Stadtmagazin Witten: Sport und Freizeit

Ein bisschen wie Mainz im Fußball

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Bodenständigkeit und Kontinuität sind Markenzeichen der Volleyball-Abteilung von BW Annen. Ein bisschen ist es so wie bei Mainz oder Freiburg in der Fußball-Bundesliga: Mit bescheidenen Mitteln gelingt es auch den Blau-Weißen immer wieder, in ihrer Sportart beachtliche Erfolge zu erzielen. Dabei fließt viel Herzblut in die Jugendarbeit.

Klassenerhalt in der Verbandsliga als großes Ziel

5. April 2022: Dieser Tag ist in die Geschichte der Annener Volleyball-Abteilung eingegangen. Durch einen spektakulären 3:0-Heimsieg in der Viehmarkthalle über den EVC Massen schafften die Blau-Weißen sensationell den Aufstieg in die Verbandsliga. Jede Menge Zuschauer fieberten mit und bejubelten zusammen mit den Spielerinnen den außergewöhnlichen Erfolg. Denn noch nie hatte ein Damenteam von BWA es bis in diese Spielklasse geschafft – und das seit Mitte der 70er-Jahre, als die Volleyball-Abteilung entstand.

›BWA – ein Leben lang‹

Seit September läuft nun die Verbandsliga-Saison. Die Annenerinnen haben sich auf den steinigen Weg gemacht, um bis zum letzten Spieltag, der im März 2023 ansteht, den Klassenerhalt zu schaffen. Dabei setzen sie auf den tollen Teamgeist, der sie auszeichnet. Passend dazu sind sie mit dem Hashtag ›BWA – ein Leben lang‹ in den sozialen Medien unterwegs. Die Mannschaft besteht aus vielen langjährigen Spielerinnen bzw. Eigengewächsen. Und Trainer Thomas Urban, der seinerzeit in der Kreisliga gestartet war, ist seit 13 Jahren im Amt. Diese Beständigkeit ist typisch für die gesamte Abteilung.

Beständigkeit an der Seitenlinie

Ein Beispiel dafür ist auch das zweite Damenteam, in dem sich der dienstälteste Trainer der Volleyball-Abteilung engagiert. Ralf Beste steht seit 17 Jahren an der Seitenlinie. Angefangen hatte er 2005, als er eine Gruppe von kleinen Mädchen übernahm. Schritt für Schritt formte er daraus ›sein‹ heutiges Damenteam, das mittlerweile zur festen Größe in der Bezirksliga geworden ist. Während seiner langen Amtszeit hat er diese Mannschaft mehrfach neu ›erfunden‹. So gelang es ihm, personelle Umbrüche zu meistern. Ganz ›nebenbei‹ gründete er das Annener Herrenteam, das aktuell in der Spitzengruppe der Bezirksliga mitmischt. Buchstäblich ganz klein hatte es vor etwa zehn Jahren angefangen: Mit gerade mal drei Dötzen, denen er Bälle zuwarf, trainierte Ralf Beste damals. Dank seiner Beharrlichkeit kamen im Laufe der Zeit immer mehr Jungen hinzu. Mittlerweile ist daraus eine ›richtige‹ Mannschaft von jungen Männern geworden, die auf eigenen Füßen steht.
 
Volleyball-Abteilung versteht sich als Teil eines Quartiersvereins

Auch heute gibt es viele Kinder und Jugendliche, die bei BW Annen von der Pike auf das Volleyballspiel erlernen. Ob talentiert oder nicht – jeder darf mitmachen. Im breit aufgestellten Kinder-Bereich sind diverse Trainer im Einsatz. Die Abteilung versteht sich als Teil eines Quartiersvereins, der mit seinem Sportangebot eine gesellschaftliche Aufgabe wahrnimmt. Die kleinsten Volleyballer sind die ca. zehnjährigen Minis. Sie haben richtig Spaß, wenn sie bei Wurfspielen die Flugbahn des Balles kennenlernen.

Sicht- und hörbar begeistert

Freitags in der Erlenschule: Einsteiger-Training für 12 bis 14 Jahre alte Mädchen, die schon einen Schritt weiter als die Minis sind. In Zweier- oder Dreier-Gruppen erlernen sie das kleine ABC der Volleyball-Grundtechniken. Sicht- und hörbar sind die Mädchen begeistert. Kein Wunder, schließlich kommt ständig ein Ball angeflogen, den sie versuchen zu pritschen oder zu baggern. Angeleitet werden sie von der jungen Trainerin Tabea Senger. Als kleines Mädchen hat sie selbst in solch einer wuseligen Gruppe angefangen. Heute, als junge Erwachsene, spielt sie im dritten Annener Damenteam.

Viele Trainer aus den eigenen Reihen

Tabea Sengers Engagement ist typisch für die Volleyball-Abteilung von BWA. Man setzt auf viele Trainer, die im eigenen Verein als Volleyball-Knirps begonnen und ihren Weg gemacht haben. Durch diese Philosophie entsteht eine für den Trainingsalltag ungemein wichtige Kontinuität. So trainiert Julia Diedrichsmeier, erfahrene Spielerin im ersten Damenteam in der Verbandsliga, die ›Damen drei‹. Die Spielerinnen, alle um die 20 Jahre jung und durchweg aus dem eigenen Nachwuchs stammend, stehen vor ihrem bisher größten Erfolg: dem Bezirksliga-Aufstieg. Jenny Wodrich, ebenfalls eine wichtige Akteurin in der Verbandsliga-Mannschaft, gibt ihre Erfahrungen an die ›Damen vier‹ weiter. Ihre 16 bis 18 Jahre alten Spielerinnen, die sie von klein auf als Mädchen trainiert hat, stehen in der Spitzengruppe der Kreisliga. Und Samira Dühr, Spielführerin im zweiten Damenteam in der Bezirksliga, betreut eine stetig wachsende Gruppe von Jungen. Einige von ihnen dürften bald den Sprung ins Annener Herrenteam schaffen.

Familiäre Atmosphäre in allen Teams

Eines macht alle Annener Mannschaften aus: Es geht überaus familiär zu. Denn mit einer reinen Zweckgemeinschaft, die sich an Spieltagen trifft und dann wieder auseinandergeht, käme man nicht weit. Das Buffet beispielsweise, das bei Heimspielen den Zuschauern angeboten wird, richten die Spielerinnen und Spieler aller Teams selbst her. Muffins oder Kuchen backen, Brötchen schmieren, Kaffee kochen – das gehört für die Aktiven vor jedem Spiel dazu. Dazu passt, dass niemand eine finanzielle Vergütung oder Handgeld für seine sportliche Leistung bekommt. So steht es im Leitbild, das sich die Annener Volleyball-Abteilung selbst gegeben hat.

Jugendarbeit auf ein langfristig solides Fundament stellen

Trotzdem werden zur Abteilung passende Sponsoren gesucht – und zwar vor allem für ein nachhaltiges und visionäres Projekt: Ziel ist die Schaffung eines dauerhaften Minijobs für einen Jugendkoordinator. Dieser soll Jugendliche trainieren, die Arbeit seiner ehrenamtlichen Trainer-Kollegen aufeinander abstimmen und Kooperationen mit Schulen aufbauen bzw. pflegen. Damit würde die umfangreiche Jugendarbeit auf ein langfristig solides Fundament gestellt. Das alles lässt sich über das reine Ehrenamt auf Dauer nur schwer leisten. Kandidaten für die Aufgabe als Jugendkoordinator wird es immer wieder aus den eigenen Reihen geben – vor allem junge Spielerinnen oder Spieler, die später als Lehrer oder in einem sozialen Beruf arbeiten möchten. Für sie wäre diese Tätigkeit in ›ihrem‹ Verein eine ideale Vorbereitung auf ihr späteres Arbeitsleben.

Hoffnung aufs neue Bildungsquartier Annen

Große Hoffnung verbindet die Annener Volleyball-Abteilung mit dem geplanten Bildungsquartier in Annen, zu dem auch eine große Dreifach-Sporthalle gehören wird. Wenn dieser neue Komplex steht, könnte die Zeit der oftmals bescheidenen Trainingsbedingungen vorbei sein. Denn bislang finden viele Trainingseinheiten verstreut im Stadtgebiet in diversen kleinen Schulturnhallen statt, die wegen ihrer geringen Decken-Höhe für Volleyball eigentlich ungeeignet sind. Gerade bei den Erwachsenen-Teams landet der Ball dort oft unter der Decke – ein echter Nachteil gegenüber vielen Konkurrenten, die schon längst in großen Hallen trainieren. Deshalb bietet das neue Bildungsquartier für die Annener Volleyball-Abteilung, die durch ihr Engagement fest im Quartier verankert ist, eine prima Perspektive.

Volleyball bei BW Annen im Kurzporträt

  • Die Volleyball-Abteilung von BW Annen hat 200 Mitglieder – vom 8-jährigen Mini bis zum über 60-jährigen Hobby-Mixed-Volleyballer.
  • Pro Woche finden über 20 Trainingseinheiten für die Gruppen & Teams der verschiedenen Alters- und Leistungsklassen statt.
  • Neun Mannschaften treten für BW Annen im Liga-Betrieb an: vier Damenteams, ein Herrenteam und vier Jugend-Mannschaften.
  • Außerdem gibt es eine große Hobby-Mixed-Gruppe, deren Mitglieder aus verschiedenen Generationen stammen (von Mitte 20 bis über 60). Sie spielen untereinander ›Just für Fun‹.

 

Weitere Informationen findet man auf der Internetseite: www.witten-volleyball.de
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