Promi-Interview: Bernhard Weiß
»Solange es Konzertanfragen gibt, machen wir weiter«
Sie tourten durch die Welt, spielten auf großen Festivals und traten mit Black Sabbath und Motörhead auf: Ende der Achtziger schrieben Axxis Metal-Geschichte. Ein Demotape mit einem Song hatte die Band aus Lünen quasi über Nacht bekannt gemacht. Sänger Bernhard Weiß wurde 2016 mit dem Kulturpreis der Stadt Lünen geehrt. Im Juli 2024 erschien das Album ›Coming Home‹, zugleich verkündeten Axxis ihren Abschied – doch jetzt stehen die Herren plötzlich wieder auf der Bühne. Was ist da los? Können die Fans aufatmen? Und was macht ein Rockstar abseits vom Rampenlicht? Bernhard Weiß hat sich unserem Promi-Interview gestellt.
Name?
Bernhard Weiß
Alter?
60
Beruf?
Musikproduzent, Musiker, Label- und Verlagsinhaber
Familienstand?
verheiratet
Wo sind Sie zur Schule gegangen?
Eichendorff-Grundschule Lünen-Horstmar, Städt. Realschule Lünen-Mitte (heute Uhland Realschule in Horstmar)
Was wollten Sie als Kind werden?
Clown
Wie vertreiben Sie sich Ihre Freizeit? Haben Sie ein ausgefallenes Hobby, von dem kaum jemand weiß?
Eigentlich habe ich aus meinen Hobbys nie ein Geheimnis gemacht. Man weiß von mir, dass ich gerne Motorrad fahre, Tauchen gehe und seit der Pandemie das Grillen und Räuchern für mich entdeckt habe.
Bei welcher Musik können Sie am besten entspannen?
Mit keiner. Ich höre privat kaum Musik, sondern lese meistens oder höre Hörbücher. Radio am liebsten DLF, WDR5 und Antenne Unna. Eins Live usw. macht mich eher aggressiv ![]()
Was lesen Sie gerade?
Alexej Nawalny, ›Patriot: Meine Geschichte‹ und ›Der Schwarm‹ als Hörbuch von Schätzing
Lieblingsessen?
Indische Tandoori-Gerichte, Lachs auf Zedernholz
Das Ruhrgebiet ist ...?
Meine Heimat und die Ursache für alles, was aus mir geworden ist.
Lieblingsort in Lünen?
Schloss Schwansbell und Horstmar, weil ich da groß geworden bin und sich die Gegend z. B. mit dem Seepark toll entwickelt hat.
Welches Land würden Sie bereisen, wenn Sie die Wahl hätten?
Da ich ja die Wahl habe und schon in Japan, Russland, USA usw. war, genieße ich die Zeit in Europa: Städtereisen nach Paris, Malaga, London, Sofia oder Burgos, aber auch deutsche Regionen und Städte wie Bamberg, Hamburg, Dresden, Berlin, Nord- und Ostsee. Deutschland hat so viele tolle Ecken, dass ein Leben nicht ausreicht, dies alles zu besuchen.
Mit wem möchten Sie gern einmal Kaffee trinken gehen?
Mit Elon Musk
Wem würden Sie gerne Ihre Meinung sagen?
Friedrich Merz
Größte Stärke?
Ich glaube, mir gelingt es ganz gut, authentisch und ehrlich zu sein, was mich allerdings auch oft anecken lässt.
Größte Schwäche?
Ungeduld
Was treibt Sie an?
Der Spaß an den Sachen, die ich mache. Es gibt wenig in meinem Leben, das ich nicht gerne mache, und deshalb tue ich es einfach.
Was macht Ihnen Angst?
Dass Menschen mit Bildung, Verstand und Kultur trotz allem dumm und egoistisch handeln - entgegen ihrer Erkenntnisse. Dass das eigene Ego alle evolutionären und kulturellen Entwicklungen des Menschen immer wieder auf das Niveau eines Steinzeitmenschen zurückdrängt. Wir kommen somit bei Lösungen von Problemen wie Klimawandel, Krieg, sozialer Ungerechtigkeit etc. nicht weiter.
Was macht Sie glücklich?
Die Hoffnung, dass sich das ändert.
Aber grundsätzlich macht es mich glücklich, mich auf meine eigene kleine Welt zu konzentrieren. Verbannt man für ein paar Wochen Social Media, TV, Radio, Zeitungen und sonstige Medien, stellt man schnell fest, dass das Glück auf der Straße vor einem liegt. Man sieht es oft nur nicht.
Das außergewöhnlichste Erlebnis in Ihrer Zeit als Musiker?
Puh, da gibt es so viele. Die erste Begegnung mit Cozy Powell und Tony Iommi von Black Sabbath, mit denen wir auf Europa-Tour waren. Der erste Whiskey mit Lemmy in den Docks/Hamburg (wir waren Support von Motörhead) und das Wiedersehen mit ihm in LA im Rainbow. Wir haben dort mit Keith Olsen ein Album aufgenommen und durften für den Song ›Just a story‹ (über das Gladbecker Geiseldrama) die originale Eagles-Gitarre aus ›Hotel California‹ nutzen. Der emotionale Auftritt in Duisburg vor den Eltern der verunglückten Kinder der Loveparade (wir wurden wegen unseres Songs ›21 Crosses‹ eingeladen). Unser Besuch bei den Scorpions in Hannover. 4x Wacken, 2x Rock am Ring und die vielen super Begegnungen mit Musikern, Fans und Business-Leuten.
Die Axxis-Show Anfang Oktober in Lünen ist ja leider schon ausverkauft. Wir sind neugierig: Wird es in diesem Jahr noch weitere Konzerte in der Nähe geben?
Ich finde es erst einmal toll für uns, fürs Lükaz und für Lünen, dass die AXXIS-Shows hier so super funktionieren. Die Metal City Leute machen da einen klasse Job, wodurch Lünen ein Alleinstellungsmerkmal bekommt. Da die Termine so schnell ausverkauft waren, veranstalten AXXIS am 14. März 2026 selber ein Konzert im ›Alten Schlachthof‹ in Soest. Tickets gibt’s bei Hellweg Ticket und bei Eventim.
2024 war vom Ende der Band die Rede. Haben Sie sich umentschieden? Gibt es Zukunftspläne?
Durch den überraschenden Ausstieg meines Partners Harry Oellers, mit dem ich die AXXIS GBR, das Label und den Musikverlag Phonotraxx Publishing GBR seit 25 Jahren führe, war klar, dass ich alle Betriebe auflösen muss. Auch die Zusammenarbeit im Songwriting war vorbei und die Vorstellung, dies alleine stemmen zu müssen, für mich undenkbar. Bei der VÖ des neuen AXXIS-Albums ›Coming Home‹ hatte ich auch kaum Zeit, mich mit meiner Zukunft auseinanderzusetzten. Der Status Quo während dieser Promophase war, AXXIS wird es bald so nicht mehr geben. Damit hatte ich mich abgefunden. Dass es so viele Reaktionen gab, die mich ermutigt haben weiterzumachen, war überwältigend, aber erst die Konzerte im Januar 2025 haben etwas bei mir ausgelöst: Es ging auch ohne Harry. Das war überraschend für jemanden, der es nicht anders kannte. Seit 1989 arbeite ich im Team. Nun alles alleine zu machen (Business, Gema, GVL, Flüge buchen, Nightliner organisieren, Crew engagieren usw.), und dass das dann auch noch klappt ... cool! Die Jungs von der Band – Dirk, Rob und Matthias – haben mich super unterstützt und mir überall geholfen. Dirk sagte mir mal, ich solle die Arschbacken zusammenkneifen und die Chancen sehen. Wenn‘s nicht hinhaut, kann man immer noch aufhören. Da musste ich erstmal ein paar Nächte drüber schlafen. Als die Shows im Januar jedoch super funktionierten, habe ich mir Dirks Worte zu Herzen genommen. AXXIS, so wie sie waren, gibt es nicht mehr – aber ich lasse es jetzt erstmal laufen und sehe, was das Leben bringt
Solange es Konzertanfragen gibt, machen wir weiter.
Welche Frage möchten Sie noch beantworten, die wir gar nicht gestellt haben?
Ich möchte diesen Anlass nutzen, mich bei den Fans in Lünen, der Stadt Lünen und der Musikschule Lünen zu bedanken. Obwohl uns die Stadt 1985 aus dem Proberaum geworfen hat, bin ich nun Kulturpreisträger geworden, eine neue Generation hat die Metal City Lünen aufgebaut, das Lükaz hat die beste PA im Kreis Unna, und die Kultur in Lünen wird so gut es geht unterstützt. Ich habe das Gefühl, dass die Stadt trotz Haushaltssperre den Wert von Kultur erkennt. Denn auch wenn die BWL-Controller nicht fähig sind, diesen Wert in Zahlen messbar zu machen, sind Institutionen wie das Lükaz, die Musikschule und das Theater Gold wert und ein Gewinn für Generationen. Danke an alle, die sich aktiv für die Kultur und die Metal City Hochburg Lünen einsetzen!
Infos & Tourdaten: www.axxis.de
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