»Wer lacht, der braucht ein offenes Herz«
Im Gespräch mit Erasmus Stein
Als Comedy-Zauberkünstler ist der gebürtige Wittener Erasmus Stein weltweit unterwegs – derzeit aber regelmäßig in der Heimatregion zu sehen: Im Bochumer Varieté et cetera moderiert der ›Wirbelwind‹ die ganz besondere Show ›I am what I am‹. Grund genug, mal wieder mit dem sympathischen Magier und Menschenfreund zu plaudern.
»Magische Zeiten? Während der letzten Jahre lief ja so einiges anders – insbesondere in der Kultur- und Künstlerszene. Wie lief’s bei dir?«
»Puh, das war ein wilder Ritt der Emotionen. Rückblickend habe ich mich aber ganz gut durchgeschlagen und darf gar nicht jammern. Als kreative Lösungen in der Krise habe ich viele Shows in Autokinos organisiert und gespielt, habe zahlreiche Open-Air-Shows gespielt. Außerdem war ich dank meiner speziellen coronakonformen Zaubershow sehr viel auf Kreuzfahrtschiffen gebucht. Ich habe also Glück im Unglück gehabt.«
»›Coronakonforme Zaubershow‹? Was genau heißt das?«
»Eine Zaubershow ohne Beteiligung der Zuschauer und unter Berücksichtigung aller damaligen Hygiene-Auflagen wie z. B. der Abstandsregeln, Maskenpflicht, Testpflicht und, und, und. Eine echte kreative Herausforderung! Ich bin aber froh, mich sehr früh darum bemüht zu haben, ein passendes Programm anbieten zu können, das war eine Marktlücke und hat mir zahlreiche Shows beschert. Ich war einer der wenigen Magier im deutschsprachigen Raum, der eine solche Show zeitnah in der Pandemie angeboten hat. Das Ergebnis waren neben den Shows in Autokinos zahlreiche Kreuzfahrt-Engagements in 2020 für AIDA, TUI und Costa, sowie rund 50 Shows bei Circus Flic Flac in Kassel Ende 2021.«
»In unserem letzten Interview im Sommer 2020 sagtest du folgendes: ›Dieser ganze Wahnsinn mit Abstand, Maske und Angst wird auch unsere Gesellschaft und das Miteinander verändern. Ich merke ja selbst, wie verbissen und schlecht gelaunt die Leute gerade oft sind, und das besorgt mich.‹ Haben sich deiner Meinung nach deine damaligen Sorgen bewahrheitet?«
»Inzwischen schaue ich wieder in viele fröhliche Gesichter, und Corona scheint vergessen zu sein. Das Publikum gewöhnt sich langsam wieder an Ausgehen und Shows. Ich spüre eine Sehnsucht nach Begegnung mit Menschen und Live-Entertainment. Das stimmt mich fröhlich. Dennoch müssen einige Kollegen derzeit noch oft Shows oder gar ganze Tourneen wegen mangelndem Kartenvorverkauf absagen. Also mein Tipp: Geht raus, kauft Tickets und habt Spaß. Comedy, Kabarett, Shows sind live am besten!«
»Du warst ja, wie du erwähnt hast, viel unterwegs auf Kreuzfahrtschiffen. Wo ging es hin? Welche Orte haben den Zauberer besonders verzaubert und warum?«
»Die traurige Wahrheit ist: Während der Pandemie durften weder die Gäste noch ich als Magier das Kreuzfahrtschiff verlassen. Daher habe ich die griechischen Inseln, den Stockholmer Schärengarten, die kanarischen Inseln oder die italienische Küste nur von der Reling aus gesehen. Verrückte Pandemiezeit.«
»Bühne ist ja vermutlich nicht gleich Bühne. Hannover, Hamburg, Wien, Zürich und natürlich in der alten Heimat Witten … Du hast das Publikum ja an zahlreichen Orten mit deiner ganz eigenen Mischung aus Witz und Wunder geflasht. Wie schnell fühlt man sich auf welcher Bühne wohl, wie unterschiedlich reagiert das Publikum auf den aus Witten stammenden Wirbelwind?«
»Da gibt es sicher regionale Unterschiede. Aber viel wichtiger ist, ob die Zuschauer in grundsätzlich guter Stimmung sind. Also ob die Anreise stressfrei war, ein Parkplatz am Theater zur Verfügung stand, das Wetter gut und der Service nett, das hat alles Auswirkungen. Wer lacht, der braucht ein offenes Herz.«
»Offiziell bist du nun Essener. Was in bzw. an deiner alten Heimat Witten hat dich geprägt, und welchen Bezug hast du heute noch zu dieser Stadt?«
»Witten ist meine Geburtsstadt, und ich bin dort aufgewachsen. Ich habe viel in Witten erlebt, und viele meiner Vorbilder oder prägende Persönlichkeiten leben heute noch in Witten. Allen voran z. B. mein Zauber-Mentor Burkhard Overkamp. Diesem Wittener bin ich bis heute dankbar, dass er mir die Grundlagen der Magie beigebracht hat und mich damals zum Magischen Zirkel von Deutschland e. V. gebracht hat. Das hat mich und meinen Lebensweg nachhaltig beeinflusst.«
»Zurzeit moderierst du die neue Show im Bochumer Varieté et cetera. Erzähl: Wie ist die Show?«
»WOW, diese Show ist wirklich was ganz Besonderes. Sie setzt ein Zeichen für Vielfalt, Respekt und Toleranz. Viele der Artisten waren vorher noch nie in Deutschland bzw. in Europa. Wir haben eine sehr bunte und diverse Truppe auf der Bühne, so ist unter anderem ein Duo aus Ecuador dabei, das an den Haaren hängt, oder ein Artist mit Krücken, der meisterliche Handstände präsentiert. Tameru Zegeye aus Äthiopien ist mein Held mit Handicap. Den Mann müsst ihr erlebt haben ... Wahnsinn!«
»Ja, dann wünschen wir dir doch noch weiterhin wahnsinnig zauberhafte Zeiten – toi, toi, toi!«
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