Die Kartoffel kehrt zurück!
Mein Opa liebte Kartoffeln! Eine Mahlzeit ohne die stärkehaltigen Sattmacher war für ihn schlicht nicht komplett. So fanden Salz-, Pell- und Bratkartoffeln regelmäßig den Weg auf unsere Teller, zumeist liebevoll mit Petersilie garniert, als Begleiter von Gemüse und Fleisch. Reibekuchen, Eintöpfe und Cremesuppen vervollständigten den kartoffelhaltigen Speiseplan im Haus meiner Großeltern. Im Laufe des modernen Nudelzeitalters geriet die braune Knolle dann jedoch in Vergessenheit. Seit einiger Zeit aber ist sie wieder da und sorgt in unterschiedlichsten Formen und Farben für erstaunliche Vielfalt auf dem Küchentisch!
Der Siegeszug der Kartoffel beginnt in einer anderen Zeit, auf einem fernen Kontinent. In den Südamerikanischen Anden wurden die nahrhaften Erdäpfel bereits vor über 10.000 Jahren angebaut. In den kargen Bergen war die ›papa‹ das Grundnahrungsmittel der einheimischen Inkavölker, denn das robuste Gewächs konnte selbst in großen Höhen mehrere tausend Meter über dem Meeresspiegel gut gedeihen. Viele religiöse Feste der Inka richteten sich nach den Pflanz- und Erntezeitpunkten der Kartoffel. Spanische Eroberer verschifften sie im 16. Jahrhundert aus der ›Neuen Welt‹ nach Europa – neben anderen – bisher unbekannten Gemüsesorten wie Bohnen, Tomaten, Paprika und Mais.
Kurios: In England und Europa erregte die Kartoffel zunächst als Zierpflanze in den botanischen Gärten Aufmerksamkeit. Am französischen Hof soll Marie-Antoinette die Blicke auf sich gezogen haben, weil sie auf Bällen einen Kranz aus Kartoffelblüten im Haar trug. Geschmacklich konnten die meisten Menschen der exotischen Überseefrucht hingegen nicht viel abgewinnen. Grund war, dass es die spanischen Seefahrer versäumt hatten, das Kochrezept mitzuimportieren und viele Menschen die Knolle aufgrund falscher Zubereitung für ungenießbar oder sogar giftig hielten. Oft wurden die rohen Früchte daher im Schweintrog entsorgt.
Es war Friedrich der Große, der die Kartoffel ab dem 18. Jahrhundert per Befehl auf dem Menüplan der Deutschen verankerte. Um Hungersnöte aufgrund ausgefallener Getreideernten abzuwenden, ließ er in den preußischen Provinzen kostenloses Saatgut verteilen und Informationen zu Anbau und Nutzung der Kartoffel verbreiten. Als seine Bemühungen bei den Untertanen nicht zum gewünschten Erfolg führten, griff der ›Alte Fritz‹ – so die Legende – zu einer List: Er stellte eine Reihe Soldaten ab, die den königlichen Kartoffelacker demonstrativ bewachten. Diese Maßnahme sollte die Neugier der einfachen Leute wecken und sie zum Diebstahl der vermeintlich wertvollen Pflanze verlocken. Ob es tatsächlich so ablief, ist nicht gesichert.
Fakt ist, dass sich im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts immer mehr Menschen mit der Kartoffel anfreundeten. Die Vorteile lagen auf der Hand: Man konnte das robuste Nachtschattengewächs auch auf schlechten und steinigen Böden anbauen. Die Zubereitung der Früchte war um vieles praktischer als beim Getreide, da sie weder gedroschen, noch gemahlen, noch gebacken werden mussten. So mauserten sich die vitaminhaltigen Erdäpfel zur wichtigsten und teils einzigen Energiequelle für die breite Bevölkerung, die sich frisches Obst und Gemüse oft nicht leisten konnte. Diese Abhängigkeit hatte jedoch auch ihre Schattenseiten: Als die Ernten zwischen 1845 und 1852 aber ausblieben, verhungerten in Irland Millionen Menschen.
Im Nachkriegsdeutschland sicherte die Kartoffel das Überleben einer ganzen Generation: Viele reisten damals aus den Städten aufs Land, um wertvolle Besitzgegenstände gegen ein paar essbare Knollen einzutauschen. Vielleicht war die Kartoffel für meine Großeltern deshalb so essenziell: Auch als es ihnen wieder besser ging, konnten sie sich ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen. Seit jener Zeit hat sich der Verbrauch in der Bundesrepublik mehr als halbiert. Doch immerhin rangiert die Kartoffel mit weltweit über 5.000 Sorten und einer jährlichen Erntemenge von rund 376 Millionen Tonnen auf der Weltrangliste der wichtigsten Grundnahrungsmittel noch auf dem vierten Platz. Insbesondere die rustikalen Klassiker wie Pommes Frites, Kroketten oder Kartoffelpüree erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Voll im Trend: bunte Sorten wie der Blaue Schweden, die Rote Emmalie oder die Vitelotte.
Übrigens: Trotz des hohen Anteils an Kohlenhydraten sind Kartoffeln keineswegs Kalorienbomben und schneiden im Vergleich mit Nudeln und Reis sogar ziemlich gut ab. Voraussetzung ist natürlich, dass man sie fettarm zubereitet. Zudem verfügen sie über wertvolle Vitamine und Mineralstoffe.
Rezepte
Vegane Kartoffelsuppe
800 g Kartoffeln (mehlig kochend)
400 g Möhren
150 g Sellerie
150 g Lauch
1 Zwiebel
1 EL Rapsöl
5 Stängel Petersilie
3 Blätter Liebstöckel
3 EL Majoran, getrocknet
1 1/2 Liter Gemüsebrühe
Salz und Pfeffer
Das Gemüse schälen und in ca. 1 cm breite Würfel schneiden.
Einen Topf mit Öl erhitzen und das Gemüse, außer den Kartoffeln, fünf bis sieben Minuten sanft anbraten.
Liebstöckel und Petersilie klein hacken. Mit dem Majoran und den Kartoffeln in den Topf dazugeben. Mit der Gemüsebrühe ablöschen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ca. 15 Minuten sprudelnd kochen lassen, bis die Kartoffeln gar sind. Alles mit dem Mixer grob pürieren.
Süßkartoffel-Curry
1,5 kg Süßkartoffeln
4 Zwiebeln
2 Möhren
2 Knoblauchzehen
2 cm Ingwerwurzel
500 ml Kokosmilch
100 g gesalzene Erdnüsse
2 EL Currypulver
2 EL Brühe
1/2 Tube Tomatenmark
1/2 kl. Glas Sambal Oelek
1/2 Bund Koriandergrün
Salz
Öl zum Anbraten
Möhren und Süßkartoffeln schälen und in 1 cm große Würfel schneiden. Zwiebeln schälen und fein würfeln. Knoblauch pressen. Ingwer und Erdnüsse fein hacken.
Süßkartoffeln und Möhren in einem großen Bräter in heißem Öl anrösten. Dann die Zwiebeln in einer Pfanne anbraten, Knoblauch, Curry und Ingwer zufügen. Zuletzt Tomatenmark, Brühe, Sambal Oelek und Erdnüsse zugeben und kurz mitrösten. Kokosmilch hinzufügen und etwas einkochen lassen. Die Mischung zu den Süßkartoffeln in den Bräter geben und mit Salz abschmecken.
Das Curry im vorgeheizten Backofen bei 175 °C ohne Deckel etwa 60 Minuten schmoren. Dabei immer wieder umrühren. Vor dem Servieren mit klein geschnittenem Koriander bestreuen. Dazu passt Basmatireis.
Gratin
800 g Kartoffeln (fest kochend)
400 g Brokkoli
1 Zwiebel
100 g Kochschinken
200 ml Sahne
200 ml Milch
1 EL Mehl
Muskat, Salz und Pfeffer
100 g Käse, gerieben, z. B. Emmentaler, Gouda, Appenzeller
Öl
Kartoffeln in Salzwasser garen und in Scheiben hobeln. Den Brokkoli in Röschen teilen und in kochendem Salzwasser ebenfalls bissfest garen. In der Zwischenzeit die Zwiebel und den Schinken klein schneiden und in einer Pfanne in etwas Öl anschwitzen, einen schwach gehäuften EL Mehl dazugeben, umrühren und die Sahne und die Milch dazugießen, weiter umrühren, aufkochen lassen und mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken. (Wenn die Soße zu dickflüssig wird, kann man etwas Gemüsebrühe oder Wasser dazugeben.)
Backofen auf 180 bis 200 Grad vorheizen. Kartoffeln und Brokkoli in eine mit Öl ausgepinselte Auflaufform geben, die Schinken-Zwiebel-Sahne-Soße darüber gießen und den geriebenen Käse obenauf verteilen. Ca. 20 Minuten überbacken.
Mediterraner Kartoffelsalat
500 g festkochende Kartoffeln
150 g grüne Bohnen
4 reife Tomaten
1/4 Salatkopf
20 ungefärbte schwarze Oliven
1 Dose Tunfisch (ohne Saft)
4 Eier
4 EL Olivenöl
4 EL Balsamico
1 TL Senf
Je 2 Zweige frischer Thymian und Rosmarin
Salz und Pfeffer
Kartoffeln in kochendem Salzwasser garen und in Scheiben hobeln, Bohnen in Salzwasser bissfest garen und halbieren. Eier hart kochen und vierteln. Den grünen Salat und die Tomaten in grobe Streifen bzw. Stücke schneiden. Mit dem Tunfisch und Oliven vermengen.
Essig, Öl, Senf, Salz und Pfeffer zu einem Dressing vermischen und über den Salat geben. Mit frischen Kräutern verfeinern.