Stadtmagazin Witten: Dies und Das

Glückliche Hühner in Herbede

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Zu Besuch beim Rassegeflügelzuchtverein

Abendbrotzeit in Herbede: Wie auf Kommando erklingt im Garten von Michael und Claudia Schönbeck ein munteres Gegacker und Geglucke. Fünf schneeweiße Hennen stolzieren mit wackelnden Schwänzen über die Wiese, um ihrem ›Frauchen‹ das Futter aus der Hand zu picken. »Hierher«, lockt Claudia Schönbeck und wedelt lächelnd mit einer Scheibe Käse. Das lassen sich die gefiederten Tiere nicht zweimal sagen. Mittendrin: Haushund Ares, der ebenfalls ein Leckerchen abstauben möchte.

»Natürlich schlachten wir auch. Aber bis dahin dürfen unsere Hühner lange glücklich leben, in der Sonne herumlaufen und im Gras picken.«

Rund dreißig Zwerghühner der Rassen Orloff und Leghorn beherbergen Michael und Claudia Schönbeck vom Rassegeflügelzuchtverein Herbede auf ihrem idyllisch gelegenen Grundstück unterhalb der alten evangelischen Kirche. Hinter dem kleinen Fachwerkhaus versteckt sich ein liebevoll gestalteter Garten mit großzügigen Ställen und weiter Auslauffläche. Hier, so scheint es, ist die Welt noch in Ordnung. »Klar schlachten wir für den Eigenbedarf«, berichtet Michael Schönbeck. »Aber bis dahin dürfen unsere Hühner lange glücklich leben, in der Sonne herumlaufen und im Gras picken. Mehr Bio geht nicht!« »Unsere Hühnersuppe und auch die Eier sind ein Genuss«, ergänzt seine Frau. »Da ist das Eigelb richtig gelb! Nicht zu vergleichen mit der Ware aus Massentierhaltung.«

In alter Ruhrpotttradition

Seit 1902 züchtet der Club Federvieh unter artgerechten Bedingungen. Damit ist er der letzte überlebende von einst siebzehn Geflügelvereinen auf Wittener Stadtgebiet. »Im Ruhrpott war die Kleintierzucht früher ganz groß«, erzählt Michael Schönbeck. »Viele Bergleute und Stahlarbeiter hielten sich Hühner und Tauben, um sie auf Ausstellungen zu präsentieren, aber auch zum Verzehr: Taubenfleisch sollte gesund für Lunge und Knie sein! Ich selbst bin damit groß geworden: Mein Vater arbeitete auf dem Bauernhof Schulte-Ostermann, der sich am Platz des heutigen Pfannkuchenhauses befand, da hatte ich immer mit Tieren zu tun. Und alles, was Federn hatte, fand ich toll!«

»Immer Action im Garten«

»Hühner sind so ein schönes Hobby«, schwärmt auch Veronika Katz, eine Vereinskollegin und Freundin der Familie. Auf ihrem abgelegenen Grundstück in Durchholz leben unzählige Zwergseidenhühner, Zwergstrupphühner und Showgirls – ja, die heißen wirklich so. Wahrscheinlich wegen ihrer langen nackten Hälse, mit denen sie an die Tänzerinnen in Las Vegas erinnern. »Die Tiere sind nicht nur eine Zierde für jeden Garten, sie sind auch natürliche Vertikutierer und Resteverwerter. Darüber hinaus sorgen sie immer für Action. Denn Huhn ist nicht gleich Huhn. Jedes Tier hat sein eigenes Wesen, seine eigene Rolle im Sozialgefüge. Ich mache das jetzt schon seit fünf Jahren und bin jedes Mal wieder aufs Neue erstaunt, wenn die Küken aus den Eiern schlüpfen, die Glucke mit ihnen herumspaziert, ihnen alles zeigt, oder wenn meine kleinen Strupphühner von den Showgirls adoptiert und großgezogen werden.«

Tipps und Erfahrungsaustausch

Neben den Hühnern und Tauben beschäftigen sich die insgesamt rund 80 Vereinsmitglieder mit Ziergeflügel (Fasane, Rebhühner, Schwäne, Pfauen) und Wasservögeln (Enten, Gänse). Regelmäßig treffen sie sich in der Gaststätte ›Am Pütt‹, um Erfahrungen und Tipps auszutauschen. Die vierteljährliche Pflichtimpfung gegen Geflügelpest wird vom Verein ebenso organisiert wie die Betreuung eigener Brutmaschinen und die Teilnahme an Ausstellungen. Nächster Termin ist die Lokalschau vom 26. bis 28. Oktober. Zudem ist der RGZV regelmäßig mit einem eigenen Trecker beim Oktoberfest-Umzug und mit einem Stand beim Herbeder Kinderfest vertreten.

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