Die Roten Funken
Hier trifft Brauchtum auf Leistungssport
Beim Stichwort ›Karneval‹ denken die meisten zuerst an ein feuchtfröhliches Ereignis. Dabei hat die fünfte Jahreszeit weit mehr zu bieten als Feiern und Schunkeln. Der karnevalistische Tanzsport verbindet fastnachtliches Brauchtum mit modernem Leistungssport. Glauben Sie nicht? Dann sollten Sie mal beim Training der ›Roten Funken‹ in Castrop-Rauxel mitmachen!
Spagat? Kein Problem!
Ein Freitagabend im Januar. Draußen auf dem Parkplatz liegt noch etwas Schnee, doch in der Turnhalle in Deininghausen herrscht feurige Stimmung. Zehn Mädchen und ein Junge im Alter zwischen sechs und zehn Jahren geben eine Kostprobe ihres Könnens, unterlegt von flotter Popmusik: Da wird marschiert, gehüpft und elegant geknickst. Arme schwingen, Beine fliegen in die Luft. Ein Spagat? Kein Problem für die jungen Nachwuchstalente. »Im karnevalistischen Tanzsport fließen Elemente von Ballett, Turnen und Sportakrobatik mit ein«, erklärt Trainerin Melanie Appel. »Zum Beispiel Sprünge, Drehungen, freie Räder oder Bogengänge. Es ist ziemlich anspruchsvoll.« Passend dazu erklingen schnelle Rhythmen aus der Sparte Klassik, Pop und Musical. »148 Beats per Minute sind bei uns Minimum!«
»Unabhängig von Alter, Herkunft oder Religion«
Ab 3 Jahren werden kleine Karnevalsfans bei den ›Minis‹ spielerisch an den Sport herangeführt. Es folgen die Jugendtanzgarde (ab 6 Jahren), die Juniorengarde (ab 11 Jahren) und die Ü15-Garde. Für die Erwachsenen geht es mit den verschiedenen Angeboten im Bereich Showtanz, Ballett und Gesang weiter. Vereinsmitglieder können Teil einer Gruppe sein oder sich solistisch auf der Bühne austoben. Die Älteste unter ihnen ist 73 und steht immer noch gerne als Tänzerin, Sängerin und Parodistin im Rampenlicht. »Bei den Roten Funken kann jeder mitmachen, der Lust hat und sich für Brauchtum interessiert«, sagt Melanie Appel. »Völlig unabhängig von Alter, Herkunft oder Religion.«
»Andere Kinder fingen die Süßigkeiten, die wir geworfen haben«
Die Castrop-Rauxelerin stammt aus einer alteingesessenen Karnevalistenfamilie: »Schon mein Opa war ein begeisterter Anhänger. Und meine Eltern haben sich dann auch beim Karneval kennengelernt«, erzählt sie. Ihre ersten Tanzschritte lernte sie zusammen mit ihrer kleinen Schwester von ihrer Mutter Brigitte, die gleichzeitig ihre Trainerin war. »Damals in den Neunzigern haben wir den Sport wettbewerbsmäßig betrieben und ruhrgebietsweit viele Pokale abgeräumt«, erinnert sie sich. »Das war eine tolle Zeit.« Und auch bei den Rosenmontagsumzügen in Recklinghausen und Dortmund war Melanie Appel von klein auf dabei. »Andere Kinder fingen die Süßigkeiten, die wir geworfen haben.«
Auftritte über das ganze Jahr
Im Jahr 1997 gründete sich der Verein KG Rote Funken Castrop-Rauxel 1997 e. V., den Werner Appel über viele Jahre und bis zu seinem Tod 2019 als Präsident leitete, ehe seine Tochter den Vorstandsposten übernahm. Melanie Appel tanzt zudem im Damenballett, singt in der Gesangsgruppe und trainiert den Nachwuchs. 2025 ist das Jahr ihres 40. Karnevalsjubiläums. Für ihr außergewöhnliches Engagement wurde sie jüngst für die Ehrennadel vorgeschlagen. »Ich habe immer was zu tun«, lacht sie. »Viele Leute meinen ja, Karneval wäre nur einmal im Jahr. Tatsächlich sind die Auftritte über das ganze Jahr verteilt.« Lediglich in der Fastenzeit, von Aschermittwoch bis Ostern, gönnen sich die sportlichen Jecken eine kleine Pause. »Und die brauchen wir auch, um Kraft zu schöpfen – und zur Ideenfindung für die neue Session.«
Vom Kinderkarneval bis zum Rathaussturm
Aber natürlich erreicht das bunte Treiben zum Rosenmontag hin seinen Höhepunkt. Wer die Roten Funken live erleben möchte, hat demnächst reichlich Gelegenheit. Am 22. Februar lädt der Verein zum großen Gala-Abend mit Tanz, Musik und Showeinlagen. Zusätzliche Programmpunkte werden bei diesem Anlass traditionell von befreundeten Gruppen gestaltet. In diesem Jahr dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auf einen Gastauftritt der Roten Husaren aus Mannheim freuen. Am Folgetag geht es munter weiter mit dem beliebten Kinderkarneval. Und an Weiberfastnacht veranstalten die Roten Funken mit Bürgermeister Rajko Krawanja dann noch den sogenannten Rathaussturm, mit tatkräftiger Unterstützung des CCCS-Rot-Weiß, des TSG Henrichenburg und des Spielmannszugs Obercastrop. »Die Narren übernehmen die Macht«, erklärt Melanie Appel. »Zusammen mit den anderen Castroper Vereinen erstürmen wir das Büro des Bürgermeisters und holen uns den Schlüssel der Stadt. Danach ziehen wir alle gemeinsam zum Ratssaal, wo eine Feier mit Bühnenprogramm steigt.«
»Wie eine große Familie«
Wer Lust hat, selbst das Tanzbein zu schwingen, ist ebenfalls herzlich eingeladen. Im April finden die nächsten Schnuppertrainings für Kinder und Jugendliche statt. »Neben den klassischen Karnevalsveranstaltungen bieten wir viele andere Events«, betont Melanie Appel. »Dazu gehören Zeltlager, Workshops und Ausflüge. Wir haben ein reges Vereinsleben und sind wie eine große Familie. Jeder kennt jeden und unterstützt die anderen. Ich bin wirklich stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen im Vorstand, auf die immer Verlass ist, wenn es um die Aufgabenverteilung geht: Einer macht die Technik, der andere hilft beim Bühnenaufbau, die dritte organisiert das Buffet. Allein würde ich gar nichts erreichen!«
»Wir helfen auch immer gerne anderen«
Und damit hört es noch lange nicht auf. Regelmäßig treten die Roten Funken sozial in Aktion, sammeln Spenden für Bedürftige und performen ehrenamtlich in Seniorenzentren. Zuletzt wurde beim Winterzauber im Parkbad Süd wieder Geld für wohltätige Zwecke eingenommen. »Wir Karnevalisten machen nicht nur Party«, verrät Melanie Appel mit einem Lächeln. »Wir helfen auch immer gerne anderen.«
Termine der Roten Funken
22.02.25, 19 Uhr · Karnevalsgala in der ASG-Aula
23.02.25, 15 Uhr · Kinderkarneval in der ASG-Aula
27.02.25 · Rathaussturm und Karnevalsfeier im Ratssaal
Schnuppertraining in der Turnhalle Deininghausen
Minis 02.04.25, 16.30–17.30 Uhr
Kinder & Jugendliche 11.04.25, ab 17 Uhr
