Ohne Kloß nix los …
›Morgens rund, mittags gestampft, abends in Scheiben. Dabei soll’s bleiben: Es ist gesund!‹ (Johann Wolfgang von Goethe).
O ja. Klöße waren für mich von klein auf die absolute Lieblingsbeilage. Wobei Beilage? Nein! So sehr ich Urgroßmutters fantastischen Sauerbraten genossen habe, erst ihre Kartoffelklöße – ähnlich wie Thüringer Klöße aus einem Drittel gekochter und zwei Dritteln roher Kartoffeln – haben ihn aus meiner Sicht damals perfekt gemacht. Und wenn am nächsten Tag kein Fleisch mehr da war, sondern nur etwas Soße und drei, vier Knöllchen – hurra! Die Klöße wurden in der Pfanne angebraten und mit ›Tick-Tack-Ommis‹ grandioser Sauerbratensoße zusammen genossen. Eine absolut runde Sache!
Köstliches ›Arme-Leute-Essen‹
Im Laufe der Zeit habe ich so einige weitere Kloßvarianten kennen- und schätzen gelernt: Semmelklöße, Fleisch- und Fischklöße, Marillen- und Germknödel sowie den außergewöhnlichen Serviettenknödel nach dem Rezept von Rik, einem engen österreichischen Freund … Ja, Klöße haben mancherorts seit langem eine kulinarische Tradition! Insbesondere in Thüringen sind sie weit mehr als ein kleines ›Leckerchen‹, vielmehr bilden sie einen wichtigen Bestandteil der regionalen Kultur. Ursprünglich dienten die schmackhaften Bällchen als einfaches ›Arme-Leute-Essen‹ – mitunter während der ganzen Woche in aufgewärmter oder gebratener Form als Mittags- oder Abendmahl und Brotersatz. Interessanterweise wurde durch die Verwendung roher Kartoffeln die Vitaminmangelkrankheit Skorbut praktisch ausgerottet. Peu à peu fanden die Knollen aber dann den Eingang in die bürgerliche Küche. Auch Johann Wolfgang von Goethe hat schon als Kind Klöße sehr gemocht – und nicht nur er. Interessante Informationen und Kuriositäten hierzu finden sich im Thüringer Kloßmuseum, eröffnet im Jahr 1999. Dass man dieses unbedingt mal besuchen sollte, wenn man in der Nähe ist, ist doch klar wie Kloßbrühe!
Klar wie Kloßbrühe?
Doch stopp! Die Kloßbrühe hat mit Klößen nicht das Geringste zu tun. Nein! Vielmehr geht die altbekannte Redensart zurück auf das Wort ›Klostersuppe‹. Mönche und Nonnen haben in den vergangenen Jahrhunderten meist extrem zurückgezogen hinter Klostermauern gelebt, und ihre Ernährung hatte klare Vorgaben. Sie durfte nicht der Völlerei dienen, Körper und Geist auf keinen Fall belasten. Insbesondere in den Fastenmonaten galten noch strengere Regeln. In diesen Phasen wurde die sogenannte Klostersuppe serviert: eine klare und sehr dünne Bouillon ohne Einlagen, die den Blick bis zum Boden des Tellers durchließ. Diese Brühe ließ keine Fragen offen.
Aller guten Dinge …
Wir freuen uns, Ihnen heute unsere Lieblingsrezepte präsentieren zu dürfen, darunter auch oben den erwähnten heiß geliebten Serviettenknödel. Doch spontan kam noch ein weiteres Schmankerl dazu. Der Kollege geriet beim Austausch über den Artikel geradezu ins Schwärmen und flashte auch mich mit seiner, für mich völlig neuen und unbekannten Variante: dem Südtiroler ›Knödel-Tris‹ – ein grün-rot-weißes Trio mal mit Spinat, mal mit roter Bete und mal mit Käse. Und wieder zeigt sich: Ob Semmel- oder Kartoffelkloß in unterschiedlichsten Spielarten – Knödel lassen sich noch mit ganz anderen Zutaten zaubern und bieten die perfekte Vor-, Haupt- und Nachspeise. Von daher: Auf die Plätze, fertig – Kloß!
Kloß oder Knödel?
Das vor allem in Nord-, Mittel- und Westdeutschland verbreitete Wort Kloß stammt vom althochdeutschen ›kloz‹ für ›Klumpen, Knolle, Kugel‹ ab und ist verwandt mit ›Klotz‹ und ›klotzig‹.
Im süddeutschen Raum, in Österreich und Südtirol ist hingegen die Bezeichnung Knödel üblich, ein Teil eines großen Stamms deutscher Wörter, die mit dem Anlaut ›kn‹ eine Verdickung ausdrücken wie Knoten, Knolle, Knauf und Knopf. Interessanterweise wird je nach Region mal der oder das Knödel gesagt. Egal – bei uns geht es heute um DIE Knödel!