Von der Lippe bis Aleppo
Laufbursche Michael rennt für den guten Zweck
Zu Fuß bis Aleppo. Kein Problem für den Ultraläufer Michael Petry – jedenfalls theoretisch. Besucht hat er die syrische Stadt zwar noch nicht. Allerdings kommt er durch fleißiges Training und zahlreiche Wettläufe schon mal auf 3.450 Kilometer im Jahr – und das ist die ungefähre Distanz zwischen Lünen und der bürgerkriegsgebeutelten Metropole. 2017 sammelte er als ›Laufbursche Michael‹ erstmals Spendengelder für die Flüchtlingshilfe. Jetzt geht das Projekt ›3.450 km‹ in die zweite Runde.
»Nach meiner ersten Runde durch den Wald war ich total fertig«
»Laufen würde ich sowieso«, erklärt er. »Außerdem liegt es mir am Herzen, die Menschen für diesen Volkssport zu begeistern. Das Spendensammeln ist ein schöner Nebeneffekt.« Alles begann vor zehn Jahren mit ein paar kurzen Jogging-Einheiten nach Feierabend. »Nach meiner ersten Runde durch den Wald war ich total fertig«, erinnert er sich augenzwinkernd. »Zehn Kilometer in anderthalb Stunden waren einfach zu viel.« Aber Aufgeben kam für den 50-jährigen Familienvater schon damals nicht in Frage. »Ich habe weitergemacht und dann wurde es irgendwie zum Selbstläufer.« Nur ein Jahr später meisterte er seinen ersten Halbmarathon, 2010 folgte der erste Marathon. Heute absolviert Michael Petry (der im ›normalen‹ Leben einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb führt) sogenannte Ultra-Läufe mit Distanzen von 50, 100 oder sogar 160 Kilometern ›nonstop‹. Und der Tracker am Handgelenk misst jeden Schritt. Da kommt einiges zusammen.
Kilometer zu verkaufen – ›Stückpreis 3,45 Euro‹
»Im letzten Jahr haben wir dann begonnen, das Ganze für den guten Zweck zu vermarkten, speziell für die Lüner Flüchtlingshilfe, wo sich meine Frau als Deutschlehrerin engagiert. Das ist für uns ein wichtiges Thema: Die Welt soll bunt und offen sein, so wie bei einer internationalen Sportveranstaltung. Um das zu erreichen, zählt jeder Euro, jedes Gespräch.« Für jeden einzelnen der im Jahr 2017 gelaufenen 3.450 Kilometer spendete er daher 10 Cent. Darüber hinaus verkaufte er seine Kilometer zum Stückpreis von 3,45 Euro an Freunde und Sponsoren bei Facebook. Eine stolze Summe von insgesamt 2.584,84 Euro wurde auf diesem Wege zusammengebracht. »Es haben mehr Menschen mitgemacht als erwartet, und einige Privatpersonen und Firmen haben sogar noch mal extra gespendet.«
Die Turnschuhe reisen immer mit
Jetzt, 2018, will der Extremsportler das tolle Ergebnis noch einmal toppen und die Kassen für den guten Zweck klingeln lassen. Damit das klappt, trainiert er jeden Tag. 80 bis 100 Kilometer beziehungsweise acht bis zehn Stunden Laufen pro Woche sind Minimum. Immer mit dabei: Labradorhündin Toni. Und auch Ehefrau Angela und die drei Kinder haben schon Feuer gefangen – davon zeugt das Familienfoto vom Dortmunder Citylauf. Auf Reisen gehören die Turnschuhe mit in den Koffer, oft werden die Urlaube gleich um einen Marathon herumgeplant. »Für mich ist das Laufen mehr als Sport, es ist eine Lebenseinstellung«, lächelt Michael Petry.
»100 Kilometer läuft man im Kopf!«
Zwei 100 Kilometer-Läufe hat er in diesem Jahr bereits hinter sich. Highlight wird der 165 Kilometer lange Mauerweglauf am 10. und 11. August in Berlin sein, den er in unter 24 Stunden schaffen möchte. »Viele Freunde und Bekannte fragen: Wie ist das möglich? Ich sage: Es war eine lange Entwicklung. Inzwischen bringe ich die entsprechende Erfahrung mit und verfüge über die richtige Lauftechnik. Dazu kommen regelmäßige Termine beim Osteopathen und in der Physiotherapie, sowie Meditation, Yoga und sportpsychologische Techniken: 100 Kilometer läuft man nicht nur mit den Beinen, die läuft man vor allem im Kopf. Man hat eine Challenge mit sich selbst. Sobald man denkt, ich schaff das nicht, verspannt sich die Muskulatur und man zieht sich Verletzungen zu. Dagegen hilft es, den Zieleinlauf zu visualisieren oder sich einzureden: ›Komm, noch ein Stückchen, abbrechen kannst du später immer noch.« Er grinst: »Damit trickse ich mich selbst aus. Denn ich weiß natürlich, dass ich niemals aufgebe!«
Spenden können direkt auf das Konto der Flüchtlingshilfe Lünen e.V. überwiesen werden:
Sparkasse Lünen an der Lippe
IBAN: DE 37 4415 2370 0000 1308 80
BIC: WELADED1LUN
Verwendungszweck: ›Projekt 3450 km‹
Spendenquittungen können bei Bedarf ausgestellt werden.
