Stadtmagazin Lünen: Kunst und Kultur

»Ich will nirgendwo anders sein!«

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Interview mit Susanne Hocke

Sie war Iphigenie, Desdemona und Antigone, schlüpfte in die Rollen von Gretchen und Mephisto, spielte den Dschungeljungen Mogli ebenso wie die Vogelfrau Papagena aus Mozarts ›Zauberflöte‹: Nach ihrer Vita zu urteilen gibt es fast nichts, was Susanne Hocke noch nicht gemacht hat. In der Lüner Theaterszene gehört die 35-jährige Schauspielerin, Regisseurin und Theaterpädagogin schon beinahe zum ›alten Eisen‹. Wir sprachen mit ihr über das anstehende Festival ›Junges Theater Lünen‹, ihre Liebe zur Weimarer Klassik und zur Lippestadt.

Früh übt sich

»Meine ersten Bühnenerfahrungen habe ich bereits im Mutterleib gesammelt«, verrät sie mit einem Augenzwinkern, »und zwar bei Aufführungen im kirchlichen Rahmen, in meiner alten Heimat Aue im sächsischen Erzgebirge.« Somit war der Lebensweg von Susanne Hocke wohl vorgezeichnet: Mitwirkung in einer Schultheatergruppe, Schauspiel- und Theaterpädagogikausbildung an der Theater-­Akademie-Stuttgart, Engagement am Münchner Theater für Kinder, dann Umzug nach Bochum, Mitarbeit im dortigen artENSEMBLE THEATER, regelmäßige Gastspiele im Heinz-Hilpert-Theater Lünen, Leitung des Theater-Jugendclubs Lünen und nun auch noch die Organisation des Festivals ›Junges Theater Lünen‹ … Moment mal: Ganz schön oft ›Lünen‹ für eine Wahlbochumerin mit sächsischen Wurzeln, oder? »Es stimmt, obwohl wir in Bochum-Gerthe wohnen und dort unseren Probenraum haben, sind wir eigentlich ständig in Lünen unterwegs, aktuell bestimmt zweimal pro Woche.«

Aus der weiten Welt in die Lippestadt

Mit ›wir‹ meint sie sich und ihren Lebensgefährten, den gebürtigen Lüner Jürgen Larys, Leiter und Mitbegründer des aET und Vorsitzender des Fördervereins Theater Lünen e.V. Nach seinem Schauspielstudium in Bochum hatte es ihn zunächst hinausgezogen in die weite Welt – bis nach New York, Berlin und Süddeutschland, wo Amor ihm diese junge, ambitionierte Bühnenkünstlerin über den Weg schickte. »Damals war für uns schnell klar: Stuttgart, München oder Berlin, das ist es nicht«, berichtet Susanne Hocke. »Dagegen hatte ich immer Glücksgefühle, wenn wir in Bochum aus dem Zug stiegen oder Jürgens Familie in Lünen besuchten.« Sie grinst. »Meine Freunde haben gesagt: Du spinnst. Aber ich finde: Gerade Lünen hat so viel zu bieten. Eine Kleinstadt im Grünen mit Fluss, und nur 15 Minuten bis Dortmund oder ins Münsterland, wo gibt es das schon? Ich will nirgendwo anders sein!«

»Ich bin ein absoluter Klassik-Fan!«

Seit 2008 gastiert das Künstlerpaar im halbjährlichen Rhythmus mit einem Stück auf der Studio-Bühne des Heinz-Hilpert-Theaters. Nächste Inszenierung ist die – leider bereits ausverkaufte – musikalische Ruhrgebietssaga ›Sterne und Staub‹. »Als freies Tourneetheater genießen wir den unbeschreiblichen Luxus, unsere Stücke selbst auswählen zu können. Ich persönlich bin ein absoluter Klassikfan, liebe Goethes ›Torquato Tasso‹. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen muss man zwar immer Kompromisse eingehen. Aber gerade in Lünen begegnen wir einem großartigen Publikum, das Qualität zu schätzen weiß. Die hiesigen Zuschauer wollen sich nicht nur bespaßen lassen und die Stars aus dem Fernsehen sehen, sondern haben einen Anspruch an das Programm, interessieren sich für die Inhalte. Zudem gibt es hierzulande viele Leute, die selbst gerne Theater spielen: Beim JTL kommen von dreizehn teilnehmenden Gruppen acht aus Lünen. Einfach toll!«

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