Stadtmagazin Witten: Kunst und Kultur

Umstellung. Stress. Und warum Kultur?!?!

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Wissen Sie was?
Ich sitze hier vor meinem Rechner und versuche, diesen Text zu schreiben. Irgendwie fließt es nicht wirklich. Das Blatt bleibt leer.

Passt irgendwie. Irgendwie ist gerade nicht-Zeit. Der Kalender zeigt Winter, der Blick aus dem Fenster eher Dunkelheit. Wittener Winter haben wenig mit wild-romantischen Schneebildern aus Apothekenkalendern oder sozialen Medien zu tun. Wittener Winter bewahren uns vor allzu viel Umstellungsstress. Eigentlich ist alles wie immer, nur dunkler und nasser.
Wittener Winter sind der Wetter-gewordene Allwetterreifen. Praktisch, aber nicht wirklich attraktiv.

In dieser praktischen Allwetterreifenstimmung sitze ich also vor diesem Blatt, das Sie nun lesen, und fülle es.

Und? Wie viele Ihrer guten Vorsätze vom Silvesterabend sind schon gescheitert? Ich finde ja, dass gescheiterte Vorsätze in Wirklichkeit ein Erfolg sind. Sie bewahren uns vor Umstellungsstress. Es kann bleiben, wie es war. Gute Vorsätze fürs neue Jahr sind also die Allwetterreifen unter den Zielen. Alles kann, nichts muss.

Ich fühle mich vom Jahresstart immer irgendwie verarscht. Die Weihnachtsbäume fliegen raus, die festlichen Lichter kommen wieder in den Keller und der festliche Silvesterdress zurück in den Schrank. Fertig.
Gefühlt sollte jetzt der Frühling beginnen. Macht er aber nicht. Ganz im Gegenteil. Januar und Februar sind wie November und Dezember. Nur eben ohne Licht und Vorfreude.

Ich habe irgendwie Winterblues. Und das ist gar nicht so schlecht.
Im Vergleich zur Depression hat ein solcher Blues eine herb-melancholische Note und bringt einen gewissen Tiefsinn mit sich. Alles ist gleichzeitig gut und schlecht. Es passiert nicht viel, vieles ist eingefroren, und gleichzeitig wissen wir: In sechs Wochen steht vieles wieder in voller Blüte.
Der Winterblues ist der Allwetterreifen unter den Gefühlslagen.

Mir machen der Januar und Februar immer irgendwie Lust auf Kultur. Sich-selber-beschäftigen ist schwierig, weil viele Draußen-Aktivitäten wegfallen. Ich habe also mehr Zeit als in den Sommermonaten – gefühlt zumindest. Daher verbringe ich recht viel Zeit damit, nach kulturellen Angeboten für mich und meine Familie zu suchen.
Beobachtung: Da geht einiges bei uns im Pott, und gleichzeitig ist es richtig, richtig teuer.
Ich bin in der privilegierten Situation, ein  Budget für Spiel, Spaß und Kultur zu haben. Und trotzdem bin ich oft überrascht, dass eine vierköpfige Familie unter 50 Euro eigentlich kaum mehr etwas unternehmen kann, sobald ein Eintritt veranschlagt wird. Und selbst, wenn es günstiger ist: Essen, Eis und Trinken werden das Erreichen des Fuffis schon möglich machen.
Finde ich doof. Klingt kindisch, ist es auch. Denn Kinder denken oft einfach. Und beim Thema Kultur für alle sollte man einfach denken. Denn einfach alle sollten Zugang zu Kultur haben. Dazu habe ich sogar ein paar Ideen, die gehören hier aber nicht hin.

Aber Kultur ist super. Im Zweifelsfalle nur, weil sie das Zeitverbringen beschleunigt. Parallel erlebt man aber zwangsläufig neuen Input. Und das ist fast immer gut.
Kultur hat seine Wortherkunft im lateinischen Wort cultura und bedeutet auch Pflege des Körpers und des Geistes.

Und was will man mehr?
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Perfekt, oder? Kultur ist quasi die Lösung des Januar/Februar-Blues-Problems. Und mit Kultur meine ich nicht nur den Besuch in unserem Märkischen Museum (dessen Besuch sich übrigens hin und wieder auch immer mal lohnt!). Auch das ­Maschinchen Buntes bietet Blues und Rock gegen den Blues, die Werk°Stadt Tanzbewegungen gegen anödende Bewegungslosigkeit. Oder man hört einfach mal wieder das Best-of-Album von Eros Ramazzotti in einem schönen Wittener Restaurant.
Auch um Witten herum gibt es Kultur ohne Ende. Dazu gehören auch Zoos, Aquarien, Zirkusse und Lego-Länder.

Kultur ist die Lösung auf die Frage: Wie begegne ich dem Nach-Dezember-Nichtstun-Blues?

Für mich. Vielleicht ist es ja für Sie auch eine Idee. Oder irgendwas anderes.
Der Januar und Februar sind der DIY-Teil (in Worten: do it yourself – mach es selber) des Jahres. Weder das Wetter noch der Kirchenkalender bespaßen uns mit irgendwas. Wir müssen selber ran. Oder haben einfach mal Zeit für Melancholie.

Melancholie feiern (Werbung Ende)

Gut, oder? Das Papier füllt sich, und Sie lesen immer noch mit. Ich werte das mal positiv, danke.

Mit Melancholie verbinden wir etwas, das es zu vermeiden gilt. Geht aber nicht immer. Und können wir es annehmen, dann geht damit geht immer auch eine potenziell schöne Realitätsflucht einher. Eine Realitätsflucht, die wir mit Kultur – der Pflege von Körper und Geist – füllen können.
Ich wünsche Ihnen viel Kultur in nächster Zeit, was auch immer das für Sie ist, und uns allen, dass der Frühling so herrlich wird, wie ich es mir gerade vorstelle.

Ihr Christoph Palmert

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