Stadtmagazin Witten: Dies und Das

Magische Welten

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Durch die Linse von Davide Bentivoglio

Pfeilschnelle Flugkünstler und perfekt getarnte Unterwasserakrobaten. Insekten, die sich Alien-artig aus ihrer eigenen Haut schälen. Schillernde Sinnbilder der menschlichen Seele, wie im Traum von Blüte zu Blüte schwebend … Zwischen Flieder, Moos und Schachtelhalmen offenbart sich eine Welt voller Wunder. Man muss nur genau hinsehen.

»Hier kreucht und fleucht alles Mögliche«

»Als ich 2002 in Rente ging, habe ich meine Hasselblad samt Zubehör verkauft, ich dachte: Das war’s, Schluss–Aus–Feierabend«, erzählt Fotograf Davide Bentivoglio. Zwei Jahre später: Das Efeu an der Hausfassade sollte weg. Vorher noch schnell ein Foto schießen. »Also bin ich rüber zum Nachbarn, der eine dieser kleinen Digitalkameras hatte. Meine Frau meinte: Bist du eigentlich bekloppt? Du leihst dir so ein Spielzeug aus? Kauf dir was Vernünftiges!« Gesagt, getan. Und einmal auf den Auslöser gedrückt, konnte Davide Bentivoglio nicht mehr aufhören. Er begann, die Flora und Fauna in seinem Garten und rund um den kleinen Teich festzuhalten. Die digitale Fotografie bot dabei ganz neue Möglichkeiten. »Ich habe mich schon immer für die Natur interessiert, war damals auch Mitbegründer der NaWit.« So stapeln sich in seinen Schränken neben fotografischem Equipment auch jede Menge Bestimmungsbücher. »Da wir das Grundstück so natürlich wie möglich belassen, kreucht und fleucht hier alles Mögliche, von Schmetterlingen und Libellen über Molche, Frösche und Schnecken bis hin zu Salamandern und Blindschleichen.«

Schmetterlinge – schillernde Seelenbilder

Wir widmen uns in dieser Ausgabe zunächst den Fluginsekten. Sobald die Sonne den Boden mit ihren Strahlen wärmt, tanzen sie elegant über die Wiesen dahin: Aurorafalter, Bläuling, Kaisermantel, Kleiner Fuchs, Landkärtchen, Pfauenauge, Waldbrettspiel und viele andere Schmetterlinge verzaubern naturnahe Gärten mit schillernder Farbenpracht. Ein Anblick, der übrigens schon die alten Griechen faszinierte: Sie betrachteten die zarten Geschöpfe als Sinnbilder der menschlichen Seele. Heimische Blumen, Gräser, Sträucher und Bäume liefern den Faltern ein ganzjähriges Nektarangebot. »Vor allem die Blüten des Sommerflieders ziehen Schmetterlinge magisch an«, so Davide Bentivoglio. »Deshalb brauche ich nie lange zu warten, bis ich einen vor die Linse bekomme.«

Libellen – pfeilschnelle Flugkünstler

Sein besonderes Augenmerk gilt jedoch den seltenen, ja einzigartigen Momenten im Leben der kleinen Gartenbewohner. »Libellen kennt jeder, aber wie eine schlüpft, haben die wenigsten Menschen je beobachtet.« An warmen Frühsommertagen verlassen die Nymphen ihre ›Kinderstube‹, den Teich, und klettern an Grashalmen und Pflanzen empor. Bald danach zwängt sich die Libelle aus der Hülle. Leere Larvenhäute findet man daher häufig in Ufernähe. »Anschließend kann es viele Stunden wenn nicht sogar Tage dauern, bis sich die Junglibelle vollständig entfaltet hat«, weiß Davide Bentivoglio. »Während dieser Zeit ist das Insekt eine leichte Beute für Vögel oder Frösche.« Dafür bewegt es sich danach umso geschwinder. Als pfeilschnelle Flugkünstler kann man ausgewachsene Libellen im Sommer auf Mückenjagd oder Paarungssuche durch die Lüfte sausen sehen. Dabei erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometern. »Nach erfolgter Paarung legt das Weibchen seine Eier im Wasser ab, und der Kreislauf beginnt von Neuem.«

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