Einfach mal reden
Plauderbank bringt Menschen zusammen
In einer Welt, die immer schneller, digitaler und anonymer wird, sehnen sich viele Menschen nach echten Begegnungen: einem freundlichen Blick, einem offenen Ohr oder einem kurzen Gespräch über das, was einen gerade bewegt. Es ist paradox: Nachbarn leben Tür an Tür, oft seit Jahrzehnten – und doch kennen sie sich kaum. Dabei fehlt meist nur ein kleiner Impuls, um sich näher zu kommen.
Ort für Gespräche
Genau diesen Impuls setzt seit März 2025 ein leuchtend roter Blickfang in der Castroper Innenstadt: die Plauderbank. Initiiert von der ›Ehrensache! – Vermittlungsstelle für bürgerschaftliches Engagement‹ im Caritasverband –, lädt sie regelmäßig dazu ein, Platz zu nehmen und locker ins Gespräch zu kommen. An Markttagen, alle zwei Wochen immer dienstags oder donnerstags zwischen 10 und 12 Uhr, ist die Bank an wechselnden Standorten präsent – rund um den Altstadtmarkt, auf dem Simon-Cohen-Platz oder im Stadtgarten. Sechs Ehrenamtliche wechseln sich in Zweierteams ab, um für diejenigen da zu sein, die einfach mal reden möchten. »Ziel der Aktion ist es, Menschen aller Generationen zusammenzubringen, den Austausch zu fördern und das Gemeinschaftsgefühl in unserer Stadt zu stärken«, erklärt Petra Fluder-Schweitzer, Mitglied der ›Ehrensache!‹. Und das Konzept hat sich schon bewährt. Die meisten BesucherInnen sind zwar eher 50 plus, doch auch Jüngere zeigen Interesse – und sind häufig überrascht, wie wohltuend eine spontane Plauderei sein kann.
Geschichten, die das Leben schreibt
Was auf der Plauderbank besprochen wird? Alles – und nichts. Die Themen und Anliegen sind so unterschiedlich wie die Personen, die vorbeischauen. Es geht um Politik, Erinnerungen, Sorgen, Spaßiges und Alltägliches. Einige Besucherinnen und Besucher erzählen von gesundheitlichen Belastungen, die ihren Radius einschränken und das bisher gewohnte Leben auf den Kopf stellen, von der Pflege eines Angehörigen oder von der Trauer nach dem Verlust eines Partners. »Viele haben schwere Schicksalsschläge erfahren, die sie mit bewundernswerter Stärke tragen«, weiß Petra Fluder-Schweitzer. Andere wiederum freuen sich einfach über die Abwechslung und einen Plausch über die Enkelkinder. Sprich: Jeder bringt seine eigene Geschichte mit – und ist willkommen, genau so, wie er oder sie ist.
Rezept gegen die Einsamkeit
Neben unverbindlichen Gesprächen gibt es auch ganz konkrete Hilfen: Manche PassantInnen sehen das rote Caritas-Logo und nutzen die Gelegenheit, um sich nach Pflegeplätzen und ambulanten Unterstützungsangeboten zu erkundigen. »Soweit es uns möglich ist, helfen wir und informieren vor Ort«, versichert Petra Fluder-Schweitzer. »Und wenn nicht, können wir den Betreffenden auf jeden Fall an die richtigen Ansprechpartner bei der Caritas vermitteln.« Gerne macht sie auch auf die verschiedenen Freizeitangebote von kirchlichen und städtischen Organisationen und Verbänden aufmerksam, die das beste Rezept gegen Einsamkeit sind. Das Ehrenamt selbst ist ebenfalls ein großes Thema: »Wir versuchen, das Interesse zu wecken und ermutigen die Leute, sich zu engagieren.«
Was den Tag ein bisschen heller macht
Warum ihr die mobile Sitzbank so sehr am Herzen liegt? Petra Fluder-Schweitzer muss nicht lange überlegen: »Zuhören, Interesse zeigen, Zeit haben – solche Dinge sind heute nicht mehr selbstverständlich. Viele Menschen vermissen ein persönliches Gespräch. Mit unserer Bank können wir dies anbieten.« Ein Lächeln, ein Satz über das Wetter – manchmal ist es genau das, was den Tag ein bisschen heller macht. Und dank der Plauderbank wird aus dem kurzen Wortwechsel vielleicht sogar eine ausgewachsene Unterhaltung.
Plauderbank-Termine
24.07., Stadtgarten
05.08., Marktplatz
Je 10–12 Uhr · bei gutem Wetter
Die ›Ehrensache! – Vermittlungsstelle für bürgerschaftliches Engagement‹ wurde ins Leben gerufen, um das Ehrenamt in Castrop-Rauxel zu fördern und zu stärken. Sie unterstützt Bürgerinnen und Bürger bei der Suche nach einer passenden ehrenamtlichen Tätigkeit. Die Initiative ist Teil des Caritasverbands Castrop-Rauxel und wird von diesem begleitet.
Weitere Infos:
Astrid Dähnke · Tel. 0 23 05 / 92 08-3 12
a.daehnke [at] caritas-castrop-rauxel.de
