Erinnerungen an die ›Zeche Holland‹
Schlot und Fördertürme prägten die Silhouette der Stadt
Im Jahr 2018 markiert die Schließung von Prosper-Haniel in Bottrop das Ende des deutschen Steinkohlebergbaus. Im Wittener Raum wurde dieses Ende jedoch bereits vor langer Zeit eingeleitet.
Traurige Nachricht sorgte 1972 für großen Wirbel
Mit der Zeche Herbede – im Volksmund Zeche Holland genannt – stellte am 31. März 1972 die letzte Großzeche der näheren Umgebung ihren Betrieb ein. »Als die Ruhr Nachrichten damals die Ankündigung der Zechenstilllegung exklusiv veröffentlichten, gab es verständlicherweise einen ziemlichen Wirbel«, erinnert sich Fotograf Davide Bentivoglio. »Die Nachricht wurde auch zunächst dementiert – aber die traurige Wahrheit konnte nicht lange verheimlicht werden, schon ein paar Tage später wurde es offiziell. 871 Bergleute verloren ihren Arbeitsplatz, die Stadt Herbede den größten Arbeitgeber, zahlreiche Zulieferbetriebe einen wichtigen Kunden.«
Neues Bergwerk stand vorerst unter keinem guten Stern
Sechs Jahrzehnte lang war die Silhouette der damaligen Stadt Herbede durch den hohen Schlot und die zwei Fördertürme der Zeche Holland geprägt worden. 1912 hatte die durch die Konsolidierung mehrerer Bergbaugesellschaften neu entstandene Gewerkschaft ›Zeche Herbeder Steinkohlenbergwerke‹ mit der Abteufung ihrer Schächte begonnen. Zum gleichen Zeitpunkt war im benachbarten Witten das Zechensterben bereits in vollem Gange. So stand auch das neue Bergwerk vorerst nicht unter einem guten Stern: Schacht 1 hatte eine Teufe von 220 Metern, Schacht 2 eine Teufe von 49 Metern erreicht, als die Arbeiten 1914 wegen des Ersten Weltkrieges unterbrochen werden mussten.
Bewegte Zeiten
Erst nach Kriegsende 1918 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. 1920 konnte die Kohleförderung dann endlich starten. Der Beginn einer bewegten Zeit mit wiederholten Besitzerwechseln, ›Feierschichten‹ (heute würde man es ›Kurzarbeit‹ nennen) und zwischenzeitlichen Stilllegungen. Aller Turbulenzen ungeachtet wuchs das Unternehmen stetig an. Waren die Belegschaftszahlen im Gründungsjahr 1912 mit 65 Bergleuten noch recht bescheiden, zählte man im Jahre 1924 auf der Zeche schon 937 Kumpel. Im Jahr 1970 förderten 1.048 Bergleute 367.860 Tonnen Steinkohle zutage. Nicht unerwähnt in der Chronik sollte das Unglück bleiben, welches sich 1964 ereignete: Damals kamen bei einem Grubenbrand vier Bergleute ums Leben.
»Übrig blieb nur ein Haufen Trümmer«
Trotz aller Hochs und Tiefs war es ein emotionaler Moment, als die letzten Kumpel am 31. März 1972 nach ihrer Schicht gegen Mittag aus der Tiefe ans Tageslicht kamen und die Zeche verließen. In der Folgezeit wurde die für das Stadtbild so prägende Anlage nach und nach in gezielten Explosionen gesprengt. »Ein lauter Knall, fliegende Gesteinsbrocken und ein langer Schlot, der in Zeitlupentempo kippt, dann eine dicke Staubwolke«, berichtet Davide Bentivoglio. »Übrig blieb nur ein Haufen Trümmer.« Alles, was heute noch in Herbede an die Zeche Holland erinnert, ist eine 254 Meter kurze Seitenstraße der Wittener Straße, die 1984 in Zeche-Holland-Straße umbenannt wurde.
Infos und Bilder: Davide Bentivoglio
