Stadtmagazin Lünen: Junges Lünen

Spiel(e) mit dem Feuer

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Zu Besuch bei der Lüner Kinderfeuerwehr

Von Bastelaktionen über Rollenspiele bis hin zum Fahren mit der Drehleiter: An jedem zweiten Samstag wird die Feuer- und Rettungswache an der Kupferstraße zum Abenteuerspielplatz. 38 Jungen und Mädchen zwischen sechs und zwölf Jahren erkunden das Gelände, bestaunen die Löschfahrzeuge und erhalten erste Einblicke in das Geschehen bei der Feuerwehr.

Spaß, Action, Teamgeist

»Natürlich bereiten wir die Kids in dem Alter noch nicht wirklich auf Einsätze vor«, erklärt Tim Babucke, ehrenamtlicher Leiter der Lüner Kinderfeuerwehr in der Funktion Stadtkinderfeuerwehrwart. »Das passiert erst  intensiver in der Jugendfeuerwehr. Dennoch ist das Feuerwehrthema bei uns – in spielerischer Form – allgegenwärtig. Unsere pädagogisch geschulten Betreuerinnen und Betreuer sorgen hier für jede Menge Spaß und Action.« Er nennt ein paar Beispiele: »Es geht nicht darum, zu wissen, wie man eine Ölspur beseitigt. Statt das Öl von der Straße zu schrubben, fegen wir Bälle im Slalom um einen Hütchen-Parcours. Die Kleinen müssen auch noch nicht trainieren, wie sie sich als Einsatzkraft in einem brennenden Haus verhalten. Aber wenn sie sich mit verbundenen Augen an einer Leine entlangtasten, merken sie, wie wichtig Kommunikation mit dem Partner ist, wenn man vor lauter Rauch nichts sehen kann. Der für die Feuerwehrarbeit zentrale Teamgedanke wird so vermittelt.«

»Selbst unsere alten ›Haudegen‹ haben mit ihren Emotionen gerungen«

Das kostenfreie Angebot ist noch recht frisch. Feuerwehr-Chef Dr. Christian Märkert hatte den Vorschlag im November 2023 persönlich im Rat der Stadt eingebracht. Die Nachwuchsförderung ist ihm ein wichtiges Anliegen.  »Ohne Nachwuchs keine Retter von morgen«, so bringt es der Feuerwehr-Chef auf dem Punkt. Die Idee fand schnell Anklang. Am 1. Dezember 2023 wurde die Lüner Kinderfeuerwehr offiziell aus der Taufe gehoben. »Und der erste Dienst Mitte Dezember 2023 war schon ein echtes Aha-Erlebnis«, erinnert sich Tim Babucke. Als hauptamtlichem Ausbilder im Rettungsdienst liegt ihm die Stärkung der jungen Generation ebenfalls am Herzen. »Wir haben Deko für den Weihnachtsbaum der Berufsfeuerwehr gebastelt. Dann ging es im Gänsemarsch rüber zum Schmücken. Der ganze Löschzug hatte sich versammelt. Es war so rührend. Selbst unsere alten ›Haudegen‹ haben mit ihren Emotionen gerungen.«

»Als Feuerwehr tragen wir aktiv zum Naturschutz bei«

Im Frühling folgte sogleich das nächste Highlight: der Bau von Insektenhotels. Wer sich nun fragt, was eine solche Aktion mit dem Feuerwehralltag zu tun hat, dem sei in Erinnerung gerufen, dass die Einsatzmannschaften ja nicht nur für das Löschen von Hausbränden ausrücken. Schnelle Hilfe ist auch bei vielen anderen Notfällen gefragt: von Autounfällen über Stürme und Überflutungen bis hin zu Umweltverschmutzungen. »Als Feuerwehr tragen wir aktiv zum Naturschutz bei, sei es, indem wir Waldbrände bekämpfen, ein Tier aus einem vollgelaufenen Schacht befreien oder ausgelaufenes Öl im Kanal eindämmen«, erklärt Tim Babucke. »Daher ist uns auch die Vermittlung von Naturschutz ein wertvolles Anliegen.« Die von den Kindern gebauten Insektenhotels stehen nun am Parkplatz der Feuer- und Rettungswache, nahe dem Regenrückhaltebecken, wo es im Frühling und Sommer immer herrlich schwirrt und summt.

Warum ist Feuer so gefährlich?

Ein wiederkehrendes Thema bei den Treffen ist der Bereich der Brandschutzerziehung: Was sollte man im Umgang mit brennenden Kerzen beachten? Warum ist offenes Feuer so gefährlich? Wie heiß wird es in der Nähe einer Silvesterrakete? Hier können selbst die Großen noch was dazulernen. »Den wenigsten Menschen ist bewusst, dass beim Zünden von Feuerwerkskörpern Temperaturen von über 1.000 Grad entstehen«, so Tim Babucke. »Deshalb ist die Verletzungsgefahr so hoch. Bei uns lernen schon die Kleinsten, dass sie besser Abstand halten, wenn sie an Silvester bis Mitternacht wach bleiben und jemand eine Rakete in eine Sektflasche steckt.« Auch beim Absetzen eines Notrufes wissen die kleinen Kameraden, was zu tun ist. »Unsere Kinder können die 5-W-Fragen wie aus der Pistole geschossen beantworten.«

»Sich einmal wie im Einsatz fühlen«

Aufregung pur ist angesagt, wenn die Feuerwehrfahrzeuge auf den Hof rollen und ihre Türen für Besichtigungen öffnen. Hinter dem Lenkrad Platz nehmen, die Technik erkunden, mit der Drehleiter nach oben fahren – für viele Minis geht damit ein großer Traum in Erfüllung. »Sich einmal wie im Einsatz fühlen – das ist es, was Kids in dem Alter wollen«, weiß Tim Babucke. Er verrät: »Das war bei mir früher nicht anders, und selbstverständlich möchten wir es ihnen ermöglichen.« Um das Erlebnis perfekt zu machen, dürfen die Knirpse dabei natürlich auch richtige Feuerwehruniformen tragen und das Blaulicht bedienen.« Der Kinderwart schmunzelt: »Es ist ein Mysterium, aber gerade das Blaulicht fasziniert alle Kinder, unabhängig von Alter oder Herkunft.«

Vom ›Meister vom Dienst‹ zur Einsatzleitung?

So unterschiedlich die Kinder in der bunt zusammengewürfelten Truppe auch sind – es gibt ein verbindendes Thema, das sie alle begeistert. »Die Kleinen eifern den Großen nach, und die Großen werden von uns mit speziellen Aufgaben betraut«, berichtet Tim Babucke. »Wer sich als besonders verantwortungsvoll erweist, wird von uns auch schon mal zum ›Meister vom Dienst‹ ernannt, was bedeutet, dass er oder sie für die Dauer der Stunde als eine Art Klassensprecher fungiert. So wollen wir die Jungen und Mädchen an ihre ersten kleinen Führungsrollen heranführen. Und wer weiß: Vielleicht wechseln sie ja später in die Jugendfeuerwehr bzw. in die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr und steigen irgendwann sogar einmal zur Einsatzleitung auf oder machen ihr Hobby zum Beruf bei der Berufsfeuerwehr.«

»Dann bekommt der Rollstuhl eben ein Blaulicht!«

Wichtig ist dem Stadtkinderfeuerwehrwart, dass sich jedes Kind willkommen und gut aufgehoben fühlt. Mangelnde Sprachkenntnisse oder gesundheitliche Einschränkungen sind für ihn absolut kein Grund, um dem actionreichen Gruppenangebot fernzubleiben. »Mein Team und ich finden es total schlimm, wenn Kinder ausgegrenzt werden. Wir würden alle Hebel in Bewegung setzen, damit dies nicht passiert.« Er führt aus: »Ein Kind im Rollstuhl kann vielleicht nicht mit dem Feuerwehrtrecker um die Hütchen sausen. Aber es kann trotzdem dabei sein und Spaß haben – dann bekommt der Rollstuhl eben ein Blaulicht! Es werden sich immer Mittel und Wege finden, um diejenigen einzubinden, die gerne bei der Lüner Kinderfeuerwehr mitmachen wollen.«

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