Stadtmagazin Witten: Soziales

Wasser für ein besseres Leben

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Spendenprojekt ›Brunnenbau‹ in Ghana

Radiomoderator und Journalist, Sprach- und Kulturvermittler bei der Stadt Essen, ehrenamtlicher Mitarbeiter in diversen Vereinen … Williams Atweri trägt nicht nur einen sehr klangvollen Namen, nein, der 42-jährige heutige Wittener hat auch viele bewegende Geschichten zu erzählen: »Eigentlich fing alles damals in meiner Heimat, in Ghana, an. Ich empfand es damals als sehr ungerecht, dass es zwar ein Schulsystem gab, die meisten Kinder jedoch keine Schule besuchen konnten, weil das zu entrichtende Schulgeld derart hoch war, dass sich nur wenige dieses Privileg überhaupt leisten konnten. Ich fragte mich jedoch, wozu es eine Schule geben sollte, wenn nicht eben genau für die Kinder, die doch die Zukunft unseres Landes waren, sodass ich dieses Problem in einer Radiosendung mit dem Titel ›Voice for the Voiceless‹ (Anm. d. Red.: Stimme für die, die keine Stimme haben / nicht gehört werden) zu thematisieren begann. Allerdings machte ich mir damit wohl nicht nur Freunde in gewissen Kreisen«, erzählt die warmherzige Stimme von Williams Atweri in erstaunlich gutem Deutsch, das er in einem sechsmonatigen Intensiv-Integrationskurs nach seiner Flucht aus Ghana, im Jahr 2008, erlernt hat.

Ein Schicksal, das zur Berufung wurde

Flucht? Ja, in der Tat, dieses Wort fällt in diesem Zusammenhang: »Dass es einigen Menschen nicht gefiel, dass ich die Dinge beim Namen nannte, damit hatte ich gerechnet. Aber als ich bemerkte, dass ich beobachtet wurde und ich eines Tages meine Hunde tot auffand, da habe ich verstanden, dass es nicht mehr um inhaltlichen Diskurs ging. Ich musste weg«, konkretisiert er. Sein Weg führte ihn zunächst nach London, dann nach Deutschland, wo er nach erwähntem Intensiv-Integrations- und Sprachkurs mit einer Ausbildung und anschließender Anstellung als Sprach- und Kulturvermittler bei der Stadt Essen Fuß fassen konnte. Offenbar ein Schicksal, das zur Berufung wurde, denn in den folgenden Jahren setzte er sich weiter für jene ein, die seine Hilfe brauchten, suchte den Kontakt zur ghanaischen und afrikanischen Gesellschaft in NRW und gründete nach seinem Umzug nach Witten im Jahr 2016 den gemeinnützigen Verein ›Begegnung mit Afrika e. V.‹, wurde wenig später gar in den Vorstand des zugehörigen Dachverbandes VDMO e. V. gewählt, um in dieser Funktion humanitäre Hilfe zu leisten und die Integration und Kultur, sowohl in Afrika, wie auch in NRW voranzutreiben.

Verzweiflung und Perspektivlosigkeit bei vielen Geflüchteten

»Als Sozialbetreuer einer Flüchtlingsunterkunft der Stadt Dortmund organisierte ich unter anderem Fußballturniere, um mit den Geflüchteten in Kontakt zu kommen, was mich auf ein weiteres Problem aufmerksam werden ließ«, führt Williams Atweri weiter aus. »Viele Geflüchtete werden wieder in ihre Heimat zurückgeschickt. Das passiert nicht nur in Deutschland, sondern genauso in vielen anderen Ländern der Welt. Das eigentliche Problem ist aber, dass jene, die ohnehin schon aus Verzweiflung und Perspektivlosigkeit ihre Heimat verließen, nun ohne finanzielle Mittel oder Berufsausbildung zurückkommen und sowohl sozial, als auch ökonomisch in einer noch schwierigeren Lage in ihr Heimatland zurückkehren. Das bringt in der Folge natürlich entsprechende gesellschaftliche Problemstellungen mit sich.«

»Die Spendenbereitschaft in Witten war und ist immens!«

Williams Atweri wäre nicht derjenige, den wir aufgrund seiner Erzählungen ein wenig kennengelernt zu haben glauben, wenn die Geschichte an dieser Stelle enden würde. Vielmehr scheint sie gerade erst so richtig zu beginnen: »Ich habe 2019 ein weiteres Projekt gegründet. Naja, eigentlich habe ich zunächst meinen Urlaub genutzt, um nach Ghana zu fliegen. Vorher habe ich aber noch einen Pokal gekauft«, berichtet er begeistert. Wozu dieser Pokal dienen sollte, erschließt sich nahezu von selbst: Mit dem bewährten Mittel der Fußballturniere, zunächst Dorf gegen Dorf, kommt Atweri in Kontakt mit den Menschen vor Ort, erfährt ihre Geschichten und gewinnt ihr Vertrauen. Er leistet Hilfe zur Selbsthilfe, schult junge Mütter in Bereichen der Familienplanung und Interessierte in Sachen Gemüseanbau oder Bewusstseinsbildung für Themen rund um den Umweltschutz. Und er ist nicht allein: »Die Spendenbereitschaft in Witten war und ist immens! Dafür bin ich sehr dankbar. Ohne diese Sach- und Geldspenden käme das Projekt sehr schnell an seine Grenzen«, lässt er uns wissen.

Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe in der alten Heimat

Dabei soll es jedoch nicht bleiben. In einem teils privat finanzierten Pilotprojekt hat Williams Atweri bereits bewiesen, was die sinnvollste und nachhaltigste Hilfe zur Selbsthilfe in seiner Heimat ist: »Ich bringe den Menschen vor Ort bei, wie man sich wirtschaftlich selbstständig macht. Besonders gut funktioniert das beim Gemüseanbau, da man die eigene Ernte sehr gut auf den Märkten der Umgebung verkaufen kann, denn nur wer gut im eigenen Land leben kann, hat keinen Anlass mehr zur Migration. Und Ghana ist eigentlich zu schön, um es mangels Perspektiven verlassen zu müssen. Der Klimawandel bringt es jedoch mit sich, dass es Probleme mit der stetigen Wasserversorgung für die Pflanzen gibt. Grundwasser gibt es hingegen mehr als genug in Ghana – auch langfristig. Ich habe daher einen Brunnen, bestehend aus einem Bohrloch, einem Fundament, einer Pumpe nebst Generator und einem Wassertank bauen lassen. Hier können die Menschen der Nachbarschaft nun ausreichend Wasser für ihre Pflanzen gewinnen. Ein kleiner Teil des mit dem Verkauf der Ernte erwirtschafteten Gewinns muss hingegen wieder in eine Art Brunnenkasse zurückgeführt werden. Auf diese Weise soll stets genug Geld für Reparaturen der Infrastruktur vorhanden sein, sofern diese notwendig sind. Es ist wichtig, dass sich das System langfristig selbst trägt«, betont Williams Atweri. Die Kosten für einen solchen Brunnen: 2.000 Euro. »Damit kann eine Gruppe von zehn Parteien ihre künftige Ernte mit Wasser versorgen. Ich habe bereits weitere fünf Gruppen gebildet und arbeite nun daran, die Finanzierung für die weiteren Brunnen zu realisieren. Wir benötigen also 10.000 Euro«, rechnet er vor.

Williams Atweri glaubt an den Erfolg seines Vorhabens

10.000 Euro für die Hilfe zur nachhaltigen Selbsthilfe in Ghana, konkret im Dorf Duasidanin der Region Dormaa Municipal, Bono. 10.000 Euro, um ein Leben Geflüchteter im eigenen Land mit dem Begriff ›Zukunft‹ zu versehen. 10.000 Euro … Für ein deutsches Unternehmen mag das ein überschaubarer Betrag sein. Für ein rein privat organisiertes Spendenprojekt ist es definitiv eine sehr große Summe. Williams Atweri glaubt dennoch an den Erfolg seines Vorhabens. Und wer könnte nicht daran glauben, wenn er diesem Mann begegnet, der trotz aller Widrigkeiten seines eigenen Lebens niemals den Glauben daran verliert, jenen helfen zu können, die seine Hilfe brauchen?
Leonard Maddenann

Williams Atweri arbeitet derzeit daran, ein Spendenkonto bei einem zentralen Träger einzurichten. Interessierte und Unterstützer können u. a. via Facebook mit ihm in Kontakt treten.
www.facebook.com/wiiliams.atweri

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