›Radeln mit Rajko‹
Meet the Bürgermeister
Wer will ein Date mit dem Bürgermeister? Die Frage ist kein Scherz. In Castrop-Rauxel gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, dem Chef der Stadtverwaltung persönlich näherzukommen, von der Bürgersprechstunde im Rathaus bis hin zu den beliebten Bürgermeistertouren durch Feld und Flur. Wenn Sie Glück haben, steht Rajko Kravanja vielleicht sogar einmal spontan vor Ihrer Tür, um mit Ihnen über Gott und die Welt zu plaudern. Wie so etwas passieren kann und warum Sie für diesen Fall ein Stück Apfelkuchen parat halten sollten, erfahren Sie im Interview.
Man hat das Gefühl, dass Sie gerne unter Menschen sind und überall mitmischen. Warum sind Ihnen persönliche Begegnungen so wichtig?
Die Welt hat sich verändert: Die alte Stammkneipe, in der man das Ratsmitglied am Tresen trifft, gibt es heute nicht mehr. Wir als Verwaltung müssen neue Wege finden, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und wertvolles Feedback zu erhalten: Ist das, was wir tun, richtig? Infoevents zu spezifischen Themen wie etwa Bauprojekten reichen nicht, denn dazu kommen nur die diejenigen, die es konkret betrifft. Was wir brauchen, sind offene Formate, die einen zwanglosen Austausch ermöglichen.
Formate wie die Radtouren mit dem ADFC oder die Wanderungen mit dem Sauerländischen Gebirgsverein …?
Das Konzept wurde bereits von meinem Vorgänger ins Leben gerufen, und ich führe es gerne weiter. Der Vorteil ist, dass man in den drei, vier Stunden der Tour oder bei der anschließenden Bratwurst ganz anders ins Reden kommt als bei den förmlichen Terminen im Rathaus, wo man aufgrund der engen Taktung gezwungen ist, sein Anliegen innerhalb von fünfzehn Minuten runterzurattern. Außerdem gefällt es mir, bei fast jedem Ausflug neue schöne Ecken und Schleichwege kennenzulernen, die ich vorher noch nicht kannte.
Welche Themen werden bei diesen Gelegenheiten an Sie herangetragen? Was bewegt die Menschen in Castrop-Rauxel?
Das reicht von der Enkeltochter ohne Kita-Platz über Hinweise auf Schlaglöcher bis hin zum Heizungsgesetz, das in Berlin beschlossen wird. Als Bürgermeister wird man ja erst mal für alles verantwortlich gemacht. Das ist aber irgendwie auch schön, weil man so in den Dialog kommt und die Chance hat, Sachverhalte ausführlicher zu erklären. Die Themen werden ja immer komplexer. Überdies freue ich mich natürlich auch über positive Rückmeldungen, zum Beispiel wenn ein neuer Radweg richtig gut geworden ist.
Fahren Sie eigentlich auch privat gerne Fahrrad?
Absolut. Im Sommer bin ich oft mit meinen beiden Kindern am Kanal unterwegs. Eines meiner Lieblingsziele für Radtouren ist die Agora. Hier ist immer jemand da, und man wird herzlich empfangen. Wenn das Wetter und mein Terminplan mitspielen, fahre ich sogar mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Strecke von Becklem bis zum Rathaus ist mit dem E-Bike gut machbar.
Moment mal – braucht man ein E-Bike, um bei den Bürgermeister-Touren mitzuhalten?
Keinesfalls. In der Gruppe ist das Tempo eher gemütlich. Man will ja auch quatschen und etwas von der Landschaft sehen. Unser ältester Stammfahrer ist schon 84 und radelt auf seinem ganz normalen Fahrrad mit. Familien mit Kindern können sich ebenfalls anschließen, sofern die Kids nicht zu klein sind.«
Doch nicht jeder ist fit genug, um sich überhaupt aufs Rad zu schwingen. Und die Bürgersprechstunde ist bekanntlich eher ein ›Speed-Dating‹. Gibt es noch andere Möglichkeiten, um Sie zu treffen?
Zum einen biete ich auf Facebook, moderiert vom Administrator der Facebook-Gruppe ›Du bist Castroper, wenn …‹, auch eine Sprechstunde mit Online-Chat an. Zum anderen sind wir bei den Wochenmärkten in der Altstadt und in Ickern in losen Abständen mit einem Infostand vertreten und bitten die Menschen zum Marktplatzgespräch. Ich besuche auch Unternehmen und Sportvereine – und mache hier gerne mit, wenn es meine körperliche Konstitution zulässt. Beim Judo wurde ich schon aufs Kreuz gelegt. Wer sich noch mehr Privatsphäre wünscht, kann mich zu sich nach Hause zum Kaffee einladen.
Ich kann Sie zum Kaffee einladen? Und Sie kommen dann echt vorbei?
Ganz genau! Die Idee ist: Sie kochen Kaffee, ich bringe den Kuchen mit. Und das mache ich dann auch. So ergeben sich tolle Gespräche. Egal ob man zu zweit im Wohnzimmer sitzt – oder aus dem geplanten Kaffeetrinken ein spontanes Grillfest mit 50 Nachbarn wird.
Angenommen, wir verabreden uns zum Kaffeekränzchen. Welchen Kuchen würden Sie am liebsten mitbringen?
Ich liebe Apfelkuchen in allen seinen Variationen: als Apfelstrudel, gedeckter Apfelkuchen oder Apfelkuchen mit Streuseln. Hauptsache, keine Rosinen! Es kann aber auch passieren, dass ich vollkommen unangekündigt und ohne Mitbringsel plötzlich vor Ihrer Tür stehe.
Wie bitte? Das müssen Sie jetzt mal erläutern …
Manchmal mache ich spontan Hausbesuche: Ich ziehe von Tür zu Tür, schelle an, stelle mich kurz vor und frage, ob es etwas gibt, über das die Bewohnerinnen und Bewohner mit mir reden wollen. Dabei habe ich schon die kuriosesten Sachen erlebt. Ein echter Ruhrpott-Klassiker war die Dame im Putzkittel, die durch das ganze Haus nach ihrem Erwin brüllte, und dann kam Erwin – im Feinripp. Oder der Schildkrötenzüchter, bei dem ich stundenlang versackt bin, weil ich es so interessant fand, wie die Schildkröten im Kühlschrank überwintern, und er mir später noch seine Fotos aus alten Bergbauzeiten zeigte. Natürlich wurde mir auch schon mal die Tür vor der Nase zugeschlagen, weil die Leute mich nicht erkannten. Doch die meisten Begegnungen waren großartig.
Auf welche Veranstaltungen mit Ihnen dürfen wir uns in nächster Zeit freuen?
Am 24. Juni ist die nächste Radtour mit dem ADFC, und am 3. Juli gehe ich mit dem SGV auf Wanderschaft. Eine Anmeldung ist hier nicht erforderlich. Im November startet dann ein neues Format der VHS: Kochen mit dem Bürgermeister. Die genauen Infos werden vorher über die Website der Stadt bekannt gegeben.
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