Stadtmagazin Witten: Kunst und Kultur

Theatre Art Absurdum

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Eine kleine Bühne, ein Sarg und große Themen

Zunächst wollte man das Projekt auf eigene Faust betreiben, doch mittlerweile genießt die Institution sogar eine öffentliche Förderung. »Im Frühjahr 2022 kam Josha Denzel zu mir, er ist mittlerweile 1. Vorsitzender des Wiesenviertel e. V. Er hatte mitbekommen, dass ich im Hinterhof der Steinstraße 7 angefangen hatte, ›etwas zu machen‹. Ihn interessierte nun, was. Ich habe ihm meine Idee skizziert, und er hat vorgeschlagen, dass ich mich einer Förderung anschließe, damit das Ganze nicht nur auf ›meinen privaten‹ Beinen steht, sondern auch strukturell eine Grundförderung bekommt und dieser Ort damit auch das hat, was Menschen aus diesem Viertel brauchen«, erzählt Giacomo Rollke.

Aufgrund strenger Regelungen sei es in Witten leicht, mit Straßenkunst eine Ordnungswidrigkeit zu begehen, so der ausgebildete Veranstaltungskaufmann. Daher ist seine Idee, einen sicheren Ort zu schaffen, »an dem man sich ausprobieren kann, an dem man kreativ werden kann, an dem man sich trifft. Und im besten Fall trägt man diese Professionalität, die man sich dort erarbeitet, dann nach außen.« Der Event-Manager ordnet gleichzeitig ein: »Wir sind erst einmal ein Erprobungsraum und keine richtige Theaterbühne, wie es vielleicht das vielleicht das ›Roxi‹ im Hinterhof des ›Knut’s‹ ist oder die WERK°STADT oder der Saalbau, wo es richtige, professionelle Bühnen gibt.« Aber man müsse ja irgendwo klein anfangen, meint er.

Deko-Sarg weckt Interesse

Wie es zu der Idee kam, den Ort in einem Hinterhof des Wiesenviertels aufzubauen, hat einen ungewöhnlichen Hintergrund, erzählt der 34-Jährige. Der Vermieter des Raumes sei Michael Kapmeyer, Inhaber des Stoffladens ›Naturtuche‹, dessen Lagerräume zum Teil leer gestanden haben. Früher sei dort eine andere Initiative angesiedelt gewesen, die die Corona-Zeit jedoch nicht überlebt und die Räumlichkeiten ›mit Inhalt‹ hinterlassen habe. »Michael hat dann als Vermieter versucht, das Material, was dort war, loszuwerden. Unter anderem einen Deko-Sarg. Das ist ein riesengroßer schwarzer Sarg mit Deko-Elementen. Er sieht schon fast aus wie ein echter. Wir haben gesehen, dass Michael, er ist ein Freund von mir, den Sarg im Internet angeboten hat, und sind hingefahren. Wir – Helene Erftenbeck und ich – haben uns diesen Sarg angeguckt, haben uns diesen Raum angeschaut und hatten eine Vision. Einmal die Vision, diesen Sarg haben zu wollen – es ist ein cooler Deko-Gegenstand, und vielleicht auch ein cooles Regal – aber der Raum drumherum hatte auch Potenzial«, schwärmt der heutige Theaterbetreiber. »Ich glaube, dass die wenigsten Leute dieses Potenzial gesehen haben, denn der Zustand des Raumes war katastrophal. Alles war ›zugetagged‹ mit Graffitis …« Bei ihrem Besuch erkannten die beiden in dem Ort das Potenzial, einen Spielort daraus zu machen. »Diese Vision hätte vermutlich niemand anderes gehabt«, meint Giacomo Rollke.

Müll als Ressource

Bei der anfänglichen Aufräumaktion seien zunächst etwa eine Tonne Schrott, Müll und Sperrmüll aus den Räumen entfernt worden, um eine Grundlage zu haben, darin zu arbeiten. Nach der Entrümpelungsaktion wurden Wände und Fußböden gestrichen, eine Bühne mit einer Wendeltreppe gebaut und eine Bestuhlung mit 20 Sitzplätzen eingerichtet. Und dies zum größten Teil aus Materialien, die von der vorherigen Initiative noch vorhanden waren und so wiederverwertet, verarbeitet oder umfunktioniert werden konnten.

Kreative Namensgebung

Mit der ›Ressource Müll‹ hat auch die Namensgebung des Theaters zu tun, wie Helene Erftenbeck erklärt. Denn der Arbeitstitel des Projektes sei anfangs ›Bums‹, abgeleitet von ›Dings Bums‹ gewesen. Auf Anraten der Verantwortlichen des Wiesenviertelvereins wurde ein Name gesucht, der seriöser und familienfreundlicher klingen würde als ›Bums-Theater‹ oder ›Bums-Bar‹, die zwischenzeitlich ebenfalls angedacht gewesen sei. Auch die Idee der 30-Jährigen, dem Begriff ›Bums‹ die Bedeutung ›Bühnenkunst und musische Spielarten‹ zu unterlegen, habe als Name für das Theater nicht bei allen Beteiligten Anklang gefunden. »Schließlich habe ich den Titel meiner Abschlusskollektion in der Modeschule gewählt, die den Ansatz hatte, aus der Ressource Müll, die auf dieser Welt überinflationär vorhanden ist, etwas zu erschaffen, um den Punkt zu machen, dass das Letzte, was wir brauchen, mehr Mode ist. In dieser Kollektion habe ich das sehr deutlich gemacht, indem ich alte Stoffe aus Overstock-Beständen neu bedruckt habe.« Die eigentümliche Schreibweise des Namens ›Theatre Art Absurdum‹ ist wiederum eine Hommage an den Film ›Die Abenteuer von Buratino‹ von 1975, ein Lieblingsfilm der Modedesignerin, in dem auch das Glück, ein eigenes Theater zu besitzen, eine Rolle spielt.

Was geplant ist

Mittlerweile haben Gründerin und Gründer des Theaters eine kleine Gruppe ehrenamtlich tätiger Menschen zusammengebracht, die sich auch als ›BumS-Kollektiv‹ bezeichnen. Neben einer Poetry-Slam-Reihe, die im August starten wird, sind eine offene Bühne, Auftritte von Musiker*innen, eine Kunstausstellung sowie ein Kunstprojekt geplant, bei dem die seit 1981 geschaffene Videokunst der etablierten Künstlergruppe ›Leuchtstoffkollektiv‹ mit der Musik studentischer DJs zusammengebracht werden soll. Für das kommende Jahr ist die Gründung eines Wandervarietés geplant, dessen Proben im Theater in der Steinstraße stattfinden sollen.

Marcus Dittrich

›Kurz und klein‹ im Theatre

Am 31. August 2023 soll das Format ›kurz & klein‹ im Theatre Art Absurdum Premiere feiern. In der von der Kunstbühne ausgerichteten Veranstaltung präsentieren sich drei Poet*innen mit insgesamt sechs Texten, untermalt und ausgeschmückt von absurden Elementen. Durch den Abend wird Winfried Dittrich führen. Am Veranstaltungsort stehen 20 Plätze für Zuschauende zur Verfügung, zu deren Reservierung eine Anmeldung per E-Mail erforderlich ist. Der Eintritt ist frei.

Auftakt der Veranstaltung wird ab 19 Uhr ein Meet&Greet in Benno’s Brauhaus in der Hammerstraße 4 sein. Eine halbe Stunde später beginnt der Wettbewerb auf der Bühne des Theatre Art Absurdum.

Für den 10. September ist eine ›OPEN STAGE‹ geplant, bei der die Bühne allen Interessierten offensteht.

Theatre Art Absurdum

Steinstraße 7 · 58452 Witten  
Kontakt: theatreartabsurdum [at] gmail.com

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