Stadtmagazin Lünen: Sport und Freizeit

Boule boomt in Lünen

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Der Klimawandel lässt auch bei uns im eigentlich kälteren Nordeuropa die Temperaturen steigen. Gleichzeitig gestalten wir unsere Gärten mediterran. In diese neue Pflanzenwelt bauen wir Boule- oder Boccia-Bahnen. Beides sind Sportarten mit mehreren Kugeln und Ursprüngen in Frankreich und Italien, die gerade als Freizeitspiele immer mehr Sportler anlocken.

Geschichte des Boules

Schon der griechische Arzt Hippokrates pries Boule 500 Jahren vor Christi an. Der Römer Pollux berichtete 700 Jahre später von diesem Spiel, bei dem damals der Verlierer den Sieger auf Schultern ins Ziel tragen musste. In London taucht Bowls, so die englische Bezeichnung, ab dem 12. Jahrhundert auf. In Frankreich verbot König Philipp V. 1319 das Spiel, nicht als einziger. Auch vom französischen Parlament (1629) sowie der Pariser Synode (1697) wurde es zwischenzeitlich untersagt, es hieß, Boule verführe zu lasterhaften Ausschweifungen. Nichtsdestotrotz konnte die Faszination für den ›runden‹ sportiven Freizeitspaß nicht aufgehalten werden. Deutschlands erster Bundeskanzler Konrad Adenauer warf in den 50er- und 60er-Jahren die Kugeln in Italien am Comer See. Auf das »Warum?« soll er geantwortet haben »Wegen meiner Spielleidenschaft betrachtet man mich nicht als Fremden.« Daheim ließ er sich einen südländischen Garten nebst Kugelbahn bauen.

Das ›Schweinchen‹ im Visier

Boule (französisch ›die Kugel‹) wird auf Bahnen mit Kies oder auch kurzgeschorenem Rasen gespielt, Boccia (italienisch für Kugel) hingegen auf plattem Boden sowie auch auf Kunststoff. Die Regeln ähneln sich. Die Kugel aus Metall oder Kunststoff mit Stahlmantel wird so nah wie möglich an eine kleinere Zielkugel, das ›Schweinchen‹, geworfen und dabei gegnerische Kugeln weggestoßen. Für uns Deutschen sind Boule und Boccia im täglichen Sprachgebrauch die Bezeichnung für all diese Kugelsportarten, von denen es um zehn Arten gibt. Boule ist für uns vor allem das Kugelspiel der Franzosen, ausgetragen auf öffentlichen Plätzen. 1900 gehörte es in Paris zu den Wettbewerben der Olympischen Spiele.

Boccia, Boule und Pétanque

Der Deutsche Pétanque Verband (DPV), der Boccia Bund Deutschland (BBD) und der Deutscher Boule Verband Sektion Lyonnaise (DBLV) schlossen sich zum Deutschen Boccia-, Boule- und Pétanque-Verband zusammen. Die Kugeln sind gekennzeichnet und je nach Spielart in der Regel 650 bis 1.500 Gramm schwer. Die Zielkugel ist um ein Vielfaches leichter und kleiner, eher etwas größer als die altbekannten Glasknicker. Seit August 2017 wird bei der DJK SuS Brambauer Pétanquel – übersetzt mit ›geschlossenen Füßen‹ – gespielt. Die Variante entstand 1910 in La Ciotat bei Marseille. Ein Rheuma-geplagter Franzose konnte nicht mehr richtig anlaufen. Deshalb wurde die Wurfweite verkleinert, es konnte stehend gespielt werden. Beim Abwurf aus sechs bis zehn Metern steht der Spieler mit geschlossenen Füßen in einem Abwurfkreis. Da keine strengen Regeln gelten, kann auch auf Plätzen, in Parks und auf Wegen agiert werden.

Joachim Kallendrusch coacht DJK

Dienstag, 5. Oktober um 15 Uhr, Boule Pétanque … Auf der Anlage der DJK SuS Brambauer, Am Karrenbusch 2, wird eifrig trainiert – unter neuen Bedingungen: Erstmals tritt ab diesem Tag mit Joachim Kallendrusch, der schon an deutschen DJK-Meisterschaften teilnahm, ein lizensierter Boule-Trainer an. Dessen C-Übungsleiter-Schein war an diesem Tag gültig geworden. In Hallen wie auch auf Plätzen, wo der einstige Tennisboom mehr und mehr abklingt, rücken jetzt die Boule-Spieler nach. So entstanden nun in Brambauer auf zwei ehemaligen Tennis-Übungsplätzen einmal drei und einmal fünf Spielfelder. Der alte Untergrund blieb erhalten. Es wurde nur die rote Tennisasche abgetragen und durch eine andere Körnung ersetzt. Ein Spiel dauert zwischen 20 Minuten und zwei Stunden. Der Durchschnitt liegt bei 40 Minuten. Gewonnen haben der Spieler oder die Mannschaft, die zuerst 13 Punkte erreicht hat. »Die Plätze werden nicht gefegt. Abgebrochene Äste bleiben liegen. Für alle sollen die gleichen äußeren Bedingungen gelten«, erläutern Vorsitzender Rolf Füssner und der frischgebackene Trainer. Und das Duo fügt hinzu: »Unebenheiten sind dabei auch gewollt. So bekommen die Spielfelder ihren eigenen Schwierigkeitsgrad.«

Kugel für 100.000 Dollar

19 Spieler zählt die Fachschaft Boule in der DJK, in der alle Mitglieder der anderen Fachschaften ein Spielrecht haben. Interessierte können dienstags, donnerstags und sonntags ab 15 Uhr vorbeischauen. Die Grundausstattung – drei Turnierkugeln – kostet um 60 Euro. Größe und Gewicht der Kugeln ergeben sich nach der Größe der Hand. Dazu kommen noch einmal für einen ähnlich hohen Betrag Taschenpunktzähler, Maßband und der Teleskop-Kombimagnet. Letzter erspart den zumeist reiferen Akteuren das ewige Bücken beim Aufheben der Kugeln. Mit dem Maßband, dieses gibt es auch mit verschiebbarer Skala zum genauesten Messen zwischen den Kugeln, wird der Abstand zum ›Schweinchen‹ ermittelt. »Nur wenige Menschen auf der Welt können sich solch eine Ausrüstung wie angeblich ein Emir aus Abu Dhabi leisten«, plaudert Rolf Füssner, der auch schon Clubwirt beim TC und DJK Brambauer war: »100.000 Dollar soll der Mann für eine Kugel mit Gold und Edelsteinen an einen Handkugelmacher aus der südfranzösischen Hafenmetropole Marseille gezahlt haben!«

Wie wertvoll der sportliche Freizeitspaß für Behinderte sein kann, erkannte der Caritasverband. Dieser baute in Lippholthausen für seine Schützlinge aus der Behinderten-Werkstatt eine Boule-Anlage, die gern in den Pausen genutzt wird. Die Brambauer Bouler boten den Caritas-Spielern schon einmal einen gemütlichen Vergleich an. Dafür wird noch ein Termin gesucht.

Plätze beim TuS Westf. Wethmar

DJK-Trainer Kallendrusch, der in Altlünen wohnt, ist regelmäßig Gast auf einem der zwei Plätze auf der Anlage des TuS Westfalia Wethmar am Cappenberger See. Rolf Nehling, seit Jahren beim TuS aktiv, erzählt: »Die Plätze werden gut angenommen. Auch wir Fußballer greifen regelmäßig dort zur Kugel.
Infos unter Tel. 0 23 06 / 26 86 52, www.tus-westfalia-wethmar.de

Preußen-Kicker werfen die Kugel

Insbesondere Fußballer des SV Preußen – Peter Wichmann, Udo Lange, Hans Birk, Dietrich Gausmann, Herbert Hoffmann und Dieter Schulz – packen im Horstmarer Boule-Klub die Kugeln aus. Peter Wichmann: »Ich habe Boule im Urlaub kennengelernt, hatte die Idee zum Klub. Gegründet haben wir uns am 15. Mai 2015. Wir wurden von Anna aus im ›Horstmarer Treff‹ eingekleidet. Angefangen haben wir in der Weitsprunggrube der Uhlandschule. Jetzt sind wir auf dem Naturrasen neben dem Fußballfeld des SV Preußen zu Hause. Dort wird dienstags zwischen 10 und 13 Uhr gespielt. Bei schlechtem Wetter weichen wir zum Knobeln aus!«
Infos gibt es bei Peter Wichmann unter Tel. 0 23 06 / 4 37 74 und im ›Horstmarer Treff‹ unter Tel. 0 23 06 / 4 78 87.

Boccia im Stadtpark

»Wir haben vier, fünf feste Gruppen, die regelmäßig bei uns spielen. Interessierte haben wir noch mehr!« blickt Martin Ketelhut auf seine 5 x 10 m große Boccia-Anlage innerhalb seines Minigolfplatzes im Lüner Stadtpark neben dem Ringhotel Riepe.
Infos gibt es unter 01 57 / 73 12 78 18.

DJK SuS Brambauer

Vorsitzender Rolf Füssner · Tel. 01 77 / 3 44 91 97 · rolffuessner [at] gmail.de
Trainer Joachim Kallendrusch · Tel. 0173 / 5 43 78 86 · info [at] jkpm.de
djk-brambauer.jimdofree.com

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