Stadtmagazin Castrop-Rauxel: In der Stadt

Freundliche Ritter von nebenan

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Die ›Stadtwache zur Villa Castorpe‹

Sie tragen Kettenhemden, Waffen und Helme: Diesen Männern will man im Dunklen besser nicht über den Weg laufen – so könnte man meinen. Im Gespräch sind die vier Herren von der ›Stadtwache zur Villa Castorpe‹ dann aber ausgesprochen freundlich. »Kinder finden uns immer super«, lacht ›Hauptmann‹ Frank, 37 Jahre, im echten Leben Warenverräumer bei Globus in Habinghorst.

Vom Supermarkt ins Mittelalter

Wir wollen wissen: Wie kommen erwachsene Menschen mit ganz normalen Berufen dazu, sich in ihrer knapp bemessenen Freizeit Rüstungen überzustülpen und mit schwerem Geschütz die Stadt unsicher – pardon: sicher zu machen? »Wir hatten dieses Faible von klein auf«, erzählen Frank und Manuel. »Lehnsherren, Ritter, Burgen – solche Sachen waren für uns schon in der Schule spannender als der Unterricht.« Sie spielten ›Dungeons and Dragons‹, klickten sich durch Kostümshops im Internet, besuchten Mittelaltermärkte. Zunächst waren sie nur zu zweit unterwegs. Dann begegneten sich Frank und Alex – ruhrgebietstypisch – an der Kasse im Supermarkt. »Wir haben öfter mal gequatscht. Irgendwann habe ich ihn gefragt, ob er nicht Bock hätte, uns zu begleiten. Alex fand’s toll und holte noch seinen Kumpel Andrew mit ins Boot.«

Castroper Wappen als Eyecatcher

Ihre Panzer, Waffen und Gewänder haben die Vier kreativ zusammengestellt. »Die Kostüme sind vielleicht nicht historisch korrekt – aber es sind unsere.« Wobei – auf den Märkten und Festivals, wo häufig auch Drachen und Trolle ihr Unwesen treiben, nehmen es die meisten Gäste mit der Authentizität ohnehin nicht so genau. Hier geht es ums Fallenlassen, Eintauchen, Mitmachen. Das Mannschaftsoutfit mit blau-gelbem Wappenrock und Castroper Stadtwappen ist zudem ein echter Eyecatcher, was beim Mittelalterevent 2024 sogar dem Bürgermeister ins Auge fiel. »Er wollte direkt ein Selfie mit uns machen, und das war eigentlich der erste Schritt zu einer offiziellen Stadtwache für Castrop-Rauxel.«

Mit Schwertern, Speeren und Äxten

So werden Frank, Manuel, Alex und Andrew im Oktober 2025 ganz offiziell dabei sein, wenn auf dem Altstadtmarkt ein mittelalterliches Fantasie-Dorf entsteht.  »Wir dürfen unsere Ideen einbringen, die Eröffnung begleiten, als Walking Acts auf dem Gelände umherstreifen und die Showkämpfe einrahmen.« Selbst kämpfen wollen sie allerdings nicht. »Dafür fehlt uns die Ausrüstung und die Erfahrung. Wir nehmen zwar Schwerter, Speere und Äxte mit, doch wir sehen uns eher als darstellende Künstler.« Innerhalb der Gruppe hat jeder seine Funktion: Frank ist der Hauptmann, Manuel der Henker, Andrew und Alex sind Spießträger. Moment mal – was für Träger? »Das sind die Leute, die in Mittelalterfilmen rechts und links vor den Toren stehen und tun, als wären sie wichtig«, scherzt Manuel.

Drakonische Strafen, derbe Witze

Die Vier spielen ihre Rollen mit Hingabe. Das ist immer lustig, oft derb und manchmal ganz schön makaber. Es waren damals eben finstere Zeiten. »Einmal wurde ich von einem Bader angehauen, der seine Operationsmethoden an mir vorführen und mir Steine aus dem Schädel ziehen wollte«, berichtet Manuel. »Plötzlich hatte ich eine Kurbelmaschine mit Sporn auf dem Kopf. Da sollte man sich nicht wehren, sondern die Vorlage weiterspinnen.« Später beschimpfte er den Bader als Scharlatan, woraufhin dieser ihm den verdrehten Hals wieder einrenkte. »Mal sehen, über was ich mich beim nächsten Mal beschwere – vielleicht über das Pfeifen im Spornloch.« Wer das barbarisch findet, hat noch keine Bekanntschaft mit Streckbank und Schandgeige gemacht. »Tja«, schmunzelt Frank. »Die Menschen des Mittelalters waren bei den Strafen nicht zimperlich.«

Drei Überlebenstipps

Für alle, die den Mittelaltermarkt der Villa Castorpe am 18. und 19. Oktober in der Castroper Altstadt besuchen wollen, haben die Profis drei wertvolle Überlebenstipps: Gewandet erscheinen, gute Laune mitbringen und sich mitreißen lassen! »Das Spektakel an sich ist schon großartig – aber es wird erst richtig gut, wenn man das Theater der Händler und Gaukler mitspielt!« Und falls es einmal ganz schlimm kommen sollte – gibt es ja noch die Stadtwache, die den Bösewichten Einhalt gebietet.


Mittelaltermarkt 2025

Funkelnde Feuershows und rasante Ritter-Showkämpfe, eine nostalgische Fahrt in der Postkutsche oder im historischen Holzkarussell, deftiges Knoblauchbrot und süßer Metwein … Am 18. und 19. Oktober erwacht in der Altstadt das Mittelalter der Villa Caostorpe wieder in romantischster Form.
Hochwertige Handwerks- und Grastronomieprodukte und die fröhliche Marktatmosphäre mit virtuosen Jongliervorführungen, beeindruckenden Fechtszenen und einem Liveprogramm mit mittelalterlichen Folkbands treffen den Nerv des Publikums und sorgen für unvergessliche Erlebnisse bei Groß und Klein. Also: Auf ins Getümmel!

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