Stadtmagazin Lünen: Kunst und Kultur

»Entstanden aus Freundschaft«

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25 Jahre Owerstolz

Sie machen ordentlich Krach, ›bechern‹ Bier aus Dosen und pflegen ihre Heimatverbundenheit wie ein Bergarbeiter seine Grubenlampe: In vielerlei Hinsicht wirken die Punkrocker von Owerstolz wie aus der Zeit gefallen. Dass sie bis heute Erfolg haben, muss daran liegen, dass sie mit ihrer Musik immer noch einen Nerv treffen: herzlich, direkt und ein bisschen rotzig – eben typisch Kohlenpott. Zum 25. Bandjubiläum geben Cöppi, Mölle, Matze, Boko und Jo ein Konzert im Greif.

»Der konnte gar nicht Schlagzeug spielen! Also haben wir gesagt: Okay, dann singst du halt!«

Jubiläen sind immer ein guter Anlass, zurückzuschauen. Gitarrist Mölle erzählt uns, wie alles begonnen hat. Damals … Ist es wirklich schon ein Vierteljahrhundert her? »Ich hatte da diesen Kumpel an der Berufsschule. Wir waren jung und dachten uns: Komm, wir machen mal ’ne Band. Ich so: ›Aber wir brauchen ’nen Schlagzeuger!‹ Mein Kumpel: ›Bei mir in der Klasse ist einer, der kann das. Der hat nur kein eigenes Schlagzeug.‹ Wir also im Reviermarkt nach günstigen Drumsets geguckt – eBay-Kleinanzeigen gab es damals ja noch nicht. Irgendwann wurden wir fündig, bei einem Verkäufer in Herten, wo wir dann auch extra hinfuhren, um das Schlagzeug abzuholen. Später luden wir den Typen aus der Klasse meines Kumpels zu uns in den Keller ein. Der Typ war Cöppi. Bloß stellte sich heraus: Der konnte gar nicht Schlagzeug spielen! Also haben wir gesagt: Okay, dann singst du halt! So wurde Cöppi unser Frontmann.«

Im Geiste von Bergbaunostalgie und Heimatgefühlen

Nächster Schritt: Ein Bandname musste her. Irgendjemand hatte Kippen dabei, Marke Overstolz. Passt! Ein Buschstabe wurde allerdings geändert, es sollte ja keinen Ärger geben. Cöppis Oppa, ein ehemaliger Bergmann, stiftete seinen alten Grubenhelm als Deko für den Proberaum. Hier zeichnete sich schon das zentrale Thema ab: Im Geiste von Bergbaunostalgie und Heimatgefühlen entstanden Titel wie ›Ruhrpott‹, ›Mein Revier‹ oder ›Die Sterne von Victoria‹. Geprobt wurde in privaten Kellerräumen und verschiedenen Bunkern in Lünen, Dortmund und Wanne-Eickel. Die Besetzung variierte – der frühere Berufsschulkumpel verließ die Band, neue Mitglieder stießen hinzu. Oppas Helm wanderte mit von Ort zu Ort. 2008 haben Owerstolz ihr Quartier in den Räumen der Umweltwerkstatt in Lünen-Horstmar aufgeschlagen. »Und hier bleiben wir auch!«

»Alle Song-Ideen werden einmal durch den Owerstolz-Fleischwolf gejagt«

»Wir machen keinen typischen anarchistischen Deutschpunk«, betont Matze, seit 16 Jahren der Mann am Bass. »Klar, anfangs wurde noch viel geschrammelt. Aber über die Jahre haben wir uns weiterentwickelt: Wir lernten, besser mit unseren Instrumenten umzugehen, und begannen, Harmonien heraushören. Durch die Musik, die wir privat zu Hause hörten, kamen unterschiedliche Einflüsse zusammen. Meine Wurzeln liegen beispielsweise eher im Heavy Metal. Aber alle Song-Ideen werden einmal durch den Owerstolz-Fleischwolf gejagt, damit es sich nach uns anhört.« 2009 erschien das erste von inzwischen drei Alben mit dem Titel ›Family, Love & Friendship‹. 2018 feierte das Musikvideo zur Single ›Günther‹ unter Mitwirkung von Ruhrpott-Urgestein Ralf Richter Premiere. Gedreht wurde unter anderem im Rewe-Markt in Lünen-Süd. »Wir hätten groß rauskommen können«, scherzen Mölle und Matze. »Dann kam Corona.«

»Das Publikum geht im Alter mit uns mit«

Der Lockdown war für viele kleinere und lokale Bands ein harter Schlag. Die Rockmusik hatte es hier besonders schwer. »Früher gab es in Lünen und Umgebung eine große und abwechslungsreiche Szene«, erinnert sich Mölle. »Man kam leicht an Gigs, lernte schnell andere Musiker kennen. Irgendwann änderte sich das: Rockmusik war nicht mehr angesagt. Das haben wir auch bei unseren Konzerten gemerkt: Die Zuschauer wurden immer älter. Oder anders ausgedruckt: Das Publikum geht im Alter mit uns mit.« »Zum Glück ist Musik für uns nur ein Hobby, weshalb wir das alles unbeschadet überstanden haben«, ergänzt Matze. »Natürlich ist man auch mal unterschiedlicher Meinung oder schickt sich Sprüche. Aber das ändert nichts daran, dass wir als Einheit dastehen. Wir sind eine Band, entstanden aus Freundschaft.«

Live im Greif

Das Jubiläumskonzert soll am 26. November im Greif stattfinden. Hier sind die Jungs von Owerstolz ohnehin quasi Stammgäste. »Der Besitzer, Bob, ist ein Fan von uns, und Robin, der im Greif als Tontechniker aushilft, hat unser letztes Album ›Die Sterne von Victoria‹ in seinem Studio abgemischt.« Mit den Gasoliners und den Scumfuck Outlaws konnten zwei befreundete Lüner Bands als Support gewonnen werden. »Nach der langen Pause sind wir schon gespannt, wie alt unser Publikum geworden ist«, witzeln Matze und Mölle.  Zum Schluss verraten sie uns noch ihre Pläne für die nächsten 25 Jahre: »Mehr Alben herausbringen! Auf Welttournee gehen! Unsere Band-Biografie drehen! Alles ist möglich!«

Owerstolz Jubiläumskonzert

26.11. · Greif
Tickets bei Matze: 01 78 / 1 33 16 10
Oder im Greif: www.dasgreif.de
Weitere Infos: www.facebook.com/owerstolz/

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