Stadtmagazin Lünen: Sport und Freizeit

Die Kugel muss ins richtige Loch

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Billard – Leistungssport am grünen Tisch oder nur Kneipenspaß beim Bier?

›Haie der Großstadt‹ und ›Die Farbe des Geldes‹, zwei Filme von 1961 und 1986, in denen Paul Newman perfekt einen Poolbillard-Spieler darstellte. Was ist über 60 und 30 Jahre später aus dem Billard geworden? Ist es noch Leistungssport oder Kneipenspaß beim Bier?

Vom Freien ins Häuschen

Billard ähnelt Cricket oder Golf, Spielen im Freien. Um dem oft schlechten Wetter auszuweichen, wurde das Match ins Haus und dort auf einen Tisch verlegt. Ein solcher wird um 1470 als Spielfeld des französischen Königs Ludwig XI erwähnt. Der englische Dichter William Shakespeare legte in seiner Tragödie ›Antonius und Kleopatra‹ 1606 der ägyptischen Königin das Wort ›Billard‹ in den Mund. Spiele am Billardtisch gehörten im 19. Jahrhundert zum Vergnügen der Studenten im deutschen Tübingen.

Tausende Zuschauer bei der ersten WM

Vor 170 Jahren entwickelte sich Billard zu seiner heutigen Form. Das Leder der Queue-Spitze hatte inzwischen ausgedient. Eine spezielle Billard-Kreide wurde auf die Queue-Spitze aufgetragen. Diese sorgte, besonders beim Spiel mit Effet, für eine bessere Reibung zwischen Stockspitze und Spielball. Die Kugeln waren nicht mehr aus Holz, sondern aus Elfenbein, später aus Kunstharz. Die Holzplatte des Tischbodens wurde durch Schiefer ersetzt. Es entwickelten sich immer mehr Turniere. Die erste Profi-Weltmeisterschaft fand 1873 in New York statt. In den Spielhallen fieberten Tausende Zuschauer mit. Tiefs, wie die beiden Weltkriege, dazwischen das Alkoholverbot in den USA, waren spätestens mit den Billardfilmen mit Paul Newman durchschritten. Mit dafür sorgte auch Ende der 60er-Jahre das englische Fernsehen, das das neue Farbfernsehen mit Berichten über Billard-Spiele, genau gesagt mit ›Snooker‹, erfolgreich bewarb. Mit Ende des Kalten Krieges fand Billard auch immer mehr Freunde in Osteuropa.

Die bekanntesten Billard-Arten

Poolbillard

Wie viele Sportdisziplinen hat auch Billard verschiedene Spielarten. Beliebt ist Poolbillard. Dazu gehören der weiße Spielball, je sieben voll- und halbfarbige Kugeln und die schwarze Acht. Mit dem Queue darf nur der Spielball gespielt werden. Spielerwechsel ist, wenn mit einem Versuch keine Kugel nach den Regeln versenkt wurde.

Snooker

Auch hier darf nur der weiße Ball mit dem Queue gespielt werden. Dann müssen auf dem größeren Tisch 15 rote und sechs nichtrote Kugeln nach Vorgabe in die kleineren Taschen (Löcher) gestoßen werden. Die Spieler wechseln sich nach jedem Versuch ab.

Karambolage

Hier wird nur mit je einer gelben, roten und weißen Kugel gespielt, die nicht versenkt werden. Vielmehr müssen mit dem Spielball die beiden anderen Kugeln dem Regelwerk nach getroffen werden.

Was kostet dieser Sport?

Ein Tisch ist zwischen 2.000 und 4.000 Euro zu bekommen. Für den grünen Bezug muss um die 300 Euro gezahlt werden. Beim Kauf eines Queues legen Einsteiger zwischen 70 und 120 Euro ›auf den Tisch‹. Ein Satz TV-Kugeln, also für Fernsehübertragungen geeignete Kugeln, ist für 250 Euro zu haben.

Billard-Boom in Lünen

14 Billard-Freunde gründeten in Lünen den 1. Pool Billard Club Brambauer 1978 e. V., 20 Jahre später sicherte er sich in der 2. Bundesliga bei nur einer Niederlage den ersten Platz und stieg in die in die 1. Liga auf. 1999 wurde mit einem Sieg im Endspiel über BC Siegtal 89 der Deutsche 8-Ball-Pokal geholt. In der 1. Liga startete der PBC mit Platz sechs, war zwei Jahre später sogar vierter. Trotz dieses besten Bundesliga-Ergebnisses wurde das Team abgemeldet. Weiter ging es in der Oberliga, aus der Brambauer in der Serie 2002/03 als Zwölfter abstieg.

Abstieg, Aufstieg, Abstieg

2009 brachte die Fusion mit dem BC Black Ball Lünen zum 1. PBC Lünen 78/09 den sofortigen Abstieg in die Verbandsliga. 2012 glückte als Zweiter die Rückkehr in die Oberliga. Im Sommer 2015 wurde der 1. PBC Lünen 78/09 wiederum in 1. PBC Brambauer umbenannt. 2015/16 folgte als Zweitplatzierter der Aufstieg in die Regionalliga. Bekannte Spieler aus den PBC-Erfolgszeiten waren Robin Bischof, Patrick Günther, Jörn Kaplan, Christian Keidel, Maico Kollmeyer, Hans Joachim Selzer und Sebastian Stannek. 1989 wurde erstmals eine Jugend-Mannschaft gegründet. Gespielt wurde bis 2021 im eigenen Vereinsheim an der Königsheide in Brambauer. Als dieses 1992 eröffnet wurde, waren auch drei neue Billard-Tische direkt aus den USA importiert worden. Jonathan Dresemann, der letzte Vorsitzende des Vereins und seit 2014 im Amt, sah bei steigenden Kosten keine Möglichkeit mehr, Heim und Verein zu erhalten – es kam zum Aus des PBC Brambauer.

Und heute?

Stand vor Jahren noch in den heimischen Gaststätten ein Billardtisch, so gibt es derzeit nur noch wenige Spielmöglichkeiten. Eine davon ist im Manhattan Pub & Bar an der Moltkestraße nahe der Lüner Innenstadt. Jonathan Dresemann: »Unsere Spieler sehen Billard nur als ernsthaften Sport an. Aus unserer Brambauer Mannschaft ist die eine Hälfte zum 1. PBV Werne 80, die andere nach Dortmund zum 1. PBC Hellweg Lütgendortmund 78 gewechselt. Aber die Vereine haben inzwischen gemerkt, dass das Interesse am Billard geringer geworden ist. Sie arbeiten dagegen an, setzen verstärkt auf die Jugend.« Patrick Bischof, Kevin Köhle und Andy Justiz zogen zum Regionalligisten 1. PBC Hellweg Lütgendortmund 78. Dieser verpasst knapp den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Dresemann macht beim PBV Werne weiter, der vor dem Sprung in die Verbandsliga steht. In der Nachbarstadt wurde der Lüner im letzten Jahr Vereinsmeister im Achterball.

Text und Fotos Bernd Janning

Kontakt-Adressen

1. PBV Werne 80 e. V.
Stockumer Str. 102, 59368 Werne
vorstand [at] pbv-werne.de
 
PBC Hellweg Lütgendortmund 1978 e. V.
Limbecker Str. 12, 44388 Dortmund
pbc-hellweg [at] gmx.de
Tel. 02 31 / 63 80 60, Mobil: 01 72 4 98 50 60 

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