Stadtmagazin Lünen: In der Stadt

»Wir sind stolz wie Oskar!«

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Crimecomedy ›Wieselflink & Brandtgefährlich‹ gewinnt den Kulturpreis der Stadt Lünen

Mörder und Verbrecher haben in Lünen nichts zu lachen, denn ihre Widersacher sind ›wieselflink & brandtgefährlich‹: Mit dem ersten Teil der gleichnamigen Krimireihe wurde 2014 ein kultiger Klassiker aus der Taufe gehoben. Seither hat das Ermittlerduo, bestehend aus dem akribischen Kommissar Brandt und dem vorlauten Privatermittler Wiesel, sechs spannende Fälle gelöst und viele Fans gewonnen. Im März wurde die ›Abgedreht! – Filmcrew Lünen‹ mit dem Kulturpreis der Stadt Lünen 2024 ausgezeichnet. Wir sprachen mit dem Filmcrew-Vorsitzenden und Wiesel-Darsteller Jan N. Schmitt.

Herzlichen Glückwunsch erst mal – was bedeutet der Preis für euch?

Der Kulturpreis der Stadt Lünen ist für uns von größter Bedeutung. Er ist ja die größte Auszeichnung für künstlerisches bzw. kulturelles Schaffen, welche man bei uns in Lünen erhalten kann. Daher fühlen wir uns zutiefst geehrt, in die großartige Riege der bisherigen PreisträgerInnen aufgenommen worden zu sein. Dass wir auch noch der erste kulturschaffende Verein sind, den man mit diesem Preis ausgezeichnet hat, freut uns umso mehr. Wir sind ›stolz wie Oskar‹, wie es so schön heißt. Man könnte auch sagen, dass der Lüner Kulturpreis quasi unser ›Oscar‹ ist.

Habt ihr die Auszeichnung eigentlich kommen sehen?

Um ehrlich zu sein, wurden wir ganz schön überrascht – im wahrsten Sinne des Wortes. Witzigerweise hat man Kevin Tigges und mich ja in einer Kulturausschusssitzung im September persönlich ›überrumpelt‹, als wir eigentlich nur den Verein vorstellen sollten und etwas Werbung für die kommende Premiere machten wollten. Als es dann im Anschluss um den Kulturpreis 2024 ging, kam es uns schon mehr und mehr verdächtig vor, aber wir hätten wirklich nicht damit gerechnet. Den Kulturpreis zu bekommen, das war etwas, das wir vielleicht in einer fernen Zukunft erwartet hätten – vorausgesetzt, wir produzieren weiter fleißig Filme.   

Wie hat sich die Arbeit in den zehn Jahren seit Beginn verändert?

Wir sind auf jeden Fall professioneller geworden, sowie anspruchsvoller uns selbst gegenüber. Mit der Zeit haben wir vielfältige Erfahrungen gesammelt, aus denen wir lernen konnten. Das hing auch mit den Personen zusammen, die zu uns gestoßen sind. Alle Gewerke bei der Filmproduktion sind wichtig, und wenn das Schauspiel so gar nicht stimmt, kann der beste Kameramann oder die beste Cutterin nicht mehr viel retten. Aber wir können festhalten, dass ab dem zweiten Teil Uwe Koslowski als Mann hinter der Kamera und in der Postproduktion für einen gehörigen Entwicklungsschub sorgte. Dasselbe gilt für Gero Brötz und Nicole Ellrichmann, die seit der vierten Folge auf diesen Posten all ihre Professionalität und Leidenschaft in das Filmergebnis stecken. Das technische Equipment beschränkte sich am Anfang in etwa auf die Kamera, ein bisschen Ton- und Lichttechnik. Mittlerweile unterscheiden sich unsere Film-Sets oft gar nicht mehr von denen professioneller Drehs. Auch die Storys sind vielschichtiger geworden. Das Schönste ist, dass uns dies nach jedem Film mitgeteilt wurde. Unsere ZuschauerInnen sind unsere wertvollsten KritikerInnen.

Erzählt die Reihe eigentlich eine auch fortlaufende Geschichte, unabhängig von den einzelnen Kriminalfällen?

Ja, es wird neben den einzelnen Fällen auch mehr und mehr das Miteinander der Ermittler beleuchtet. Dass Kommissar Malte Brandt den ›dahergelaufenen‹ Privatdetektiv Tom Wiesel nicht leiden kann, war ja bereits seit Beginn klar. Sie sind schlichtweg zu gegensätzlich. Nachdem sie dann trotz ihrer Animositäten zumindest oberflächlich im Team funktioniert haben, spitzt sich in der fünften Episode ›Zwei Gesichter‹ das Ganze mehr und mehr zu, sodass im aktuellen sechsten Teil ›Gefallen‹ noch nicht einmal mehr an ein professionelles Miteinander im Job zu denken ist. Das stellt natürlich auch ihre Teammitglieder Dorothee Seidenpfennig und Marlene Köster gehörig auf die Probe. Und bei denen ist neben der Ermittlungsarbeit ebenfalls was los. Ganz aktuell lassen sich beispielsweise ein paar Schmetterlinge im Bauch von Seidenpfennig und dem neuen Staatsanwalt Raphael von Roth nicht leugnen. Man darf gespannt sein, in welche Richtung die nächste Entwicklung gehen wird.   

Was war euer schönstes Premierenerlebnis?

Das ist im Grunde immer der Applaus am Ende der Filmvorführung und die stete Frage, ob denn eine weitere Folge geplant ist. Ein besonderes Highlight war die Premiere des fünften Lünen-Krimis 2019, als wir es geschafft haben, alle Kinosäle der Cineworld zu füllen. Das kannten wir davor nur von der Kinofest-Eröffnungsgala.

Was war die größte Herausforderung bei einer Szene?

Herausfordernd ist es immer dann, wenn in einer Szene viele Dinge gleichzeitig passieren und das Timing perfekt passen muss. Da denken wir an die Empfangsszene aus ›Das große Geschäft‹ oder an die Preisverleihung aus ›Zwei Gesichter‹. Zahlreiche KomparsInnen zu koordinieren, ist nicht so leicht. Ehe man bei so einem großen Setting alles, was man an Filmmaterial benötigt, im Kasten hat, vergeht Zeit. Das sind Szenen, die wir vom Nachmittag an bis tief in die Nacht bzw. bis in den nächsten Morgen gedreht haben. Zudem ist es immer wieder eine Herausforderung, die richtige Tageszeit zu simulieren. Wenn eine Szene am Vormittag spielt, der Dreh sich aber bis in die Dämmerung zieht, muss das Licht weiterhin passen. Da sind unsere LichtexpertInnen am Set gefragt und die Postproduktion häufig auch noch. Kamerafahrten sind auch nicht ohne, wenn ein Schauspieler vor der Kamera läuft. Keiner darf sich zu schnell oder zu langsam bewegen, die Schärfe muss stimmen. Wir haben bisher für so etwas einen Rollstuhl genutzt. Unser Kameramann Gero nimmt Platz und los geht die Fahrt. Was man ebenfalls nicht unterschätzen darf, sind Drehtage in Winterkleidung im Hochsommer. Unser aktueller Film ›Gefallen‹ spielt ja im

Herbst, gedreht wurde vieles im Sommer. Da musste die Maske sehr regelmäßig nachpudern …

Klingt anstrengend – aber auch spaßig. Was war der witzigste Moment beim Dreh? Gibt es Outtakes, die nie an die Öffentlichkeit geraten dürfen?
Im Grunde passiert immer etwas Witziges. Texthänger und Versprecher sind natürlich die Klassiker. Da weiß man sofort, was wohl in den Outtakes landen wird. Wir sind generell eine lustige Truppe, und bei aller Professionalität darf der Spaß nie zu kurz kommen. Wir wollen unsere ZuschauerInnen daran teilhaben lassen, daher sind wir sehr großzügig bei der Veröffentlichung von Outtakes. Einer der witzigsten Momente war der Dreh der Szene aus ›Das große Geschäft‹, in der Wiesel, Köster und Rademann nach einer Party-Nacht gemeinsam halbnackt im Bett wach werden und nicht mehr wissen, wie sie dort hingekommen sind.

Wann wird es die nächste Episode zu sehen geben und worauf dürfen wir uns diesmal freuen?

Die Premiere planen wir aktuell für April 2026. Man darf sich auf einen unterhaltsamen Film freuen, der wieder skurrile Figuren und witzige Dialoge präsentiert und gleichzeitig den bisher kniffligsten Fall bereithält: Der Mord an einer Lebensberaterin stellt das Team vor eine große Herausforderung. Denn auf den ersten Blick hat zwar kein Zeuge ein Motiv – aber jeder ein Alibi. Die Ermittler Brandt und Wiesel müssen einmal mehr beweisen, dass sie zusammenarbeiten und um die Ecke denken können … Es bleibt also spannend.

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