Stadtmagazin Lünen: In der Stadt

Wenn das Schicksal zuschlägt …

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Verein bietet schnelle Hilfe für Lüner in Not

Von der Familie mit dem schwerkranken Kind über vom Hochwasser Betroffene bis hin zu dem kleinen Jungen, dessen liebstes Spielzeug gestohlen wurde: Unglück hat viele Gesichter. Der Verein ›Lüner helfen Lünern‹ unterstützt Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind.

»Es gibt auch hier vor Ort Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen«

»Offiziell gibt es uns seit 2017, die wichtigste Spendenaktion, das Silvestergrillen am Roggenmarkt, reicht aber noch weiter zurück«, berichtet Vorstandsmitglied Daniel Magalski. »Anfangs sammelten wir im privaten Kreis Geld für die ›Aktion Lichtblicke‹. Dann wurde uns klar: Es gibt auch hier vor Ort Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen, Schicksalsschläge erlitten haben und auf Unterstützung angewiesen sind.« Der Mindest-Jahresbeitrag des Vereins beträgt gerade einmal 15 Euro. Eine überschaubare Summe für den Einzelnen. Doch zusammen lässt sich einiges bewegen. Viele der aktuell rund 70 Mitglieder bringen darüber hinaus ihre praktischen Erfahrungen und Kontakte aus anderen sozialen Initiativen mit ein. So wie Daniel Magalski, der – neben seiner Referententätigkeit für den Bürgermeister der Stadt Lünen – im Ehrenamt als Mobiler Retter und Freiwilliger Feuerwehrmann im Einsatz ist. »Wir verfügen über ein breites Netzwerk, das ist unsere Stärke«, erklärt er. »Wenn nötig, kooperieren wir mit externen Partnern wie Beratungsstellen oder Sozialarbeitern, mit denen wir gemeinsam nach Lösungen suchen.«

Ergreifend: die Geschichte des kleinen Theo

Immer wieder führen die engagierten Helferinnen und Helfer auch zweckgebundene Spendenaktionen durch. Das ergreifendste Beispiel ist wohl die Geschichte des kleinen Theo, der im Familienurlaub auf Kreta schwer erkrankte. Der Verein setzte alle Hebel in Bewegung, um den rund 27.000 Euro teuren Ambulanzflug von der griechischen Insel zur Uniklinik Münster zu finanzieren, und begleitete Theos Eltern durch ihre schwere Zeit. Auch nach dem Starkregenereignis 2021, bei dem so mancher Keller in Lünen überflutet wurde, schritten die Ehrenamtlichen zur Tat. »Wir sind damals von Haus zu Haus marschiert und haben gefragt: Was braucht ihr?«, erzählt Daniel Magalski. Er erinnert sich an eine ältere Dame in Niederaden, die kurz zuvor ihren Mann verloren hatte. »Jetzt stand auch noch ihr Keller unter Wasser, alles war voller Schlamm. Wir kümmerten uns um die Entrümpelung.« Eine alleinerziehende Mutter und ihr Sohn mussten dauerhaft raus aus der überschwemmten Wohnung. Sie erhielten Möbelspenden, und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bereiteten das neue Zuhause für den Einzug vor – ein Lichtblick in einer verzweifelten Lage.

Oft ohne großes Aufsehen

In den acht Jahren seit der Vereinsgründung konnten viele Personen mit einer Gesamtsumme von rund 200.000 Euro unterstützt werden – schnell, unbürokratisch und oftmals ohne großes Aufsehen. »Grund ist, dass wir Menschen, denen es ohnehin schlecht geht, nicht auch noch in die Öffentlichkeit zerren wollen«, so der Vereinssprecher. Und nicht immer geht es um Leben und Tod. Grundsätzlich kann sich jeder melden, der in Lünen wohnt und nicht weiterweiß. Manchmal sind es kleine Aufmerksamkeiten, die den Hilfsbedürftigen eine große Freude machen. »In der Coronapandemie haben wir warme Jacken organisiert, damit Schülerinnen und Schüler aus finanziell schwächeren Familien während des Unterrichts bei offenem Fenster nicht frieren mussten.« Ein anderer Fall ist ihm ebenfalls noch gut im Gedächtnis: »Ein kleiner Junge war traurig, weil ältere Kids ihm beim Spielen den Tretroller geklaut hatten. Wir konnten ihm einen neuen schenken. Solche Aktionen laufen häufig still und leise und von der Öffentlichkeit unbemerkt ab.«

»Wenn nur ein Leben gerettet wird, hat sich der Defi bezahlt gemacht«

Eine besondere Erfolgsmeldung schaffte es aber sogar in die überregionale Presse: Neun Defibrillatoren konnten Ende des Jahres an die ›Mobilen Retter‹ in Lünen übergeben werden. Die Gruppe ist Teil eines Projektes aus kreisweit 568 registrierten Ersthelferinnen und Ersthelfern (Stand Dezember 2024). Passiert in ihrer Nähe ein medizinischer Notfall, werden sie per Smartphone-App alarmiert und können die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens überbrücken. Denn gerade bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. »Leider reicht es im Notfall aber nicht immer aus, sofort zur Stelle zu sein«, berichtet Daniel Magalski. »Ich habe im Zuge meiner ehrenamtlichen Tätigkeit hautnah miterlebt, was es mit den Angehörigen macht, wenn ein Mensch plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Daher haben wir uns überlegt, wie wir helfen können, bevor es zum Schlimmsten kommt.« Unter dem Motto ›20 Cent für ein Leben‹ wurde zwei Jahre lang fleißig gesammelt. Im November konnten die ersten acht Defibrillatoren vom Verein ›Lüner helfen Lünern‹ angeschafft werden. Ein weiteres Gerät wurde von der Martin Adam GmbH gestiftet. Die Akteure hoffen, dass weitere Unternehmen dem Beispiel folgen. »Die Geräte sind mit ca. 2.300 Euro pro Stück nicht günstig. Zudem scheint das Spendenziel für viele Leute zu abstrakt zu sein, weil es kein Gesicht hat. Aber wenn nur ein Leben gerettet wird, hat sich der Defi bezahlt gemacht.«

»Toll, wie viel Dankbarkeit wir zurückbekommen«

Doch nicht alles lässt sich mit Geld kaufen: Für den kleinen Theo kam jede Hilfe zu spät. Er starb Anfang 2024 mit gerade einmal drei Jahren an Leukämie. »Als Helfer wird man regelmäßig mit schweren Schicksalen konfrontiert, und es ist wichtig, dass man diese Erlebnisse nicht jedes Mal mit nach Hause nimmt«, sagt Daniel Magalski. »Wenn man aber wie in Theos Fall einer Familie so lange zur Seite steht, liegt die Sache etwas anders. Da fällt es bei aller Erfahrung schwer, nicht persönlich involviert zu sein.« Erinnerungen bleiben, doch die wertvolle Arbeit des Vereins muss weitergehen. Und diese Arbeit hat auch schöne Seiten. »Es ist schon toll, wie viel Dankbarkeit wir zurückbekommen. Wenn uns die Leute sagen: Klasse, dass ihr da seid!« Der Gedanke, Menschen vor Ort beizustehen, wirkt inzwischen sogar über die Stadtgrenzen hinaus: In Selm entstand vor geraumer Zeit der Verein ›Selmer helfen Selmern‹ – nach Lüner Vorbild!

Wer die ›Defi‹-Aktion unterstützen will, kann weiterhin spenden:
Lüner helfen Lünern e. V. | Stichwort ›20 Cent für ein Leben‹
DE39 4415 2370 0000 0714 80 | Sparkasse an der Lippe | WELADED1LUN

facebook.com/luenerhelfenluenern
luenerhelfenluenern [at] email.de

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