Stadtmagazin Lünen: Dies und Das

Als die ›schrecklichen Echsen‹ das Land ­beherrschten

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Eine Zeitreise

Herzlich willkommen, meine Damen und Herren, steigen Sie ein und reisen Sie mit uns in die Vergangenheit. Genauer gesagt: 65 bis 230 Millionen Jahre zurück. Doch seien Sie gewarnt: Es könnte gefährlich werden!

Besucher aus der Zukunft haben hier nichts zu melden

Sie sind noch da? Sehr gut. Allerdings raten wir Ihnen, unsere Sicherheitsregeln zu befolgen, keinen Lärm zu verursachen und hektische Bewegungen zu unterlassen. Wir befinden uns mitten im Mesozoikum, dem Erdmittelalter, der Blütezeit der Dinosaurier. Schauen Sie sich mal um: Gehörnte Kolosse mit rasiermesserscharfen Zähnen durchstreifen das Land. Am Firmament jagen Drachen mit gewaltigen Flügelspannweiten. Riesenhafte Meeresungeheuer beherrschen die Ozeane. Besucher aus der Zukunft haben hier nichts zu melden und können, wenn sie Pech haben, auch schon mal als Appetithappen enden.

Vorsicht, bissig!

Sehen Sie die Fußspuren dort im Sand? Sie stammen womöglich von einem Argentinosaurus, einem der größten Saurier des gesamten Planeten. Der haushohe Gigant mit dem langen Hals, den Elefantenbeinen und dem peitschenartigen Schwanz erreicht eine Länge von 40 Metern und könnte bis zu 100 Tonnen auf die Waage bringen. Natürlich hat keiner den imposanten Pflanzenfresser jemals gewogen. Bei ihren Schätzungen orientieren sich die Forscher*innen an versteinerten Knochen und Spurenfossilien. Jetzt aber schnell weiter! Merken Sie, wie der Boden vibriert? Von hinten nähert sich ein Tyrannosaurus Rex – und der König der Fleischfresser trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Seine Beißkraft wird allein von einigen Urzeitkrokodilen übertroffen.

Kleinster Saurier erinnert an Kolibri

Wie bitte? Sie sind mit der reißerischen Aufmachung der Veranstaltung nicht ganz einverstanden? Na ja, Sie haben völlig recht: Nicht jeder Dinosaurier hat den Titel ›schreckliche Echse‹ verdient. Unter der Bezeichnung versammeln sich auch kleinere und harmlosere Vertreter der Spezies, nach denen wir bei unserer Safari durch die Epochen ebenfalls Ausschau halten können. Sie brauchen jedoch einen scharfen Blick: Als kleinster jemals entdeckter Saurier gilt der Oculudentavis – zu deutsch: Augenzahnvogel – ein Leichtgewicht von gerade einmal zwei Gramm, bei dem man sich nicht ganz sicher ist, ob es sich um eine winzige Echse oder einen frühen Vorfahren des Kolibris handelt.

Familienbande und Jagdstrategien

Ob riesig und furchteinflößend oder klein und niedlich: Dinos sind sozialer als ihr Ruf. Im Gegensatz zu ihren entfernten Verwandten, den Reptilien, die ein eher einzelgängerisches Dasein fristen und sich kaum um den eigenen Nachwuchs kümmern, schlagen viele Saurierarten nach ihren nächsten Angehörigen, den Vögeln: Sie bauen Nester, brüten ihre Eier aus und ziehen ihre Jungen groß. Manche bilden Herden zum Schutz ihrer Familien. Andere jagen möglicherweise sogar wie Wölfe in Verbänden – letzteres lässt sich nur vermuten, nicht belegen, weshalb die These umstritten ist. Umso erstaunlicher, meine Damen und Herren, was sich gerade zu unserer Linken abspielt. Schauen Sie genau hin: Dort vorne zwischen den Bäumen können Sie ein Rudel Velociraptoren auf der Pirsch beobachten. Herrje, die sind ja plötzlich überall! Doch wo ist die Beute? Wir werden doch nicht etwa umzingelt? Allemann anschnallen! Kapitän, schmeißen Sie den Fluxkompensator an! Höchste Zeit, zu verduften!

Kurios

Auf Bildern und in Filmen werden Saurier für gewöhnlich als Reptilienwesen mit nackter oder schuppiger Haut dargestellt. Unsere Reise hat bestätigt, was die Forschung längst wusste: Nicht wenige Dinos besaßen Federn.

Trias, Jura und Kreide

Das Mesozoikum unterteilt sich in drei Abschnitte: Trias, Jura und Kreide. Befeuert durch den Film Jurassic Park, gilt das Jura weithin als Blütezeit der Dinosaurier. Tatsächlich erreichten die ›schrecklichen Echsen‹ aber erst in der Kreidezeit ihre maximale Vielfalt und Größe. Viele bekannte Vertreter wie der Tyrannosaurus oder der Triceratops lebten in dieser Ära, deren Ende ein Meteoriteneinschlag vor etwa 65 Millionen Jahren markierte. Damit war der Weg frei für die neuen Herrscher der Erde: die Säugetiere.

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