliche Strecken in der Region kennenlernen und nicht alleine unterwegs sein möchte, kann sich den zertifizierten Tourenleitern des ADFC anschließen. Die offenen Feierabendtouren starten immer dienstags um 18 Uhr am Saalbau. Eine Mitgliedschaft im ADFC ist nicht erforderlich, und die Teilnahme ist kostenlos. Darüber hinaus organisiert der Club geführte Tagestouren, die in der Regel sonntags stattfinden und zum Teil anmeldepflichtig sind. So geht es am 25. Mai zur Halde Hoheward. Dann wird sich auch Susanne Rühl wieder auf den Sattel schwingen.

05.05. · 14.45 Uhr · Kornmarkt · Kidical Mass · Kinder-Fahrraddemo
26.05. · 10 Uhr · Saalbau · Radtour zur Halde Hoheward
Alle Infos & Anmeldung: touren-termine.adfc.de · ennepe-ruhr.adfc.de

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