Rosenkohl
Das unterschätzte Winterwunder
Zugegeben: Als Kind gehörte Rosenkohl nicht gerade zu meinen Leibgerichten. Während meine Mutter versuchte, mich mit der Aussicht auf den Nachtisch zu ködern, schob ich das grüne Gemüse von einer Seite des Tellers zur anderen. Es brauchte mehrere Anläufe und einen Besuch in einem Restaurant mit Kronleuchtern und weißen Tischdecken, um zu erkennen, dass Rosenkohl auch ganz anders daherkommen kann: köstlich, knackig und kein bisschen bitter. Ja, richtig zubereitet, entfalten die Mini-Kohlköpfe ein süßes, nussiges Aroma, das selbst Skeptikerinnen schwach werden lässt. Glauben Sie nicht? Probieren Sie unsere Rezepte aus – und beachten Sie dabei ein paar einfache Tricks.
Es war einmal in Brüssel …
Hinweise für den Anbau von Rosenkohl reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Historischen Quellen zufolge wurde die Pflanze mit den kräftigen blaugrünen Blättern und den essbaren Knospen erstmals von Bauern in der Gegend rund um Brüssel kultiviert. Das ›neue‹ Kohlgemüse entwickelte sich schnell zu einer regionalen Spezialität, doch erst im 19. Jahrhundert feierte es seinen internationalen Durchbruch. Heute ist Rosenkohl in ganz Europa und den USA beliebt. Amerikaner und Briten nennen ihn liebevoll ›Brussels Sprouts‹ – ein Name, der auf seine Herkunft verweist. Im deutschsprachigen Raum sind die grünen Röschen auch als ›Brüsseler Sprossen‹ oder ›Brüsseler Kohl‹ bekannt.
Vitaminbombe für die kalte Jahreszeit
Als klassisches Wintergemüse taucht frischer Rosenkohl ab September in Supermarktregalen und auf Wochenmärkten auf. Am besten schmeckt er jedoch, wenn er vor der Ernte eine Frostnacht erlebt hat. Grund ist, dass die Kälte die Zuckerproduktion ankurbelt und die kleinen Knospen in süße Leckerbissen verwandelt. Wie viele grüne Gemüsesorten punktet Rosenkohl durch seinen hohen Gehalt an wertvollen Mineralstoffen und Ballaststoffen. Darüber hinaus ist er eine echte Vitamin-C-Bombe: Mit 112 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm enthält er mehr als doppelt so viel wie eine Zitrone! Das macht ihn in der dunklen Jahreszeit zum perfekten Begleiter und Beschützer des Immunsystems.
Überraschung auf dem Teller
Wer beim Rosenkohl an weichgekochte Matschbällchen aus der Kantine denkt, hat das Potenzial und die Wandlungsfähigkeit des Traditionsgemüses nicht verstanden. Ob als Auflauf oder aromatische Beilage zu Fleisch- und Fischgerichten, schonend gedünstet oder knusprig karamellisiert – die kleinen grünen Röschen können in vielen Variationen genossen werden und sind auf dem Teller für manche Überraschung gut. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass sie auch roh schmecken? Fein geraspelt oder aufgeschnitten, verleihen sie einem Salat mit Olivenöl und Zitronensaft eine frische Note und knackigen Biss.
Tipps für den perfekten Genuss
Aber noch mal zurück zur Ausgangsfrage: Wie verhindere ich den ungewollten bitteren Beigeschmack des Rosenkohls? Zunächst einmal empfiehlt es sich, schon beim Einkauf auf Qualitätsware zu achten. Wichtige Kriterien sind geschlossene Köpfchen, leuchtend grüne Blätter und feste Konsistenz. Manche Sorten schmecken milder als andere – lassen Sie sich vom Gemüsehändler Ihres Vertrauens beraten. Entfernen Sie einen Teil des Strunks sowie die äußeren Blätter, denn hier sitzen die meisten Bitterstoffe. Ein weiterer verbreiteter Tipp lautet, den Rosenkohl für ein paar Stunden ins Gefrierfach zu legen, damit sich die Bitterstoffe in Zucker umwandeln. Außerdem soll es helfen, beim Kochen Zucker oder Zitronensaft ins Salzwasser zu geben oder den Rosenkohl in Brühe zu garen.
Fazit der Autorin: Rosenkohl ist nicht nur ein unterschätztes Gemüse, sondern ein wahres Winterwunder, das sich neu zu entdecken lohnt. Probieren Sie es aus – vielleicht geht es Ihnen ja wie mir und Sie werden mit einer kulinarischen Offenbarung belohnt!
Karamellisierter Rosenkohl (4 Portionen)
800 g Rosenkohl
2 EL Butter
100 g Pinienkerne
1 EL Honig
1 EL Puderzucker
Gemüsebrühe
1 Prise Muskatnuss
Salz und frisch gemahlener Pfeffer
Die Pinienkerne anrösten und beiseitestellen. Den vorbereiteten Rosenkohl in kochender Brühe je nach Größe der Röschen etwa 4 Minuten blanchieren. In ein Sieb schütten und gut abtropfen lassen. Butter in einer Pfanne schmelzen und die Röschen kurz anbraten. Puderzucker und Honig hinzufügen. Alles in der Pfanne schwenken und karamellisieren lassen. Vom Herd nehmen und die gerösteten Pinienkerne untermengen. Mit Salz, Pfeffer und einer Prise Muskatnuss würzen.
Winterlicher Rosenkohlsalat (4 Portionen)
500 g Rosenkohl
2 Äpfel
0,5 rote Zwiebel
100 g Walnüsse
4 EL Olivenöl
3 EL Apfelessig
1,5 EL Ahornsirup
1 TL Dijon-Senf
Meersalz
Pfeffer aus der Mühle
50 g Parmesan
In einer Schüssel Olivenöl, Apfelessig, Ahornsirup und Dijon-Senf mit Salz und Pfeffer zu einem Dressing vermengen. Den Rosenkohl hauchfein schneiden oder schreddern. Die Äpfel in dünne Scheiben und die Zwiebel in dünne Ringe schneiden. Die Walnüsse in einer Pfanne kurz anrösten und mit einem Handtuch grob zerdrücken
Nun alles zusammen in die Schüssel geben und gründlich mit dem Dressing vermischen. Zum Schluss den Parmesankäse frisch darüber reiben.
Rosenkohl-Pasta (4 Portionen)
600 g Rosenkohl
500 g Vollkorn-Pasta
2 Schalotten
2 Rote Mini-Paprikaschoten
10 Stiele glatte Petersilie
8 EL Crème fraîche
8 EL Naturjoghurt
1 Bio-Zitrone
Salz und Pfeffer
Öl zum Braten
Brühe zum Ablöschen
Optional: 8 Scheiben Parmaschinken
Den geputzten Rosenkohl halbieren. Schalotten fein würfeln. Die Paprikaschoten in Ringe schneiden. Zitrone heiß abwaschen, Schale abreiben und den Saft auspressen. Petersilie hacken.
Die Nudeln nach Packungsanweisung al dente garen, danach gut abtropfen lassen und zurück in den Topf schütten. Rosenkohl, Paprika und Schalotten in einer Pfanne mit Öl bei mittlerer Hitze etwa 3 Minuten goldbraun anbraten. Mit einem Schuss Brühe ablöschen.
Crème fraîche und Joghurt mit der gehackten Petersilie, Zitronenabrieb und Zitronensaft verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Die Soße und das angebratene Gemüse in den Nudeltopf geben und alles gut durchmengen. Die Rosenkohl-Pasta auf vier Tellern anrichten.
Optional für alle, die nicht vegetarisch unterwegs sind: Schinkenscheiben knusprig anbraten, grob zerbrechen und als Garnitur auf den Tellern verteilen.
Bläh, bläh, bläh
Wie viele andere Kohlsorten hat Rosenkohl den Ruf, Blähungen zu verursachen. Die gute Nachricht: Mit den entsprechenden Vorkehrungen muss niemand verzichten. Wer einen empfindlichen Magen besitzt oder lange keinen Kohl mehr auf dem Speiseplan stehen hatte, sollte mit einer kleinen Portion beginnen. Verdauungsfördernde Gewürze wie Kümmel oder Fenchelsamen können Bauchschmerzen vorbeugen.
Auch ein Fenchel- oder Anistee als Absacker macht die Mahlzeit bekömmlicher. Überdies kann ein kleiner Verdauungsspaziergang nach dem Essen Wunder wirken, denn durch die Bewegung werden böse Geister ausgetrieben, oder anders gesagt: im Darm eingeklemmte Gase gelöst.
