Stadtmagazin Lünen: Dies und Das

Kapuziner für den Klimaschutz

Foto(s) zum Vergrößern anklicken

Quellenangabe in den Vergrößerungen

Blick in die Nachbarstadt: 350 Jahre Kloster Werne

Moderne Stromladesäulen vor uralten Klostermauern? Ein seltenes, aber – wenn man es recht bedenkt – keineswegs widersprüchliches Bild. Denn die Wertschätzung der Natur ist im christlichen Glauben seit jeher verankert. Im Kapuzinerorden im Nachbarstädtchen Werne genießt sie einen besonders hohen Stellenwert. »Gottes Schöpfung mit ihren Tieren und Pflanzen ist nicht dafür da, um uns Menschen zu dienen«, sagt Pater Romuald, Kapuzinermönch im Kloster Werne. »Sie hat ein Lebensrecht an sich!«

So hielten es schon die ersten Ordensbrüder, die nach dem Dreißigjährigen Krieg in Werne eintrafen. Im Jahre 1671 errichteten sie ihr Kloster auf zugeschütteten Gräbern außerhalb der Stadt. Ihr Einsatz für die Armen, Ausgestoßenen und ihre Naturverbundenheit im Geiste des heiligen Franziskus von Assisi machten sie schnell beliebt beim Volk. Sie halfen den Notleidenden, pflegten Pestkranke und legten einen wunderschönen Garten als Rückzugsort für Menschen und andere Lebewesen an. Heute, 350 Jahre später, liegt ihnen das Heil von Mensch und Umwelt noch immer am Herzen. Jetzt sorgt ein neues Projekt für frischen Wind: Initiiert durch die Caritas, die seit 2015 als Mieter im Haus ist, sollen auf dem Klostergelände drei Stromladesäulen für E-Mobilität entstehen. Ein kleiner, aber wichtiger Schritt für mehr Klimaschutz – da sind sich alle Beteiligten einig!

Der Caritasverband investiert an seinen Standorten schon länger in den Ausbau grüner Antriebsformen: Erst im Februar wurden wieder zehn Dienstwagen mit Verbrennungsmotor gegen E-Autos der Marke Skoda Citigo ausgetauscht. Damit sind an den vier Sozialstationen in Lünen, Selm und Werne insgesamt 29 Elektrofahrzeuge im Einsatz. »Wir brauchen Alternativen zu fossilen Brennstoffen«, erklärt Projektkoordinator Matthias Mersmann, »daran führt auf Dauer kein Weg vorbei!« Er weiß aber auch: Eine Komplettumstellung der Flotte auf hundert Prozent E-Mobilität ist aufgrund der unzureichenden Lade-Infrastruktur noch nicht machbar. Mit einer Reichweite von 300 bis 400 Kilometern eignen sich die nagelneuen Skodas und Renault ZOEs zwar gut für den innerstädtischen Verkehr. Bei häufigen Fahrten, wie sie in der ambulanten Pflege erforderlich sind, kommen die kleinen Stadtflitzer jedoch an ihre Grenzen. Auftanken ist derzeit nur am Haus der Caritas in Lünen, der Sozialstation in Selm und an den wenigen öffentlichen Ladepunkten möglich. Aktuell ist daher nur ein Teil der Pflegekräfte elektrisch unterwegs. »Gerne würden wir das Angebot ausweiten und einen Großteil unserer Pflegekräfte mit elektrischen Dienstwagen ausstatten«, so Matthias Mersmann. »Dazu müssen wir zunächst bessere Lademöglichkeiten schaffen.«

Hier ist die geplante Stromtankstelle am Kloster ein guter Anfang. Wobei sich die Suche nach einem geeigneten Standort auf dem Gelände gar nicht so leicht gestaltete. »Wir haben es mit einer sehr alten Bausubstanz zu tun«, berichtet der Projektkoordinator. »Kloster, Kirche und Teile der historischen Stadtmauer sind als Gesamtanlage denkmalgeschützt. Da kann man nicht einfach den Spaten in die Hand nehmen!« Dank des Wohlwollens des Klosters und der Kapuzinerprovinz liegt der Vorschlag jetzt aber endlich auf dem Schreibtisch der unteren Denkmalbehörde. Rechts hinter dem Kirchengebäude, vor dem ehemaligen Pesthäuschen, soll Platz für drei Parkplätze mit Ladesäulen für Ökostrom geschaffen werden.

Ein kleiner Baustein in einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die künftig nötig sein werden, um Gottes Schöpfung für künftige Generationen zu bewahren – so sieht es Pater Romuald, der als Seelsorger, Priester, Renovierungsbeauftragter, Spendensammler und erster Ansprechpartner in Pressefragen keineswegs so abgeschottet lebt, wie man es als unwissender Laie von einem Mönch erwarten könnte. »Es handelt sich um eine Übergangstechnologie, die vor allem deshalb in aller Munde ist, weil es für Wasserstoff noch keine sichere Lösung gibt«, sagt er. »Das darf man nicht zu hoch hängen. Um das Klima zu retten, müssen wir umdenken, bewusster mit Ressourcen umgehen – und auf Dauer anders leben.« Er gibt ein Beispiel. »Viele geschäftliche Angelegenheiten, für die man tagtäglich zwischen den Städten pendelt, lassen sich genauso gut bei einer Videokonferenz besprechen. Und falls nicht: Muss ich wirklich den Wagen nehmen? Tut es nicht auch ein öffentliches Verkehrsmittel? Das sollte sich jeder fragen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich fahre selbst manchmal Auto – aber ich lasse es eben auch einfach mal stehen.«

Das Auto stehen zu lassen, kommt für die Pflegefachkräfte der Caritas nun nicht so einfach in Frage – aber es wäre doch schön, wenn sie bald bei ihren Touren vermehrt auf CO2-sparende Elektrofahrzeuge zurückgreifen könnten. Zumal die Öko-Flitzer den Verbrennern nicht nur aus umwelttechnischer Sicht ein gutes Stück voraus sind, sondern auch ›ordentlich Dampf‹ haben und somit Fahrspaß garantieren, wie Matthias Mersmann verrät. »E-Mobilität ist natürlich kein Allheilmittel. Aber sie ist ein sinnvoller erster Schritt, um Emissionen einzusparen, und eine super Ergänzung in Richtung Klimaschutz. Ich finde es toll, dass unser Verband hier in Kooperation mit dem Kapuzinerkloster modern vorangeht!«

Facebook Logo  diese Seite auf Facebook teilen0