Stadtmagazin Lünen: Sport und Freizeit

Laufen und schießen – Tempo und Treffer zählen

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Sommer-Biathlon: Die Sportschützen Nordlünen/Alstedde sind einer der ­deutschen Vorreiter

Laura Dahlmeier, sympathische siebenfache Weltmeisterin im Winterbiathlon, sattelte 2019 von den Skiern auf das Fahrrad um. Die 29-Jährige bewies mit einer Radtour durch zehn europäische Länder, wie fit sie durch Biathlon geblieben ist. Nach 2.680 Kilometer hatte sie nach 19 Tagen ihr Ziel Istanbul erreicht. Erfolgreicher als Laura Dahlmeier war nur Magdalena Neuner. Als sie schon mit 25 Jahren aufhörte, war sie erfolgreichste Sportlerin aller Zeiten in ihrer Disziplin. Von 2006 bis 2012 gewann sie zweimal Gold bei Olympia, zwölfmal bei der WM, zweimal die Totalwertung im Weltcup und 34 Rennen. Mit zu den Besten gehörten Katrin Apel, Uschi Disl, Andrea Henke und Kati Wilhelm.

Wir kennen bei den Männern noch Sven Fischer, der 33 Mal den Weltcup holte, Michael Greis, Ricco Gross, Mark Kirchner und Frank Luck. In diesen Tagen der Jahreswende 2022/23 rückte mehr und mehr die zweite Garde mit Benedikt Doll, Johannes Kühn, Roman Rees und Justus Strelow in den Vordergrund. Es waren aber nicht die Männer, sondern vor allem die Frauen, die mit ihren spannenden Wettkämpfen im Schnee uns bei den Übertragungen am TV vor lauter Begeisterung die Zeit vergessen ließen.

Vom Schnee des Winter-Biathlons zum Sommer-Biathlon: Wem sagt der Name Monika Liedtke etwas? Diese gab zwischen 2001 und 2007 den Ton an. Sie war mit 53 Titeln die erfolgreichste Deutsche, blieb zwischen 2001 und 2006 im Einzel unbesiegt. Die immer noch aktuelle Corona-Pandemie schwächte zwar auch die Sommer-Biathleten, warf sie jedoch nicht um. Der Beweis: Ende August 2022 gewannen sie die Weltmeisterschaft, ausgetragen in Ruhpolding. Deutschland gewann die Gesamtwertung mit viermal Gold, fünfmal Silber und zweimal Bronze klar vor Italien, Tschechien und Schweden. Wer kennt dabei Jana Landwehr? Eine Sportlerin aus unserer Nähe (Dortmund-Huckarde und Aplerbeck), die zwischen 2014 und 2022 mehrfache Welt- und Deutsche Meisterin in der Disziplin Target Sprint wurde, eine Disziplin des Sommerbiathlons, bei der so lange geschossen werden muss, bis alle Ziele gefallen sind.

Von den Athleten an der Weltspitze werfen wir einen Blick auf unsere Sportler*innen vor Ort. Ganz auf Erfolg und Geselligkeit setzt der Schützenverein Nordlünen-Alstedde von 1834, Vorreiter im Sommerbiathlon. Die II. Kompanie gründete 1987 den gemeinnützigen Verein ›Sportschützen Nordlünen Alstedde von 1987 e. V.‹. Dieser übernahm das Sportliche und die Jugendarbeit. Jetzt wurde ­neben dem sportlichen Schießen mit Luftdruckwaffen ab 1990 auch Sommer-Biathlon angeboten. Seit 1992 gab es auch ­einmal jährlich einen überregionalen Wettkampf im Rahmen des Westfalen-Championats auf dem Alstedder Fußballplatz. Über Jahre wurde dieser von der Dorfmeisterschaft der Altlüner Vereine begleitet.

Die Lüner trainierten auf den umliegenden Feldwegen und in den nahen Wäldern. Der traditionelle und vereinseigene Schießstand in der Nordlüner Straße ›Im Ort‹ musste einer Neubebauung weichen. Weiter ging es in Räumen der ehemaligen Schuhfabrik ara an der Alstedder Straße. Am 4. März 2009 wurde dort der neue Schießstand mit sechs elektronischen Schießbahnen und vier Biathlonanlagen in Betrieb genommen.

Dass die Biathleten engagierte Läufer sind, zeigte sich auch an den immer länger werdenden Strecken. Einige liefen damit bei Marathons mit. Zweimal wurde in den 90er-Jahren der Mannschaftspokal des Lüner Hanselaufs gewonnen. Im Gewehrschießen sowie im Sommerbiathlon qualifizierten sich viele Mitglieder für Landes-, NRW- und Deutsche Meisterschaften, kämpften teils auch um die Medaillenränge mit.

Vorsitzender der sportlichen Schützen mit ihren 100 Mitgliedern ist seit 1992 Bernd Dittmeyer, der 2015 auch als Kreisvorsitzender die Gesamtführung der Lüner Schützen übernahm. Für ihn ist insbesondere der Sommerbiathlon eine Herzenssache: »Das ist eine tolle Sportart ohne großen Aufwand. Benötigt werden nur Laufsachen, Schuhe und ein Luftgewehr, das sich Anfänger auch beim Verein leihen können. Zum Laufen gehören Ausdauer und Kraft, zum Schießen Disziplin und Konzentration, und wenn Kinder diese Sportart ausprobieren wollen, dann stehen auch leichte Laser-Gewehre zur Verfügung.« Wird beim Winterbiathlon mit den Gewehren gelaufen, bleiben diese im Sommer am Schießstand. Je nach Geschlecht gibt es in den Altersklassen von den Schüler*innen bis zu den Damen und Herren unterschiedliche Laufstrecken. Geschossen wird im Anschlag liegend und stehend.

In den ersten Jahren war Sommerbiathlon bei den Nordlünen-Alsteddern der Renner. Bis zu der Rekordzahl von 205 Teilnehmern gingen an den Start. Seit der 25. Auflage im Jahr 2017 richten die Lüner keinen Wettbewerb mehr aus. Bernd Dittmeyer: »Selbst mit unseren sehr gut eingespielten Ehrenamtlichen war diese beliebte Veranstaltung nicht mehr zu bewältigen. Die öffentlichen Auflagen wurden immer größer, es fehlten Sponsoren. Insbesondere ist unser Sport professioneller geworden. Davon profitierten die klassischen Wintersportorte wie Bayrisch-Eisenstein, Clausthal-Zellerfeld, St. Andreasberg und Ruhpolding. Doch waren uns die Fahrtkosten zu Wettkämpfen in ganz Deutschland zu hoch. Gleichzeitig gingen bei uns die Meldezahlen zurück! Sommerbiathlon kann bei uns jeder gerne trainieren. Aber eigene Wettkämpfe sind für uns derzeit kein Thema!«

Geblieben sind aber dennoch einige immer noch Aktive und weiterhin schöne Erfolge, für die vor allem das Ehepaar Maike und Andreas Hellnick sorgte. So bei der Deutschen Meisterschaft im sauerländischen Landesleistungszentrum Biathlon Jagdhaus 82 e. V. bei Schmallenberg. Strömender Regen begleiteten die Massenstart-Wettkämpfe auf der anspruchsvollen Strecke. Trotzdem verbesserte sich Maike Hellnick in der Altersklasse Damen II gegenüber dem Vorjahr um drei Plätze auf Rang 9. Andreas Hellnick bestätigte in der Klasse Herren II den 9. Platz aus dem Vorjahr. Mehr war möglich, doch das Gewehr repetierte nach Stunden im Regen nicht mehr einwandfrei. Bei den Sprintwettkämpfen einen Tag später besserten trockene Bedingungen deutlich die Stimmung und die Ausbeute. Andreas sicherte sich mit einem fehlerfreien Schießen den 6. Platz und damit einen Platz in der erweiterten Siegerehrung vor dem Podium. Seine Frau Maike verbesserte sich von Rang 12 im Vorjahr auf den 7. Platz. Weiter aktiv ist das Alstedder Urgestein Manfred Schöpper, das schon mehrfach bei Landesmeisterschaften und im Westfalenchampionat vordere Plätze erreichte. Neu dabei ist auch der Jugendliche Filip Wolanin, der im April 2023 mit in die Wettkämpfe einsteigen wird.

Nach einem Vierteljahrhundert Sommerbiathlon werfen die Sportschützen Nordlünen-Alstedde ihre Flinten nicht ins Korn, allerdings wird jetzt der Fokus mehr auf das sportliche Schießen gelegt. Mit mehreren Mannschaften wird jährlich an den Runden- und Ligawettkämpfen des Schützenkreises teilgenommen; die beste Mannschaft schießt derzeit in der Verbandsliga des Westfälischen Schützenbundes. Zum vierten Mal wird das jährliche Marathon-Schießen Anfang März angeboten. 100 Schuss mit einem Gewehr! Zudem gibt es die im September 2023 stattfindenden 7. Alstedder Schießsporttage. Dabei müssen 40 Schuss unter Meisterschaftsbedingungen absolviert werden. Zu beiden Veranstaltungen sind in den letzten Jahren immer deutlich über 100 Sportler aus ganz Nordrheinwestfalen angetreten.

Wir wünschen auch für die Zukunft alles Gute und volle Kraft voraus!

Schießanlage Sportschützen

Nordlünen-Alstedde
Alstedder Str. 44–46 · 44534 Lünen-Alstedde
Tel. 0 23 06 / 3 72 77 67

Trainingszeiten: dienstags 18 bis 22 Uhr, donnerstags ab 19 Uhr und nach Vereinbarung. Außerdem wird am letzten Freitag im Monat ein Kleinkaliber-Training auf dem Schießstand von Lünen 1332 angeboten.

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