Stadtmagazin Lünen: Kunst und Kultur

Über die Liebe, das Schreiben und Großbritannien

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Im Gespräch mit Autorin Dorothea Stiller

Fans frecher Frauenliteratur erinnern sich bestimmt noch an ›Conny und die Sache mit dem Hausfrauenporno‹: 2014 haben wir den Debütroman der Lüner Autorin Dorothea Stiller hier im Stadtmagazin vorgestellt. Seitdem ging es Schlag auf Schlag: 2015 erschien das Sequel ›Einmal, keinmal, immer wieder‹, 2016 folgten die romantische Komödie ›Love on Air – Verliebt in London‹ und der Kurzroman ›Das Geheimnis der Schottischen Insel‹. ›Nebenbei‹ schüttelte die Deutsch- und Englischlehrerin noch zwei Jugendromane sowie – für die E-Book-Reihe ›Love Shots‹ der Autorinnengruppe Romance Alliance – den Kurzroman ›Halt die Wolken fest‹ aus dem Ärmel. Ihre besondere Liebe gilt den britischen Inseln sowie dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. So ist ihr letztes Werk ›Lehrstunden des Herzens‹ im England der Regency-Ära angesiedelt und eine Hommage an Jane Austen. Das Spin-off zum historischen Liebesroman erschien im Juli, für den Herbst ist nun der erste Krimi geplant. Ein beeindruckender Schnitt, den man sonst eher von Profiautoren wie Stephen King gewohnt ist …

Wie schafft man es, so viel zu schreiben?

Indem man seinen ›Brötchenjob‹ an den Nagel hängt und sich tatsächlich feste Arbeitszeiten einrichtet, in denen man nichts anderes macht. Das klappt – jeder, der im Home Office arbeitet, wird es kennen – mal mehr und mal weniger gut. Außerdem habe ich für mich festgestellt, dass ich zunächst einmal möglichst genau planen muss, bevor ich beginne, sonst verzettele ich mich spätestens irgendwo auf der Hälfte. Man sollte alle groben Handlungsstationen, die Figuren und ihre Vorgeschichten und natürlich das Ende genau vorskizziert haben.

Buchtipp Katharina Stiller

Sommer, Sonne, Herzklopfen
Eine Wahrsagerin auf der Kirmes sagt Jule den Sommer ihres Lebens voraus: »An einem großen Wasser und mit Farbe auf der Haut wirst du ihn finden – deinen Traumprinzen!« Die Ferien an der Ostsee fangen auch vielversprechend an, aber dann passieren seltsame Dinge, die Jule erst mal an etwas anderes denken lassen als an die große Liebe. Doch auch wenn das Schicksal sich als ziemlich vertrackt erweist – der Sommer ihres Lebens wird es für Jule auf jeden Fall!

›Schicksal, Traumprinz und das große Glück‹
KOSMOS
12,99 Euro

Wann fiel die Entscheidung, das Schreiben zum Hauptberuf zu machen?

Ich befand mich in einem Dilemma. Schreiberisch lief es gerade so langsam an. Am Anfang habe ich meine Bücher zuerst fertig geschrieben und dann versucht, sie an die Verlage zu bringen. Inzwischen war ich an dem Punkt, wo man nur Exposé und Leseprobe einschickt und dann erst nach Erhalt des Vertrags loslegt. Das ist toll, weil man dann sicher ist, nicht für die Schublade zu produzieren, aber man hat auch Deadlines. Aufträge und Ideen wurden immer mehr, und neben dem Job und dem Privatleben mit Familie blieb keine Zeit mehr. Andererseits wird man vom Schreiben nicht reich, da muss man schon eine Menge schreiben und sich etabliert haben, bevor man annähernd davon leben kann. Insofern reichte es noch nicht, ich brauchte meinen Job, aber der ließ nicht genug Zeit, um genug schreiben zu können, um davon zu existieren. Ein kleiner Teufelskreis. Den Ausschlag gaben dann einige Ereignisse und Umstände im privaten und familiären Bereich, die es immer schwerer machten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Da lag die Überlegung nah, es wäre doch toll, von zu Hause aus arbeiten zu können, um sich nicht immer zwischen Familie, Brotjob und kreativem Nebenjob zerreißen zu müssen. Letztlich habe ich mir dann gesagt: Jetzt wagst du den Sprung ins kalte Wasser, bevor du zu alt bist. Ich gebe mir drei bis fünf Jahre. Wenn es dann nicht reicht, werde ich mich wieder als Lehrerin bewerben (gibt Schlimmeres, oder?). Und wenn es klappt – umso besser!

Buchtipps Dorothea Stiller

Hommage an Jane Austin
England, 1811. Die Schwestern Clara und Evelyn Dallaway sehen sich nach dem Tod ihres Bruders von finanzieller Not bedroht. Mithilfe von Lady Beresford, einer einflussreichen Verwandten, sollen sie möglichst schnell unter die Haube gebracht werden. Doch das gestaltet sich komplizierter als gedacht. Denn als der attraktive Milizionär Captain Harding auf der Bildfläche erscheint und ein zweifelhaftes Spiel mit den Schwestern spielt, gerät Clara zwischen die Fronten. Zu allem Überfluss scheint sie ihre Chance auf eine gesicherte Zukunft zu verspielen, als sie zum wiederholten Male einen Heiratsantrag ablehnt. Schließlich sieht sie sich gezwungen, eine Anstellung als Gouvernante im Hause des Earls of Wiltmore auf Lynham Hall anzunehmen. Doch als sie im Garten des Anwesens mit einem Fremden zusammenstößt, fangen ihre Probleme erst an.

›Lehrstunden des Herzens‹
DIGITAL PUBLISHERS
eBook 4,99 Euro
Taschenbuch 10,80 Euro

Der Myrtenzweig
England, 1814. Lady Dorothy Beresford, warmherzige und zugleich resolute Marchioness, wird zur unfreiwilligen Ermittlerin in einem Mordfall, als der Bruder ihrer treuen Kammerdienerin sich vom Galgen bedroht sieht. Percy Seymour, ein berüchtigter Frauenheld und Dandy, ließ sich von ihm aus dem berühmten Almack's Club heimfahren. Doch als die Droschke am Ziel eintraf, fand man den Insassen erdolcht und mit einem Myrtenzweig auf der Brust im Fond. Obwohl er seine Unschuld beteuert und schwört, die Fahrt nicht unterbrochen zu haben, wird der Kutscher verhaftet ...
Lady Beresford will ihrer Kammerdienerin helfen, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen. Gleichzeitig fällt ihr das Los zu, das zu tun, was Dorothy ›Dotty‹ Beresford am besten kann: eine Ehe zu stiften. Rose Lymington, das Patenkind ihres Gatten, soll dringend unter die Haube. Bald stellt sich heraus, dass die Lymingtons noch eine Rechnung mit dem Ermordeten offen hatten. Ist die renommierte Familie etwa in den Mord verwickelt?

›Der Myrtenzweig‹
Verlag dp DIGITAL PUBLISHERS
eBook 4,99 Euro(zurzeit noch zum Einführungspreis 2,99 Euro)

Bedeutet das mehr Freiheit oder sogar mehr Druck?

Aktuell bin ich noch in der Phase, in der ich mir etwas aufbaue. Ich arbeite wie eine Irre. Insofern definitiv mehr Druck. Nebenbei gebe ich Kurse in der VHS, schreibe Artikel und noch so einiges mehr. Gleichzeitig veröffentliche ich gerade in hoher Frequenz. Neben meinen Belletristik-Titeln und den Jugendbuchprojekten habe ich noch einige Arbeiten, die unter Pseudonym laufen, weil es sich um Genre-Literatur handelt. Marketingtechnisch hat man so etwas gern hübsch getrennt, denn die LeserInnen verbinden nach einer Weile den Namen mit bestimmten Stoffen, und es ­verwirrt, wenn man zu sehr zwischen den Genres hin- und herspringt. Der ›rote Faden‹ in meinen Belletristiktiteln unter meinem Klarnamen ist die Romantik und das Faible für Großbritannien. Im Jugendbuchbereich sind es dann eher die Mädchenbücher. Bisher ist nur eines erschienen, das zweite harrt noch der Veröffentlichung (voraussichtlich Herbst 2020). Da sind aber auch noch Projekte in der Pipeline. Die Jugendliteratur läuft dann unter dem offenen Pseudonym Katharina Stiller. Da habe ich einfach auf meinen zweiten Vornamen zurückgegriffen, um eine deutlichere Trennung zwischen Büchern für Erwachsene und dem KiJuBu-Bereich zu haben.

Kurzum, ich arbeite hinter den Kulissen extrem hart, um es dann – wenn alles erst einmal anläuft – hoffentlich ein wenig ruhiger angehen lassen zu können und mich auf einige etwas aufwändigere Projekte, die ich aktuell vorbereite, konzentrieren zu können.
Der Historie will ich aber treu bleiben. Die macht mir richtig Spaß. Eine Rezensentin auf Amazon drückte es so aus: »Und ich hoffe, dass die Autorin in dieser Zeit bleibt! Die steht ihr nämlich hervorragend!« Das war ein total schönes Kompliment, über das ich mich riesig gefreut habe, und ich werde natürlich gern diesem Wunsch entsprechen.

Weitere Infos: dorothea-stiller.de

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