Stadtmagazin Lünen: In der Stadt

Traditionsklub Lüner SV erwacht zu neuem Leben

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Fußball: Meisterschaft und Oberliga-Aufstieg sind das aktuelle Ziel der Löwen

Stolz blicken die Fußballer des Lüner SV auf die 60er- und 70er-Jahre zurück. Sie waren das Aushängeschild der Stadt. Ihr Name hatte bundesweit einen sehr guten Klang. Die Rot-Weißen, nach dem Wappentier der Stadt ›Löwen‹ genannt, erlebten jedoch nicht nur die Höhen, sondern auch die Tiefen im Lieblingssport der Deutschen mit. Mehrfach drohte dem Klub das finanzielle und sportliche Aus. Doch, während im damaligen ›Kohlenpott‹ mit dem Sterben der Zechen einst glorreiche Traditionsvereine ins ›Gras beißen‹ mussten, rappelten sich die Rot-Weißen immer wieder auf.

Alex Schmeing soll den Weg bereiten

Zu neuem Leben erwachten sie, als mit Imdat Acar ein früherer Spieler aus dem eigenen Landesliga-Team in die Vereinsführung einstieg. Jetzt Vorsitzender, stielte er beim Westfalenligisten einen Coup ein, der Hoffnung auf den Aufstieg in die Oberliga verspricht. Den Weg dorthin bereiten soll mit Beginn der Saison 2021/2022 an der Linie Alex Schmeing. Der 46-jährige Trainer besitzt die B-Lizenz, weist eine imponierende Bilanz vor und steht als erfolgreicher Übungsleiter für Disziplin, Teamgeist und Spielwitz. Im fünften Jahr coacht er momentan noch den Holzwickeder SC (HSC). Auf Anhieb führte er den Verein in der Westfalenliga auf den zweiten Platz, stieg eine Serie später, in der Saison 2017/18, mit dem Team als Meister in die Oberliga auf. Dort holte er in der wegen Corona unterbrochenen Spielrunde aus sechs Spielen die volle Punktzahl von 18 (!) und steht damit als Tabellenzweiter wieder auf einem Aufstiegsrang.

»Wir stellen jetzt die Weichen für die Zukunft!«

»Egal, was in dieser durch Corona verseuchten Saison noch passiert, ob gewertet oder alles annulliert wird, wir stellen jetzt die Weichen für die Zukunft!«, blickt Vorsitzender Imdat Acar nach vorn. Den Grundstein für die personelle Veränderung legte der stellvertretende Vorsitzende Samir Sabanovic, der die Verhandlungen führte. »In der Corona-Krise hat der LSV neue Wege gesucht und gefunden. Nunmehr gehen wir mit einem starken Team in die kommende Spielzeit, wobei ein Aufstieg in die Oberliga für uns kein Tabu ist.« Peter Marx, zweiter stellvertretender Vorsitzender, fügt hinzu: »Wir haben mit der städtischen Sportanlage Kampfbahn Schwansbell ein attraktives Stadion, das bei weiterem Ausbau schnell regionalligatauglich ist. Lünen, mit seinen fast 90.000 Einwohnern, hat wieder höherklassigen Fußball verdient.«

Neue Köpfe und alte Bekannte

Neuer Sportlicher Leiter wird Marcel Piaszyk, der mit Alex Schmeing die letzten fünf Jahre in Holzwickede, auch als Co, zusammenarbeitete. Neuer Co wird Karim Bouasker. Dieser lernte als Spieler Trainer Alex Schmeing bereits von März 2015 bis Sommer 2019 in Holzwickede kennen. Davor lief er in der Saison 2013/14 für den LSV in der Landesliga zusammen mit Sascha Rammel auf. Beide trafen sich ab 2019 beim Landesligisten Kirchhörder SC wieder, Sascha Rammel als Cheftrainer, ­Karim Bouasker als Co. »Großer Dank gebührt Christian Hampel für seine engagierte Tätigkeit in der aktuellen Doppelfunktion als Trainer und gleichzeitig Sportlicher Leiter der Westfalenliga-Mannschaft, eine Konstellation, die er sich nicht ausgesucht, sondern in Verbundenheit mit dem Lüner SV unter erschwerten Bedingungen verantwortungsvoll übernommen hat«, stellt der Vorsitzende Imdat Acar erleichtert über die erfolgreichen Personalgespräche fest. Christian Hampel und sein Team machen diese Saison, mit deren totalem Abbruch wegen der Corona-Krise zu rechnen ist, in Schwansbell weiter.

Rückblick in goldene Zeiten

Die Fußballer des Lüner SV landeten 1963 mit dem Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft den größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte. Im gleichen Jahr schafften sie es bis ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft der Amateure, verloren dieses gegen den heutigen Bundesligisten VfL Wolfsburg knapp mit 2:3. Ebenfalls in 1963 waren die Löwen Gründungsmitglied der Regionalliga West, der alten 2. Bundesliga, spielten in dieser Klasse insgesamt sieben Jahre, so gegen Dortmund, Bochum, Gladbach und Essen, vor teils über 15.000 Fans in ihrer Kampfbahn. Fünf Jahre mischten sie in der Oberliga mit, in die sie 1981 und 2000 aufstiegen. Dazu kamen 30 Jahre Westfalenliga, 19 in der Landesliga, 13 in der Bezirksliga und kurz nach der Gründung je ein Jahr in einer Gruppenrunde und einer Kreisliga. 1977 erreichten sie sogar die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals. Mit Erhard Ahmann, Walter Liebich und Dieter Zorc stellte der LSV drei Amateur-Nationalspieler. Dieter Zorc war auch Spieler der 1. Bundesliga (VfL Bochum) wie auch Bernd Gerstner (1860 München), Karl-Heinz Granitza (Hertha BSC) Hans-Jürgen ›Spatz‹ Sperlich (Hamburger SV) und Wolfram Wuttke (FC Schalke). Bundesliga-Luft in Wattenscheid schnupperte Thomas Audehm, in Dortmund Mario Plechaty. Karl-Heinz Granitza war auch bei Chicago Sting in den USA aktiv, wurde dort ins Allstarteam berufen. Hans-Jürgen Sperlich wurde mit dem HSV 1977 Europasieger der Pokalmeister. Rolf ›Rölle‹ Thiemann lief für Go Ahead Deventer in der Ehrendivision, wurde in den Niederlanden 1963 zum Sportler des Jahres gewählt.

Am 26. August 2020 wollten die Rot-Weißen ihren 75. Geburtstag feiern. Das Fest musste wegen der Pandemie verschoben werden.

»Die Führung eines Vereins beansprucht, leider auch auf Kosten der Familie, viel Zeit. Auch finanziell ist dies eine große Herausforderung.«
Imdat Acar (Vorsitzender des Lüner SV)

»Dieter Zorc war für mich ein sehr guter Freund, Mannschaftskamerad und späterer Trainer. Von ihm habe ich in der Abwehrarbeit viel gelernt. Er sagte mir bei jeder Ecke des Gegners: Siggi, du bist für die untere und ich für die obere Arbeit zuständig.« Siegfried Eitzert (ehemaliger LSV-Fußballer)

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