Swing statt Shantys
Akkordeon-Bigband ›Druckluft‹ lädt zum Sommerkonzert
Zugegeben: Bei Akkordeonmusik denken viele von uns zuerst an schummrige Hafenkneipen und grausiges Nordseewetter. Dass die ›Handorgel‹ auch sommerlich leicht und beschwingt daherkommen kann, stellt die Bigband ›Druckluft‹ unter Beweis. Seit nunmehr drei Jahrzehnten hüllen die Akkordeonistinnen und Akkordeonisten aus Castrop-Rauxel alte wie neue Songs in ein dynamisches Jazz-Gewand.
»Ach, so was kann man damit auch machen?«
»Die Idee, mit den Mitteln eines klassischen Akkordeonorchesters Bigband-Musik auf die Bühne zu bringen, entstand in den Neunzigern«, berichtet Bandleader Rainer Szech. »Wir alle mögen den typischen Bigband-Sound und wollten uns mit Jazz-, Rock- und Pop-Kompositionen breiter und moderner aufstellen. Nichts gegen Seemannslieder – wir spielen ab und an auch traditionelle Arrangements. Aber eben nicht nur! Das angestaubte Image des Akkordeons im Sinne eines ›Schifferklaviers‹ wird dem Potenzial dieses wunderbaren Instruments nicht gerecht. Warum den Blick auf volkstümliches Liedgut verengen, wenn so viel mehr möglich ist? Und die Reaktionen des Publikums sind bei unseren Konzerten dann auch oft erstaunt: Ach, so was kann man damit auch machen?«
Von Blues Brothers bis Star Wars
Ob Medleys von Supertramp, Tom Jones oder den Blues Brothers, alte Jazz Standards wie ›Take the A Train‹ von Duke Ellington, ›Don’t Be That Way‹ von Benny Goodman oder ›A String of Pearls‹ von Glen Miller, eine flotte Hommage an Udo Jürgens oder symphonische Filmmusik aus ›Star Wars‹: Gewusst wie, lassen sich viele tolle Stücke für das Akkordeon aufbereiten. »Wir übertragen die verschiedenen Stimmen der Instrumente einer Bigband auf unsere zehn Akkordeonisten«, erklärt Rainer Szech. »Die Bigband-typischen Bläser werden bei uns durch zwei Keyboards ersetzt. Außerdem verfügen wir über eine Rhythm Section mit Schlagzeug, Gitarre und Bass, die für den nötigen Groove sorgt.«
Schicksalhafte Schallplatten
Der 67-Jährige beherrscht das Akkordeon seit seiner Kindheit. »Ich war ein großer Fan des Nachkriegskünstlers Will Glahé, den ich durch die Schallplatten meiner Eltern kennenlernte«, erzählt er. »Mit elf Jahren bekam ich mein erstes eigenes Akkordeon zu Weihnachten geschenkt – zusammen mit einer Anmeldung zum Unterricht. Ab da wurde es ernst!« Das Schicksal nahm seinen Lauf: Rainer Szech wurde Mitglied im damaligen Jugend-Musikring der Stadt Castrop-Rauxel. Hier erhielt er seine Ausbildung bei Frau Pawlak, die manch Älterem noch ein Begriff sein dürfte, und schnupperte erstmals Orchester-Luft. Zusammen mit Gleichgesinnten formte er das Akkordeon-Ensemble, aus dem wenige Jahre später die Bigband ›Druckluft‹ hervorgehen sollte. »Uns alle verbindet die Liebe zu einem Instrument, das in der öffentlichen Wahrnehmung oft unterschätzt wird, obwohl es ausgesprochen wandelbar ist«, schwärmt er.
Open Air in Ickern
Übrigens steht der ›Akkordeon-Club ’88 e. V.‹ in keinerlei Verbindung zur Musikschule ›Dur & Moll‹, die von Angelika Lüdke-Szech in der Castroper Innenstadt betrieben wird. »Wir sind ein unabhängiger Verein aus erfahrenen Amateuren, mich eingeschlossen«, betont Rainer Szech. Wer Interesse hat, die Band zu verstärken, muss also nicht in der Musikschule angemeldet sein. Einige Vorkenntnisse sollte man aber schon mitbringen, da die Combo ihr weit gefächertes Repertoire regelmäßig auf Konzerten präsentiert, etwa in Kirchen oder auf Weihnachtsmärkten, in der ASG-Aula oder auf dem Leo-Platz. Die nächste Veranstaltung findet am 31. August in Castrop statt. Beim jährlichen Sommer-Open-Air wird das Podium des Leo-Platzes zur Showbühne. Für Sitzgelegenheiten sowie Kaffee und Kuchen ist gesorgt. Die Location ist barrierefrei erreichbar, der Eintritt frei. »Allerdings freuen wir uns über Spenden«, so der Bandleader.
Konzert-Tipp: Sommer-Open-Air
31.08. · 15 Uhr · Leo-Platz
Weitere Infos: www.bigband-druckluft.de