Stadtmagazin Witten: Soziales

›Mit Hand und Herz‹

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Ein Angebot für alle, die einfach mal reden möchten

Oft sind es ja die kleinen Dinge, die unser Leben bereichern: der nachbarschaftliche Plausch am Gartenzaun, die Kaffeepause mit den Kollegen oder dieser Moment, wenn Sie auf dem Weg zum Bäcker zufällig über eine alte Schulfreundin stolpern. Im Alter, mit abnehmender Mobilität, werden solche Begegnungen seltener. »Und Corona hat die soziale Isolation bei manchen Senior*innen leider noch verstärkt«, wissen Kathrin Brommer und Heike Völpert von der ›FreiwilligenAgentur Fokus‹ der Caritas. »An sie und alle anderen, die einfach mal reden möchten, richtet sich unser neues Projekt ›Mit Hand und Herz‹.«

»Hier fehlen die sozialen Kontakte«

Wobei – ganz so neu ist die Idee, für einsame Menschen in Witten da zu sein, nun auch wieder nicht. Bereits vor zehn Jahren gründete sich die Nachbarschaftshilfe ›Senioren helfen Senioren‹ unter dem Dach der FreiwilligenAgentur. »Hier engagieren sich einige Männer und eine Frau, die bei Bedarf kleinere handwerkliche Reparaturen kostenlos ausführen, häufig bei alleinstehenden Damen im Rentenalter«, erklärt Kathrin Brommer und schmunzelt. »Oft geht es nur darum, eine Glühbirne auszuwechseln oder ein Bild aufzuhängen. Trotzdem hören wir immer wieder, dass unsere Ehrenamtlichen mit Kaffee und Kuchen empfangen werden und am Ende des Tages die gesamte Lebensgeschichte ihrer Gastgeberinnen kennen. Was uns zeigt: Hier fehlen die sozialen Kontakte.«

Vom Besuchsdienst zum Telefondienst

Kurz vor Ausbruch der Pandemie wurde daher der kostenfreie Besuchsdienst ›Mit Hand und Herz‹ ins Leben gerufen. Dann kam Corona und machte den Organisatorinnen einen Strich durch die Rechnung. Nun endlich wird die Anfangsidee in etwas anderer Form wiederbelebt – als ehrenamtlicher Dienst am Telefon. »Wir haben Flyer verteilt, Zeitungsaufrufe gestartet, unsere sieben Telefonist*innen stehen in den Startlöchern und sind voller Tatendrang«, berichtet Kathrin Brommer. »Jetzt fehlen nur noch mehr Nutzer*innen. Der Bedarf ist da, sogar stärker als vor der Pandemie! Allerdings scheint es immer noch eine kleine Hemmschwelle zu geben, tatsächlich zum Hörer zu greifen.«

»Das sind nette, angenehme Unterhaltungen«

Wichtig: Die erste Kontaktaufnahme erfolgt immer über die FreiwilligenAgentur. »Wir kennen unsere Helferinnen aus anderen Projekten und können denjenigen, die sich melden, eine feste Telefonpartnerin vermitteln, die zu ihnen passt«, so Heike Völpert. Den Rest klären die Beteiligten unter sich. Ehrenamtlerin Ursula Vollmert ist bereits voll im Einsatz. Sie tauscht sich regelmäßig einmal pro Woche telefonisch mit zwei älteren Damen aus. »Die beiden freuen sich immer riesig auf meine Anrufe«, erzählt sie. Und wie laufen solche Gespräche konkret ab? »Ich frage erst mal nach, wie die Woche war, ob etwas Besonderes passiert ist. Dann fangen sie meist an zu erzählen. Das sind sehr nette, angenehme Unterhaltungen. Ehe man sich versieht, ist eine Stunde um. Klar können auch mal Sorgen und Nöte einfließen – aber Seelsorge steht nicht im Vordergrund!«

Jeder entscheidet selbst, wie viel Zeit er investieren möchte

»Es soll vor allem Freude machen, nicht belasten«, betont Gabi Ruppenthal, die sich sowohl in der Nachbarschaftshilfe als auch beim Telefondienst engagiert. »Deshalb entscheidet jeder von uns selbst, wann und wie viel Zeit er investieren möchte – ob eine Stunde pro Woche oder jeden Abend fünf Minuten.« Bei Problemen oder Anliegen, die das Angebot der FreiwilligenAgentur übersteigen, sind die Helferinnen praktisch veranlagt: In solchen Fällen vermitteln sie eben an andere Beratungsstellen oder Hilfsdienste. Jede Mitarbeitende erhält eine Liste mit den wichtigsten Notfallnummern. »Für die Zukunft planen wir Reflexionsstunden sowie Schulungen zur Gesprächsführung oder zum Umgang mit prekären Themen«, verraten Kathrin Brommer und Heike Völpert. »Und natürlich können unsere Ehrenamtlichen ihre Telefonate gerne in einen Besuchsdienst umwandeln, sobald es die Lage zulässt – vorausgesetzt, dass sie und die Angerufenen dies möchten.«

FreiwilligenAgentur Fokus

Hauptstraße 81 · 58452 Witten
Tel. 0 23 02 / 42 11 31 · www.fokus-witten.de

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