Vom Schandfleck zur ›grünen Lunge‹
Die Volksparkfreunde in Brambauer hauchen dem über 100 Jahre alten Park wieder neues Leben ein
Gute Freunde kann niemand trennen. Als das Brambauer Trio Andreas Dahlke, Jörg Diekmann und Harry Anklam im November 2017 die traditionelle ›Sommer-Ade-Party‹ im Bürgerhaus Brambauer besuchten und eigentlich bei einem kühlen Pils nur gemütlich abtanzen wollten, fiel eine weitreichende Entscheidung bis hinein in die Gegenwart. Bei der Idee, im ›kleinen Dorf‹ Brambauer etwas zu bewegen und dem größten Lüner Stadtteil einen ›grünen Anstrich‹ zu verpassen, kam der Gedanke, dem Volkspark Brambauer ein neues schöneres Antlitz zu geben. Schließlich gehörte das 53.000 Quadratmeter große Areal mit einer Geschichte über mehr als 100 Jahre einst zu den schönsten Ecken in Brambauer. Leider ging es mit dem einstigen Erholungsgebiet in den zurückliegenden Jahrzehnten stetig und steil bergab.
Damals, als Brambauer noch zu Dortmund gehörte, die Anfänge der Kohleproduktion auf der Zeche Minister Achenbach den Privatkonsum ankurbelten und das Wirtschaftswachstum im Portemonnaie der Bevölkerung deutlich zu spüren war, zählte der Park zu einem ›Filetstück‹ innerhalb der Stadt, welches von den ›Brambaueranern‹ eigentlich stets als ›unser Dorf‹ tituliert wurde.
Einerseits eine ›grüne Lunge‹ zur Erholung, anderseits der Austragungsort für sportliche Wettkämpfe und gesellige Veranstaltungen sorgten für regen Zulauf. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges als sogenanntes Reparaturlager für deutsche Panzer umfunktioniert, diente der Volkspark nach dem Kriegsende wieder als Heimatstätte und Erholungsgebiet für die Menschen vor Ort. Zahlreiche Wanderwege, eine Vielzahl an Bäumen, ein Teich mittig des Geländes und wenige Schritte weiter, im hinteren Bereich des Domizils, ein Sportplatz … Erst als Handballplatz, später dann der Wechsel vom ›kleinen Ball‹ zum runden Leder – dem Fußball – trug der mittlerweile nicht mehr existierende FC Brambauer 45 dort seine Heimspiele aus. Die Brambauer Grund- und weiterführenden Schulen gastierten ebenfalls dort und nahmen bis Mitte der 80er-Jahre im hinteren Teil des Geländes die Bundesjugendspiele ab.
In Zeiten knapper Kassen – Inflation und Wirtschaftskrise ließen grüßen – nagte dann aber auch im und am Volkspark Brambauer der Zahn der Zeit. Rückgehende finanzielle Zuflüsse durch die Stadt Lünen, verbunden mit der geringen Wertschätzung des Parks … Es ging mit dem Volkspark stetig und steil bergab. Wilde Müllkippen, zugewachsene Wege, keinerlei Baum- oder Grünschnitt, viel Unrat und Müll, dazu Stürme während der kalten Jahreszeit dienten allesamt als ein Bündel von Indikatoren für ein langsam, aber sicheres Sterben des einst geliebten Volksparks.
Dies sollte sich glücklicherweise durch die Inspiration des kreativen Trios im Bürgerhaus Brambauer ändern. Initiiert von Elan, Eifer und der Lust zum Anpacken sowie dem Gewinn von weiteren Mitstreitern erfolgte zum Ende des Jahres 2018 die Gründung der ›Volksparkfreunde‹. Neben dem Trio gehörten auch noch Kevin Hummel, der bereits verstorbene Günter Lueg und Klaus Neuhaus zu den ›Männern der ersten Stunde‹.
»Wir wollten mit der Gründung der Volksparkfreunde etwas in Brambauer bewegen und unseren Volkspark wieder auf Vordermann bringen. Die mehr als einhundertjährige Geschichte des Parks durfte nicht mit einem Kahlschlag enden«, so der stellvertretende Vorsitzende Benno Krautstrung. Die Säuberung und Wiederfreilegung der Wege, der Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern, die Beseitigung des Totholzes, die Müllentsorgung sowie die Teichentschlammung gehörten zu den ersten Aufgaben, genauer gesagt Säuberungsmaßnahmen. In Abstimmung mit der Stadt Lünen beziehungsweise ›Stadt-Grün‹, welche die ordnungsmäßigen Baumfällungen und Wegeasphaltierungen vornahm, folgte wenig später die Pflanzung von 1.200 Buchen durch die Volksparkfreunde.
Schritt für Schritt ging es schließlich voran, von einem Schandfleck zu einer ›grünen Lunge‹. Eine alte Garage, am Rande des Parks beziehungsweise gegenüber dem einstigen Betriebshofs der Stadt Lünen für Gärtner in Brambauer gelegen, bauten die Volksparkfreunde zu ihrer heutigen Werkstatt aus. Neben einer Vielzahl an Utensilien für die Gartenarbeit befinden sich dort auch einige Maschinen für kleine Handwerkerarbeiten. Gleichwohl sei der Umbau des ehemaligen Geländes der Bundesjugendspiele zum heutigen Veranstaltungsplatz der Volksparkfreunde, als ein Meilenstein zu bewerten, erfahren wir. St. Martin, das Osterfeuer, das Brambauer Schützenfest und zuletzt der gut besuchte Weihnachtsmarkt finden mittlerweile dort (wieder) statt und sollen auch in den folgenden Jahren wiederholt werden.
»Mit der Schaffung der nötigen Infrastruktur ist unser Veranstaltungsplatz ein echtes Filetstück. Strom, Wasser und wenige Schritte weiter die Aufstellung von alten Brambauer Straßenlaternen mit LED-Beleuchtung vollenden das Gesamtpaket«, freut sich Benno Krautstrung. Nachdem von Seiten der Stadt Lünen das Übertragungsnutzungsrecht für den alten Betriebshof erfolgte, möchten die Volksparkfreunde in naher Zukunft das alte und marode Gebäude wieder aufwerten. Erst eine Kernsanierung, danach der Einbau von Toiletten und einer Küche sowie ein neuer Anbau für einen Gesellschaftsraum stehen bei den ehrenamtlichen Kräften nunmehr im Blickpunkt. »Wir möchten, dass sich hier Kindergarten- und Grundschulkinder ganztägig im Volkspark aufhalten und etwas über die Natur lernen können. Auch für die kurzweilige Einkehr und Geselligkeit soll hierfür ausreichend Platz bereitgestellt werden«, so die formulierte Zielsetzung von Benno Krautstrung.
Abseits der tatkräftigen Arbeit innerhalb des Parks erhielten die ›Macher‹ bereits auch tatkräftige Unterstützung durch Vereine, Schulen, Kindergärten und kleine Gewerbetreibende aus der Brambauer Geschäftswelt. Auch die Firmlinge der katholischen Kirchengemeinde Herz-Jesu-Brambauer verlegten in der jüngeren Vergangenheit das Umweltprojekt ›Hecke und Baumpflanzung‹ in den Volkspark. Die Bepflanzung von Nistkästen und Blumenzwiebeln übernahm der Kindergarten ›Hibiduri‹. Ebenso sollte der Besuch von Brambauer Kindergärten – zur gemeinsamen Honigherstellung durch den mit türkischen Wurzeln in Brambauer lebenden Imker Hüseyn Vuran – nicht unter den Tisch fallen.
Zugleich sind die Volksparkfreunde stets auf der Suche nach personellen Kräften, um das Team zu verstärken. Wer also Lust verspürt, Gartenarbeit zu verrichten und in einer engagierten Mannschaft mitarbeiten möchte, kann jeden Samstag ab 10 Uhr zu einer Arbeitsstunde in den Volkspark Brambauer kommen. Auch eine telefonische Kontaktaufnahme ist unter 01 57 / 78 99 87 51 (Handynummer von Benno Krautstrung, stv. Vorsitzender der Volksparkfreunde) möglich. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt zwölf Euro. Tipp: Der Einsatz lohnt sich!
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