Engagement für Kreativität und Vielfalt
Der Förderverein für Kunst und Kultur Lünen e. V. prägt das Stadtbild mit zahlreichen Objekten und Aktivitäten
Ob der Flusswächter oder die Ochsengruppe, ob Radial, Europa oder Licht Blau: Wer durch Lünen spaziert, begegnet ihnen automatisch. Zu verdanken sind all diese Kunstwerke dem Förderverein für Kunst und Kultur Lünen e. V. (FKKL). Seit fast 40 Jahren bringt er Skulpturen, Installationen oder Plastiken in den öffentlichen Raum und ermöglicht zudem vielfältige künstlerische und kulturelle Projekte.
Initiieren, fördern, begleiten …
Sie fördern Kreativität und Innovation, sie inspirieren, stoßen Diskussionen an, ermöglichen Veränderung und verbinden Menschen: Ohne Kunst und Kultur wäre unsere Welt eintönig – auch die in Lünen. Dafür fehlte aber schon vor Jahrzehnten das Geld. Das brachte den damaligen Stadtdirektor Dr. Rudolf Salmen auf eine Idee: Er suchte und fand interessierte Kulturliebhaber und engagierte Unterstützer, die sich um private und öffentliche Fördergelder bemühen sollten, um Kunstwerke anschaffen und kulturelle Projekte durchführen zu können. Salmens Ansinnen führte am 18. Oktober 1985 zur Geburtsstunde des FKKL. Dessen Credo besteht seither aus einem Vierklang: initiieren, fördern, kaufen und begleiten. Mittlerweile sind es fast 40 Jahre, in denen die engagierten Mitglieder vieles auf den Weg und nicht nur auf die Lüner Straßen und Plätze gebracht haben. Und das kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen.
600.000 Euro für Kunst und Kultur
Den Auftakt machte seinerzeit eine Eisengusssammlung, ein Schmuckkasten sowie ein Medaillon mit Profilbildnis für das Museum der Stadt Lünen. »Für diese erste Fördermaßnahme haben wir damals rund 44.000 DM aufgebracht«, erinnert sich Bernhard Schreiter. Der ehemalige Direktor der Sparkasse Lünen ist Gründungsmitglied des FKKL, war erst dessen Schatzmeister und ist seit vielen Jahren Vorsitzender. Als ›Herr der Zahlen‹ kennt und nennt er die beeindruckende Summe von 600.000 Euro, die der Förderverein bisher für Kunst- und Kulturprojekte in Lünen eingeworben und ausgegeben hat. Mit rund 100.000 Euro am teuersten war dabei eines der markantesten und wohl auch bekanntesten Kunstwerke der Lippestadt. Seit 1991 steht es an der Persiluhr in der Münsterstraße, wo in früheren Jahrhunderten aus dem Norden das Vieh bis nach Köln getrieben wurde: der Ochsenzug des Künstlers Ernemann F. Sander mit seinen drei massiven, lebensgroßen Bronze-Tieren.
Leuchtende Akzente
Besondere Hingucker sind auch verschiedene Lichtkunst-Skulpturen, die der FKKL initiiert und – von Sponsoren und Handwerksbetrieben unterstützt – ermöglicht hat. Dazu gehört ›Radial‹, ein Werk des bekannten Düsseldorfer Künstlers Martin Pfeifle, das einen leuchtenden Akzent am südlichen Eingang zur Lüner Innenstadt setzt. Oder auch die Lichtskulptur ›Flusswächter‹ des japanischen Künstlers Kazuo Katase, die am Steilufer der Lippe im Gebiet Mersch in den Himmel ragt. Oder ›Europa‹, eine Lichtplastik-Komposition des Berliner Künstlers Jan-Peter E.R. Sonntag. Sie ziert seit Mitte 2021 den südlichen Vorplatz des Rathauses, den Europaplatz. Die rund acht Meter hohe, feuerverzinkte Stahlkonstruktion hat ein ausgeklügeltes Lichtsystem mit zwölf funkelnden Blitzen – analog zu den zwölf Sternen auf der Europafahne.
Breitgefächerte Förderung
Doch nicht nur die Förderung der Kunst im öffentlichen Innenstadtraum sowie in den Lüner Stadtteilen liegt dem FKKL am Herzen, auch die Unterstützung verschiedenster Projekte, Publikationen und kultureller Aktivitäten: Dazu zählt der Support der Kirchenmusiktage oder des Weihnachtsoratoriums; dazu zählt die Initiierung des Kulturbündnisses Lünen (siehe Kasten) oder erläuternde Hinweistafeln an zahlreichen Standorten und Straßenschildern im gesamten Stadtgebiet, die Auskunft über Ort oder Namengeber geben; dazu zählen aber auch verschiedenste Publikationen wie das Buch ›HochHinHaus‹ zum 50-jährigen Bestehen des Lüner Rathauses oder die Broschüren-Reihe ›Stadtkunst‹.
Kunstobjekt, Treffpunkt, Spielplatz …
Für die Stadt, der einige der Kunstwerke mittlerweile überlassen wurden, ist der Förderverein für Kunst und Kultur und sein vielseitiges Engagement ein Glücksfall – ebenso wie für die Bevölkerung. »Über die Zeit gesehen haben die von uns geförderten Arbeiten einen Stellenwert in der Stadtgesellschaft«, berichtet Herbert Hamann. Er ist nicht nur Geschäftsführer des FKKL, sondern bringt sich in Lünen auch als Stadtführer ein. Dabei stellt er immer wieder fest, »dass viele Bürgerinnen und Bürger die Kunstwerke kennen, und damit haben wir schon viel erreicht.« Auch wenn manche kein Verständnis dafür aufbringen, andere die Werke mitunter als Spielerei wahrnehmen oder als zu anspruchsvoll erachten: »Uns ist es wichtig, dass sich die Menschen mit der Kunst auseinandersetzen – und das geschieht«, weiß der stellvertretende FKKL-Vorsitzende Peter Freudenthal und nennt als Beispiel die Ochsengruppe. Denn das historische Werk ist längst nicht mehr nur ein prägendes Kunstobjekt, sondern auch beliebtes Fotomotiv, Treffpunkt und Spielplatz für die Jüngsten.
Neues Projekt zum 40. Geburtstag
Die Initialzündung für neue Projekte kommt nicht nur vom Vorstand des FKKL oder von den aktuell 52 Mitgliedern. Manchmal gibt es auch Anregungen von außerhalb oder Anfragen aus der Verwaltung, die auf die Expertise des FKKL zugreift. »Letztlich ist es immer entscheidend, ob wir die Mittel für die jeweilige Projektidee zusammenbekommen – und dafür müssen wir stets Überzeugungsarbeit leisten«, sagt Bernhard Schreiter. Bei diesen Prozessen spielen Transparenz sowie eine gemeinsame Entscheidungsfindung eine ebenso große Rolle wie die Einbindung der Stadt, der Medien und der Öffentlichkeit. 2025 feiert der Förderverein für Kunst und Kultur Lünen e.V. seinen 40. Geburtstag. Dann soll es auch ein neues Kunstprojekt geben, dessen Pläne aber noch nicht spruchreif sind. Nur so viel möchte das Vorstandsteam verraten: Sie stehen in Zusammenhang mit dem Kulturpreis der Stadt Lünen. Die Wünsche indes sind bereits konkret: Der FKKL würde sich über weitere engagierte Mitglieder freuen, gerne eine noch bessere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erreichen und weiter so frei, ungebunden und qualitativ hochwertig arbeiten.
Das Kulturbündnis Lünen
Um die Interessen der einzelnen kulturell engagierten Vereine zu bündeln, Synergien zu schaffen und sich zusammen für die vielfältige Kulturlandschaft in der Lippestadt stark zu machen, hat sich im September 2020 auf Initiative des FKKL das Kulturbündnis Lünen formiert. Ziel der Kooperation ist es, die Wahrnehmbarkeit, Förderung und Aufwertung kultureller Leistungen im Raum Lünen zu verbessern – beispielsweise durch gemeinschaftliche Auftritte bei Ausstellungen und Veranstaltungen aller Art. Zudem vertritt das Kulturbündnis seine gemeinsamen Interessen auch gegenüber der Verwaltung der Stadt Lünen und ihren politischen Gremien. Zu den aktuellen Mitgliedern gehören:
• ATELIERHAUS Lünen
• Filmclub Lünen e. V.
• Förderkreis der Musikschule e. V.
• Förderkreis Museum der Stadt Lünen e. V.
• Förderverein für Kunst und Kultur Lünen e. V.
• Förderverein der Stadtbücherei Lünen e. V.
• Förderverein Theater Lünen e. V.
• KARUSKOP (vormals Offene Ateliers)