Stadtmagazin Witten: Menschen

Die Gitarre war seine erste Liebe, dann seine Bands, dann sein Geschäft

Foto(s) zum Vergrößern anklicken

Quellenangabe in den Vergrößerungen

Heute steht für Bernd Dussin (65) seine Familie an der ersten Stelle

Ob man mit 65 schon ein Urgestein ist oder erst mit 70, das hat unser Mitarbeiter Michael Winkler mit Bernd Dussin nicht ausdiskutiert. Tatsache ist aber, dass der sympathische ›Earny‹ ein Urwittener ist und ein Topgitarrist noch dazu. Die beiden kennen sich schon seit ihrer Kindheit.

Du bist in Witten geboren, in Witten aufgewachsen und in Witten geblieben. Gewohnt hast du als Jugendlicher in der Westfeldstraße, wo auch Pelle Günther (›Best before‹) und Rolf Klaer (›White‹) gewohnt haben. Aus demselben Vorort kommen Martin Bartelworth (›Crea‹), Siggi Vietze (›Mountain Dew‹) und Martin C. Herberg. Ist Annen ein besonders musikalischer Wittener Stadtteil?

In Annen, in der Otto-Laue-Siedlung war ja auch Lothar Simsheuser mit seinem Tonstudio ansässig, bei dem meine ›Bad Luck Blues Band‹ in den späten Siebzigern ihr erstes Demoband aufgenommen hat. Man kann schon sagen, in Annen, da war schon ordentlich was los ... Ein Willi aus Annen war sogar mal Roadie bei Deep Purple.

Die Gitarre war und ist dein Lieblingsinstrument. Warum?

Seit dem ersten Schuljahr war ich von dem Instrument begeistert. Es sollte aber noch ein paar Jahre dauern, bis ich damit anfangen durfte. Erst heimlich – bei Eddi Exner im Partykeller –, dann mit meiner ersten Gitarre von Musik-Born.

Die akustische Gitarre passt mehr zur Folkmusik, die Stromgitarre mehr zur Rockmusik. Welchen Sound magst du mehr?

Angefangen hat es ja mit meiner Liebe zum Folk-Blues – Sonny Terry & Brownie McGhee, Robert Johnson, Lighnin’ Hopkins, später dann Leo Kottke und Hannes Wader. Alles, nur nichts Elektrisches! Dann hörte ich B. B. King: Aus war’s, ab da wurde es laut.

1981 – vor gut 40 Jahren – wagtest du mit 25 den Schritt in die Selbstständigkeit. Dein erstes Geschäft war direkt neben dem besetzten Haus in der Bahnhofstraße 54, für alte Wittener ein legendärer Ort. Hier fanden Demos statt, aber auch künstlerische Aktivitäten wie Ausstellungen, Lesungen und kleine Konzerte.

Stimmt. Hildegard Doebner hat mir das ermöglicht. Dafür bin ich der ›Folkmutter‹ heute noch dankbar.

Was ist aus den Spontis und Alternativen geworden? Hast du noch Kontakt zur politischen Szene?

Ich persönlich bin dem linken Grundgedanken treu geblieben. Kontakt zur politischen Szene habe ich aber nicht, außer zu unserem neuen Bürgermeister. Den mag ich sehr. Er ist zwar in der falschen Partei, aber ich bin tolerant.

Unvergessene Jahre gab’s in den 70ern im Folkclub, der freitagabends in der ›Alten Zeit‹ seine Konzerte veranstaltete. Danach trafen sich die Musiker bei Hildegard Doeb­ner in der Steinstraße 15. Ihr zur Seite standen z. B. Ulli Pütz und Michael Lohrengel. Gehörtest du auch zum ›Inner Circle‹?

Ja, das kann man wohl sagen. Ich war ständig da und habe mitgeholfen, Musiker von Konzerten oder vom Bahnhof abgeholt, den Ordner gemacht und so weiter. Man kam da abends rein, und Hannes Wader saß am Küchentisch. Oder Ray Austin oder die Fureys, die abends beim Irish Folk Festival vor 5.000 Leuten in der Ruhrlandhalle gespielt hatten, danach bei Hilde in der Küche. War ‘ne irre Zeit.

Irgendwann kam dann der Rock zu dir oder du zu ihm, und du spieltest in Bands wie ›White Hot & Blue‹ und ›Who shot John?‹. Seit einiger Zeit ist auch die ›Bad Luck Blues Band‹ wieder mit dir am Start.

Ja, bin damals ordentlich unterwegs gewesen. Dann kam eine lange musikalische Pause, und nach genau 40 Jahren haben wir die allererste Band wieder zusammengeholt – fast in Originalbesetzung. Es macht einen Riesenspaß mit den Jungs.
 
Irgendwann kam nicht der ›Bert aus der Sesamstraße‹ in ›Earny’s Musikladen‹, sondern die hübsche Angela. Ihr habt geheiratet, und es kamen zwei Kinder. Wie fühlst du dich als ›später‹ Vater, und wie empfindest du dein Familienleben im Vergleich zu den Jahren als Junggeselle?

Toll. Es war genau die richtige Zeit, Vater zu werden. Keine Flausen mehr im Kopf, alles erlebt, tolle Frau und tolle Kinder. Mehr geht nicht.

Facebook Logo  diese Seite auf Facebook teilen0