Stadtmagazin Lünen: Junges Lünen

Lünen sucht mehr Familienpaten!

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Ehrenamtliche ›Nannies‹ unterstützen im Alltag

Morgens für alle Frühstück machen, die Jüngsten in die Kita bringen, dann ab ins Büro, unterwegs noch schnell die Betreuung für den Nachmittag organisieren, von der Arbeit direkt zum Elternabend, einkaufen, das Abendessen vorbereiten und – ach ja!? – wer holt eigentlich Merle vom Flötenunterricht ab?

Alleinerziehende am Limit

Für Familien mit Kindern geht es im Alltag oftmals turbulent zu. Was Paare mit Unterstützung von Oma und Opa vielleicht noch gut meistern, kann alleinerziehende Mütter oder voll berufstätige Eltern mit mehreren Kindern ans Limit bringen. Im Jahr 2010 hat die KIWO Jugendhilfe Lünen daher in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Lünen und dem Kinderwohnheim Dülmen die Fachstelle für Familienpaten ins Leben gerufen. Die Idee: Ehrenamtliche Kräfte stehen überlasteten Familien für ein paar Stunden pro Woche unterstützend zur Seite. Das Vorreiterprojekt fand schnell Nachahmer: Inzwischen sind Paten nach Lüner Vorbild in vielen Städten im Kreis Unna tätig. Und der Bedarf wächst immer weiter.

Praktische Hilfen und ein offenes Ohr

»Unsere Ehrenamtlichen helfen und entlasten bei der praktischen Bewältigung ganz alltäglicher Aufgaben«, erklärt Fachstellenkoordinatorin Heike Krien-Heiliger. »Sie holen zum Beispiel die Kids von der Schule ab, assistieren bei den Hausaufgaben, begleiten zum Sport oder anderen Freizeitaktivitäten und stehen als Vertrauensperson in vielen Fragen parat, die man mit Mama vielleicht nicht so gerne besprechen möchte – vom ersten Liebeskummer bis hin zum Streit mit Klassenkameraden. So können gerade alleinerziehende Mütter einfach mal Luft holen. Gleichzeitig schenken die Paten aber auch den Elternteilen ein offenes Ohr und unterstützen bei Herausforderungen wie Behördengängen oder Lehrergesprächen.«

Pädagogische Ausbildung ist keine Voraussetzung

Aktuell sind zwölf Frauen und ein Mann in Lünen als freiwillige Pat*innen aktiv. Da die Anfragen nicht abreißen, wird Verstärkung für das Team quasi ständig gesucht. Oft handele es sich bei den Aktiven um Menschen, die nach dem Auszug der eigenen Kinder eine sinnvolle Aufgabe übernehmen möchten, weiß Heike Krien-Heiliger. »Eine pädagogische Ausbildung bzw. Erfahrungen mit Kindern oder Enkeln sind aber keine Voraussetzung«, betont sie. »Falls Sie sich gut mit Anträgen und Ämtern auskennen, können Sie vielleicht an dieser Stelle behilflich sein. Oder jemand pflegt ein bestimmtes Hobby wie Fußballspielen, Klettern oder Rudern, das er gerne mit seinen Patenkindern teilen würde. Wir hatten einmal einen Redakteur des WDR dabei, der seinen Patensohn mit zu Interviews genommen hat. Die individuellen Möglichkeiten und Vorstellungen werden zunächst in einem unverbindlichen Einzelgespräch geklärt.«

Sympathiefaktor

Kommt es zu einer Einigung, werden die angehenden Paten im Rahmen eines Gruppenworkshops an drei bis vier Nachmittagen auf ihre spätere Aufgabe vorbereitet. Zentrale Themen sind unter anderem Kommunikation, Schweigepflicht, kindliche Bedürfnisse oder der Umgang mit Nähe und Distanz. »Manche Familien sind sehr einnehmend, dann ist es wichtig, Grenzen zu setzen«, weiß Heike Krien-Heiliger. »Bei anderen hingegen muss erst einmal Vertrauen aufgebaut werden. Das ist häufig ein Balance-Akt.« Jede Patenschaft beginnt daher mit einem Kennlerntag, gefolgt von einer achtwöchigen Probezeit. »Mit den Jahren habe ich ein Gespür dafür entwickelt, welche Menschen zusammenpassen. Dennoch muss für ein gutes Gelingen zunächst geschaut werden, ob die Chemie stimmt und sich alle Beteiligten sympathisch sind.«

Professionelle Rückendeckung

Im Laufe der ein- bis zweijährigen Patenschaft bekommen die Freiwilligen professionelle Rückendeckung: Sie erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung, um entstehende Kosten zu decken, sind während ihrer gesamten Tätigkeit über die KIWO Jugendhilfe versichert und können sich bei Gesprächskreisen alle zwei Monate mit ihren Kolleginnen und Kollegen über ihre Arbeit austauschen – wobei die Fälle ausschließlich in anonymisierter Form behandelt werden. Zudem steht Diplom-Pädagogin Heike Krien-Heiliger über den gesamten Zeitraum hinweg als fachkundige Ansprechpartnerin zur Verfügung.

»Sie gehören irgendwann zur Familie«

Seit der Gründung der Fachstelle 2010 haben ehrenamtliche Paten in Lünen über 100 Familien betreut. Wenn es nach Heike Krien-Heiliger geht, dürfen es gerne noch mehr werden. »Die Belastungen haben sich in den letzten Jahren weiter verschärft – insbesondere während der Coronapandemie waren viele Alleinerziehende am Ende ihrer Kräfte«, so die Einrichtungsleiterin. »Gleichzeitig hat diese schwierige Phase gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist. Trotz der Beschränkungen entstanden intensive Beziehungen. Viele unserer Paten stehen übrigens auch nach dem Ende ihres offiziellen Einsatzes mit ihren Schützlingen in Kontakt. Sie gehören irgendwann zur Familie, werden zu Geburtstagen eingeladen oder bei Fragen angerufen. Einige haben sogar echte Patenschaften übernommen. Die längste, 2010 begonnene Verbindung dauert nun schon 13 Jahre an!«

Fachstelle für Familienpaten

Heike Krien-Heiliger
Dortmunder Str. 15a · 44534 Lünen
Tel. 01 52 / 38 27 23 50
www.kiwo-jugendhilfe.de

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