Stadtmagazin Lünen: Junges Lünen

Hier macht Lernen Spaß

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Hausaufgabenhilfe in der Caritas-Boutique

Aufregung in der Caritas-Boutique in Lünen-Süd: Zehn Kinder wuseln neugierig um die Reporterin mit der Kamera herum: »Wofür sind die Fotos?« »Kommen wir jetzt in die Zeitung?« »Dann werden wir ja berühmt!«

Ehrenamtliche unterstützen bei Deutsch, Mathe und Co.

Fünf Minuten später hat sich der Trubel dann aber auch schon wieder gelegt, und die Mädchen und Jungen widmen sich konzentriert ihren Schulaufgaben in Deutsch, Mathe und Co., ohne dass sie jemand dazu überreden müsste. Unterstützt werden sie dabei von ihren ehrenamtlichen Hausaufgabenhilfelehrer*innen. Heute als freiwillige Helfer am Start: Gerhard, Karin und Martin sowie Tine und Sigrid, die online zugeschaltet sind und von den Kindern wie selbstverständlich eingebunden werden. Es ist eine Szene, die besser als jede Erklärung zeigt: Diese Kids sind gerne hier. Sie wollen lernen und haben auch noch Spaß dabei!

Kleine Gäste aus allen Teilen der Welt

Zweimal wöchentlich verwandelt sich das Hinterzimmer der Caritas-Boutique in eine Hausaufgabenhilfe. Die kleinen Gäste, die hier regelmäßig büffeln, stammen aus allen Teilen der Welt: Nigeria, Jordanien, Syrien, Afghanistan … »Die Idee entstand 2018, und zwar wie so viele unserer niederschwelligen Angebote im Austausch mit den Kundinnen und Kunden vorne im Geschäft«, berichtet die hauptamtliche Koordinatorin Ulrike Wesemann-Benkel. »Damals starteten wir mit drei bis vier Kindern.« Doch das kostenfreie Angebot sprach sich schnell herum. »Heute besuchen uns zu den Stoßzeiten bis zu 14 Kinder mit unterschiedlichsten Voraussetzungen. Dass wir den hohen Andrang gut stemmen, ist unseren neun Ehrenamtlichen zu verdanken, die je nach Bedarf und Zeit einspringen.«

Online-Unterricht hat die Pandemie überlebt

Besonders spürbar wurde die Nachfrage während der Corona-Pandemie. »Im Lockdown kamen die Eltern mit den Schulaufgaben auf dem Handy zu uns«, erzählt Ulrike Wesemann-Benkel. »Viele waren damit überfordert, ihre Kinder zu Hause anzuleiten, da sie selbst nicht so gut deutsch sprechen. Glücklicherweise konnten wir Laptops besorgen, um wenigstens digitalen Unterricht per Videokonferenz anzubieten, das hat uns über die Zeit gerettet.« Der Online-Unterricht hat die Pandemie überlebt: Hausaufgabenhelferin Tine Klümper ist inzwischen nach Ahaus umgezogen, steht ihren Schützlingen aber weiterhin aus der Ferne zur Seite.

»Hier verstehe ich vieles besser«

Heute Nachmittag sorgt eine gute Nachricht für Aufsehen: Lana hat eine Zwei in Deutsch geschrieben. Alle freuen sich mit ihr und gratulieren. Die dreizehnjährige Syrerin kam 2015 nach Lünen, ohne auch nur ein Wort deutsch zu sprechen. Seit 2018 besucht sie die Hausaufgabenhilfe. »Hier verstehe ich vieles besser«, sagt sie. Eine positive Entwicklung macht sich auch bei den befreundeten Schwestern Athena und Dina sowie Guelbuhar und Halis bemerkbar. Die Vier verständigen sich inzwischen fließend. Ob ihnen die Hausaufgabenhilfe weitergeholfen habe? »Ja!«, rufen sie freudestrahlend im Chor. »Wir haben jetzt auch bessere Noten.«

»In Mathe muss man schon mal überlegen: Wie war das damals?«

»Die engmaschige Betreuung, die wir hier anbieten können, ist schon was anderes als in der Schule«, so Ulrike Wesemann-Benkel. »Unsere Ehrenamtlichen sind zwar keine ausgebildeten Lehrer, aber sie kommen aus unterschiedlichsten Berufen: vom Zahnarzt bis zur Polizistin. Jeder bringt etwas mit, das er besonders gut kann.« Gerhard Gunnemann beispielsweise hat bis zu seiner Pensionierung als Ingenieur gearbeitet. Jetzt hilft er Revan beim schriftlichen Multiplizieren. »Revan macht das richtig gut«, lobt er. »Ich habe gar nicht viel zu tun. Es gibt aber natürlich auch immer mal Themen, die selbst für uns Helfer gar nicht so leicht sind. Gerade in Mathe muss man schon mal überlegen: Wie war das damals? Zum Glück findet sich immer jemand, der Bescheid weiß, egal um welches Fach es gerade geht.«

Ein geschützter Raum

Doch es ist mehr als das: Die Kinder werden nicht nur fachlich gut betreut – sie werden hier an der Jägerstraße auch menschlich ernst genommen. Die Caritas-Boutique bietet ihnen einen geschützten Raum, in dem sie sich entwickeln, sich mit ihren Freunden und Lehrerinnen austauschen und einfach Spaß haben können. Die Hausaufgabenhilfe ist somit kein Zwang, kein ›Nachsitzen‹. Sie ist ein freiwilliges Freizeitangebot – und vermutlich gerade deshalb so erfolgreich.

Viel los in der Caritas-Boutique

Die Hausaufgabenhilfe ist nur eines von vielen niederschwelligen und kostenfreien Angeboten, die in der Caritas-Boutique mit viel Herzblut und unter Mitwirkung von Ehrenamtlichen realisiert werden. Alle 14 Tage veranstalten Ulrike Wesemann-Benkel und ihr Team ein offenes Frauenfrühstück, demnächst wieder am Freitag, den 24. März von 10.30 bis 12.30 Uhr. Immer montags von 13 bis 15 Uhr verwandelt sich das Hinterzimmer des Second-Hand-Ladens in eine Fahrradwerkstatt. Jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr findet außerdem ein Anfänger-Deutschkurs für Frauen statt, der zur Überbrückung der Wartezeit bis zu den offiziellen Deutschkursen dient.

Hausaufgabenhilfe

Mo. + Mi. · je 15–17 Uhr

Caritas Boutique

Jägerstraße 50a · 44532 Lünen
Tel. 01 51 / 18 40 89 84
caritasboutique [at] caritas-luenen.de
www.caritas-luenen.de

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