Ohne Ehrenamt keine hospizliche Arbeit – der Wert des Ehrenamtes
Beitrag von Vera Hänel, Koordinatorin des Ambulanten Lüner Hospizvereins
Wie arm wäre Deutschland ohne das Ehrenamt? Gute Frage, schließlich verbringt jede*r dritte Deutsche einen Teil ihrer oder seiner Freizeit als freiwillige*r Helfer*in in einem sozialen, kirchlichen, politischen oder sportlichen Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens. Gäbe es diese Menschen nicht, reduzierten sich unkomplizierte Hilfen, zwischenmenschliche Wärme und Unterstützungsleistungen samt unzähliger Freizeitangebote. Ohne freiwillige Helfer*innen würde also auch kein stationäres oder ambulantes Hospiz funktionieren. Die Ehrenamtlichen sind immer das ›Herzstück‹ bei der Begleitung von schwer kranken oder sterbenden Menschen und ihrer Zu- und Angehörigen. Und das ist die Kernaufgabe solcher Einrichtungen.
An die 80.000 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen schenken mittlerweile betroffenen Menschen ihre Zeit mit dem Ziel, die individuelle Lebenssituation zu erleichtern und mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Denn feststeht, dass der Großteil der jährlich ca. 800.000 versterbenden Menschen vor ihrem Tod eine mehr oder weniger lange Krankheits- und Leidenszeit erlebt. Für diese Lebensphase hat sich die Hospizbewegung stark gemacht. Insbesondere Pionierin Cicely Saunders in den 60er-Jahren erkannte, dass zu Schmerz und Leid häufig auch Einsamkeit und Ohnmacht hinzukommen. Wir alle kennen den weisen Spruch ›geteiltes Leid ist halbes Leid‹, und so ist die Maxime der Hospizbewegung zu verstehen: Jeder Mensch hat ein Recht darauf, dass er in der letzten Lebensphase mit seinen Vorstellungen, Wünschen und Werten respektiert wird. Dieses so wichtige Ziel ist noch nicht in Gänze erreicht, doch die Hospizlichen Verbände setzen sich dafür ein, dass es stetig näher rückt mit zahlreichen Hilfsangeboten wie Ambulante Hospize, deren Mitarbeitende die Menschen in ihrer vertrauten Umgebung oder im Krankenhaus begleiten, stationäre Hospize, palliative Stationen in Krankenhäusern, palliative Beratung und spezielle palliative ambulante Pflegeanbieter.
Auch in Lünen gibt es ein Netzwerk eben dieser Hilfeeinrichtungen. Der Ambulante Lüner Hospizverein ist Teil dessen. Derzeit bieten 25 ehrenamtliche Begleiter*innen ihre Unterstützung an. Allen gemein ist, dass sie bereit waren, sich mit den existenziellen Themen wie Vergänglichkeit, Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzen zu wollen. Es sind hauptsächlich drei Motivlagen, die sie dazu bewegten: der Wunsch zu helfen und den Mitmenschen etwas Gutes tun zu wollen. Manche möchten etwas zurückgeben, unter anderem deshalb, weil auch sie Hilfe erfahren konnten. Und es ist das Interesse, sich selbst mit existenziellen Fragen auseinandersetzen zu wollen.
Auf diesen Hintergründen baut auch der Qualifizierungskurs mit insg. 80–100 Stunden auf, den alle Ehrenamtliche vor dem ersten Einsatz absolvieren. So können sie über den ›normalen Menschenverstand‹ und reine Intuition hinausgehend gut gewappnet Schwersterkrankten oder Sterbenden in ihrer besonderen Lebenslage gegenübertreten und sie begleiten. Innerhalb des Kurses werden die eigene Trauerbiografie und persönliche Einstellung zum Leiden und Sterben hinterfragt, um im Anschluss eine klare Haltung beschreiben zu können, mit der man guten Gewissens in die individuelle Begleitung einsteigen kann. Neben der Vermittlung der grundsätzlichen Hospizarbeit-Hintergründe wird das Wissen um Kommunikation mit schwerstkranken und sterbenden Menschen und deren Zu- und Angehörigen erweitert sowie das Wissen um Spiritualität. Innerhalb eines ca. drei- bis siebentägigen Praktikumseinsatzes können die zukünftigen Ehrenamtlichen an der Seite von Praktiker*innen Kranken und Sterbenden persönlich begegnen. Nach Kursabschluss werden sie ganz gemäß ihrer zeitlichen und räumlichen Wünsche eingesetzt – zunächst in Begleitung der Koordinatorin des Ambulanten Hospizvereins. Fühlen sie sich sicher, führen sie die Begleitungen allein aus. Dabei stehen sie in regelmäßigem Austausch mit der Koordinatorin, um frühzeitig eventuellen belastenden Situationen vorzubeugen. Um ihnen einen guten seelischen Ausgleich zu ermöglichen, werden monatlich Supervisionen und Gruppenabende angeboten.
Ehrenamt im hospizlichen Bereich ist für alle zugänglich – für junge Menschen ab 18 Jahren bis ins hohe Alter. Helferinnen und Helfer sind immer gefragt. Wenn nun bei Ihnen ein Interesse für die Ambulante Hospizarbeit geweckt wurde, haben Sie keine Scheu unverbindlich anzurufen. Wir beraten Sie gerne und freuen uns auf Sie!
www.luenerhospiz.de
info [at] luenerhospiz.de
Tel. 0 23 06 / 9 41 08 35