Stadtmagazin Witten: Kulinarische Reise

Rhabarber

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›Barbarisches‹ Gemüse mit Superkraft

Manche Lebensmittel verfügen über eine Art magische Superpower. Rhabarber zum Beispiel. Für die einen ist er einfach nur sauer. Für andere jedoch entfalten sich beim Genuss kaleidoskopartige Geschmacks- und Bildwelten: Der Frühling ist da, im Garten riecht es nach Erde und frisch gemähtem Gras, man beißt tapfer in eine rohe Rhabarberstange und zwingt sich, nicht das Gesicht zu verziehen, während man sich heimlich schon auf den überzuckerten Kompott von Oma Else freut.

Fein, fruchtig, frisch

Es wäre aber zu kurz gedacht, die leuchtend roten Stängel mit den dicken, grünen Blättern auf ein paar nostalgische Kindheitserinnerungen zu reduzieren. Tatsächlich ist Rhabarber auch in der modernen Küche vielfältig einsetzbar und bestens geeignet, um süßen wie herzhaften Speisen eine frische Note zu verleihen: sei es als feinfruchtige Schicht zum Aufpeppen von Tiramisu und anderen sommerlichen Desserts, als exotischer Begleiter von isländischen Fischgerichten oder als spritzig säuerliche Note in einem Hähnchencurry der etwas anderen Art. Ein kleines, aber feines Highlight, das zum Abschluss jeder Mahlzeit passt und sich auch auf Gartenpartys beständiger Beliebtheit erfreut, ist selbst gemachter Rhabarberlikör mit Vanille.

Ursprung im Himalaya

Obwohl Rhabarber häufig wie Obst zu Kuchen, Nachspeisen oder Marmelade verarbeitet wird, handelt es sich botanisch betrachtet um ein Gemüse. Dieses wurde bereits vor Tausenden von Jahren im Himalaya angebaut. Die Alten Römer brachten das Gewächs nach Europa und tauften es nach den Menschen, von denen sie es bekommen hatten: ›rheum barbarum‹, was platt übersetzt so viel wie ›barbarische Wurzel‹ bedeutet. Dazu muss man aber wissen, dass der Begriff Barbar, wenngleich er das antike Überlegenheitsdenken zeigt, dereinst noch kein Schimpfwort im Sinne von brutal oder unmenschlich war: Er diente schlicht zur Bezeichnung aller ausländischen, fremdsprachlichen Völker außerhalb des römischen Reiches.

Vitaminreich und kalorienarm

Bis heute ranken sich um den Rhabarber allerhand Mythen, die ihn wechselweise als hochgiftig darstellen oder ihm wundersame Heilkräfte zusprechen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Fakt ist, dass die knackigen Stiele viele gesunde Vitamine und Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen enthalten, verdauungsfördernd wirken und mit einem niedrigen Zuckergehalt punkten, wodurch sie sich ausgezeichnet für gesunde, kalorienarme Nachtische eignen. Fakt ist aber auch, dass man Rhabarber wegen der enthaltenen Oxalsäure nicht zu spät ernten und möglichst nicht roh verzehren sollte.

Ist Rhabarber giftig?

Die Rhabarbersaison endet – interessanterweise wie beim Spargel – am 24. Juni mit dem Johannisfest, und das aus gutem Grund: Mit zunehmendem Pflanzenwachstum steigen die Oxalsäurewerte in den Stangen, was das Gemüse ungenießbar macht und bei vorerkrankten Menschen, Schwangeren oder Kindern bei hohen Verzehrmengen zu vergiftungsähnlichen Symptomen führen kann. Kleine Mengen sind jedoch in der Regel unbedenklich. Falls Sie also Ihren Spross einmal dabei erwischen, wie er herzhaft in einen rohen Rhabarberstängel beißt, ist dies kein Grund, in Panik zu verfallen: Ein einzelner Happen hat noch keinem geschadet. Vielleicht beschert der ›Genuss‹ Ihrem Kind sogar ein paar langanhaltende Erinnerungen. Wir sprechen aus Erfahrung.

Rhabarber-Crumble

500 g Rhabarber
2 EL Zimt
2 EL Zucker
Ein wenig Cointreau o. ä.

Streusel:
125 g Mehl
80 g Zucker
75 g Butter
1 TL Zimt
80 g Mandelblättchen

Rhabarber in kleine Stücke schneiden und in eine gebutterte Auflaufform geben, Zucker, Zimt und Cointreau darüber verteilen.
Mehl, Zucker, Zimt, Mandeln und die geschmolzene Butter mit den Händen kneten, über den Rhabarber geben. Den Auflauf bei 200 Grad auf der unteren Schiene 35 Min. backen. Tipp: Der Crumble lässt sich mit jedem säuerlichen Obst zubereiten, z. B. Pflaumen, Johannisbeeren, Sauerkirschen – aber unser Favorit ist definitiv der Rhabarber.

Hähnchencurry mit Rhabarber

4 Hähnchenschenkel
500 g Rhabarber
300 g Rote Zwiebeln
1 Dose Tomaten
2 EL Olivenöl
1 Knoblauchknolle
Salz und frisch gemahlener Pfeffer
2 EL Curry
1 TL Kurkuma
6 EL Honig
2 EL Limettensaft
700 ml Geflügelfond

Zwiebeln schälen, halbieren und in dünne Scheiben schneiden. Von den Knoblauchzehen die Schale entfernen. Die Hähnchenschenkel im Gelenk teilen, salzen und pfeffern. Rhabarber schälen und in ca.
2 cm große Stücke schneiden.

In einer Pfanne das Olivenöl erhitzen, Hähnchenteile von allen Seiten goldbraun anbraten. Aus der Pfanne nehmen und zur Seite stellen. Anschließend die Zwiebeln und Knoblauch im Bräter fünf Minuten dünsten. Pfeffer, Curcuma und Curry dazugeben und kurz mitdünsten. Tomaten zufügen und leicht einkochen lassen. Honig, Safran, Limettensaft, Rhabarber und Hähnchenteile zugeben und mit Geflügelfond auffüllen. Alles bei mittlerer Hitze für zwei Stunden offen garen lassen, gelegentlich umrühren. Abschließend nach Gusto mit etwas Salz abschmecken.

Rhabarberlikör

2 kg frischer Rhabarber
500 g Kandiszucker
1 Stange frische Vanille
1 Flasche Cognac, Rum oder Vodka

Rhabarber waschen, das untere Ende entfernen und die Stangen in Stücke schneiden. Vanilleschote auskratzen und das Mark mit Rhabarber und dem geriebenen Zucker in einem Topf vermengen. Circa zwei Liter Wasser hinzugeben, alles kurz aufkochen und bei geringerer Temperatur 30 Minuten köcheln lassen, danach alles durch ein feines Sieb füllen und die Flüssigkeit in einer Schüssel auffangen. Nachdem der Rhabarbersaft abgekühlt ist, den Alkohol hinzugeben und gut umrühren. Den Likör in Glasflaschen füllen, gut verschließen und kühl lagern. So ist er übrigens circa ein halbes Jahr haltbar und kann also auch noch nach der Rhabarbersaison genossen werden.

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