Valentins kreative Welt
Ein Kaleidoskop aus Farben und Formen
Castrop-Rauxel hat eine neue Berühmtheit: Valentin Kinkeldei ist gerade einmal 17 Jahre alt, aber er hat schon viele Fans. Seine bunten Bilder bringen nicht nur den grauen Alltag, sondern auch die Gesichter der Menschen zum Leuchten. Jetzt lädt der junge Künstler mit Down Syndrom zu einer Ausstellung ins Atelier Arto Mondo ein.
Geometrie als Kunstform
»Ich liebe Farben und Formen«, erklärt Valentin, der eine Förderschule in Bochum besucht. Hier entdeckte er früh seine Lust am Malen. Während des Lockdowns in der Corona-Pandemie wurde aus dem intensiven Hobby eine echte Berufung. Zunächst schraffierte er DIN A4-Seiten mit Bleistift. Jedes Bild trägt ein Entstehungsdatum – das ist ihm wichtig. Später ging er zu Buntstiften und Filzstiften über. »Anfangs waren die Darstellungen noch recht figürlich«, berichtet Elke Kinkeldei, die die ersten kreativen Gehversuche ihres talentierten Sohnes in einer dicken Mappe gesammelt hat. »Später fing er an, mit Lineal und Zirkel zu experimentieren und die geometrischen Formen wie Dreiecke, Quadrate oder Kreise mit Farben auszufüllen.« Valentins spezielle Kunstform war geboren.
»Es sind meine Bilder – meine Babys!«
Mittlerweile hat Valentin seine Stifte gegen Acrylfarben eingetauscht. Anstelle von Papier verwendet er Leinwände – meist im Format 25 x 25 cm. So entstehen täglich bis zu drei kleine Gemälde. Sie schmücken sein Zimmer zu Hause, stapeln sich in den Regalen oder liegen auf seinem Schreibtisch, um alsbald den letzten Schliff zu erhalten. Viele sehen sich ähnlich, aber keines gleicht dem anderen. Je nach Lust und Laune erblicken ganze Bilder-Zyklen das Licht der Welt. Bei manchen lassen sich noch Motive erahnen – wenn man weiß, wonach man suchen muss. Andere sind rein abstrakt, mit kaleidoskopartigen Mustern und 3-D-Effekten. Wobei Valentin seine ganz eigene Vorstellung von jedem Kunstwerk hat und sich bei der Umsetzung nicht beirren lässt. »Wenn ich ihm vorschlage, es doch mal mit dieser oder jener Farbe zu versuchen, hört er meist nicht auf mich«, lächelt Elke Kinkeldei. »Nein, nein!«, stellt Valentin klar. »Ich will das selbst machen! Es sind meine Bilder – meine Babys!«
›Kunst anne Bude‹
Einige dieser ›Babys‹ bereisen inzwischen die weite Welt. Motiviert durch seine Kunstlehrerinnen und -lehrer, schickte Valentin Bilder bei Wettbewerben ein – mit Erfolg. Eines seiner Werke wurde zum Beispiel für den Kalender des CastroperCunstVereins unter dem Motto ›Menschen im Ruhrgebiet‹ ausgewählt. Es zeigt Valentin mit seinen Eltern und seiner Schwester Johanna. »Dabei bin ich hier der einzige gebürtige Ruhrgebietler«, betont der 17-Jährige. »Die anderen stammen nämlich aus Bayern.« Weitere Exponate wurden bei Brillenphantasien Hagemann in der Altstadt im Schaufenster ausgestellt. Seit einiger Zeit kann man Valentins Bilder auch auf Schwerin betrachten: Als Drucke zieren sie den Zaun von ›Kunst Anne Bude‹, einem zur Galerie umgebauten Kiosk, der von den Schwestern Anne und Christel Trösken betrieben wird.
Ein Auto für die große Schwester
Auf Familiengeburtstagen hat es bereits Tradition, dass Valentin dem Geburtstagskind ein selbst gemaltes Bild schenkt und dieses von den Gästen unterschreiben lässt. Er freut sich, wenn er anderen eine Freude machen kann. Außerhalb der Familie Kinkeldei kommen die farbenfrohen Kreationen ebenfalls gut an. »Irgendwann habe ich mir gesagt: Ich könnte sie ja mal verkaufen. Und das habe ich dann auch gemacht.« Heute hängen Valentins Bilder in Castrop-Rauxel, Bayern, Frankreich und Griechenland. Aus den Einnahmen will er ein Auto für seine große Schwester finanzieren. »Damit ich immer ein Taxi habe«, erklärt er mit einem Grinsen. Auf die Frage, wohin er sich fahren lassen möchte, muss er nicht lange überlegen. »London, Paris, New York. Zum Einkaufen – und Ausstellen.«
Ausstellung im Atelier Arto Mondo
Aktuell können Valentins Werke erst einmal im Atelier Arto Mondo an der Oberen Münsterstr 2 bestaunt werden. Die Ausstellung wurde am 16. November eröffnet und läuft noch bis zum 29. November. »Ich dachte immer: Andere Kinder malen auch«, sagt Elke Kinkeldei. »Aber wenn so viele Menschen sich an Valentins Kunst erfreuen, muss es was Besonderes sein, das muss man fördern.« Und auch der Rest der Familie hilft kräftig mit, um Valentin zu unterstützen. Schwester Johanna hat für die Ausstellung Plakate und Flyer erstellt. Valentins Oma stickt die schönsten Motive ihres Enkels auf Kissen. Der junge Nachwuchskünstler selbst begegnet dem Trubel um seine Person wie ein Profi. »Natürlich bin ich ein bisschen aufgeregt«, sagt er. »Aber ich freue mich auch. Und jetzt muss ich malen!«
Ausstellung von Valentin Kinkeldei
16.–29.11. · Atelier Arto Mondo
Weitere Infos:
www.artomondo.net
Instagram: @valentinskreativewelt