ZWAR
Hier fängt das Leben an
Mit dem Renteneintritt beginnt der sogenannte Lebensabend. Wer dabei jedoch an endlose einsame Stunden vor dem Fernseher denkt, kennt die Castrop-Rauxeler ZWAR-Gruppe noch nicht! Der Name steht kurz für ›Zwischen Arbeit und Ruhestand‹ und verweist auf die Menschen, die sich hier zusammenfinden, um ihre Freizeit gemeinsam mit Gleichgesinnten sinnvoll zu gestalten.
»Damit ich nicht in ein Loch falle«
Ein überzeugtes Mitglied der ersten Stunde ist Renate Ludwig-Schmiemann. Vor zehn Jahren verlor sie ihren zweiten Partner – ein Wendepunkt für die heute 71-Jährige. »Ich war damals noch als Tagesmutter tätig und wollte mir ein Netzwerk aufbauen, damit ich nicht in ein Loch falle, wenn es so weit ist, dass ich in Rente gehe«, erzählt sie. »Ich könnte nie nur alleine zu Hause herumsitzen. Ich brauche Menschen, brauche Kontakte.« Bei der Gründung der Gruppe im Jahr 2018 war sie daher sofort Feuer und Flamme. Seither kümmert sie sich zusammen mit ihren Teamkolleginnen Gerlinde und Christa als Koordinatorin um die Organisation verschiedener Aktivitäten. »Ich habe viel dazugelernt und tolle neue Freunde gefunden. Mit einigen war ich sogar schon im Urlaub.«
So bunt wie die Interessen der Menschen
Das ZWAR-Konzept gibt es nicht nur in Castrop-Rauxel. Die Idee, den ›Unruhestand‹ gemeinsam mit anderen aktiv anzupacken, wurde vor über 40 Jahren in Dortmund entwickelt. Heute verteilen sich Gruppen über ganz Nordrhein-Westfalen. Die Betätigungsfelder sind so bunt und vielseitig wie die Interessen der Menschen, die sich hier begegnen: Sie reichen von Lesezirkeln und Spieletreffs über das gemeinschaftliche Kochen, Wandern, Musizieren, Gärtnern oder Boule bis hin zum Englisch-Kreis. Wichtig: Alle Angebote sind überparteilich und konfessionell ungebunden und werden von den Teilnehmenden selbst organisiert. Es fallen keine Mitgliedsbeiträge und keinerlei Verpflichtungen an. Neben Rentnerinnen und Rentnern dürfen sich auch Personen angesprochen fühlen, die noch im Beruf stehen und sich, wie Renate Ludwig-Schmiemann, frühzeitig auf die Zeit ›danach‹ vorbereiten wollen.
Mitmachen – oder selbst etwas auf die Beine stellen
Die fortlaufenden Gruppenangebote werden abwechslungsreich ergänzt durch viele unterschiedliche Einzelveranstaltungen. »Wir gehen zusammen ins Kino, Theater oder Restaurant, besuchen Museen oder den Zoo, veranstalten Radtouren und organisieren Vorträge, etwa zu gesundheitlichen Themen oder Fragen des Verbraucherschutzes«, zählt die Castrop-Rauxelerin einige Unternehmungen auf. »Und natürlich präsentieren wir uns mit Ständen auf Märkten und Stadtfesten.« Das offene Basistreffen findet zweimal im Monat (an jedem zweiten und vierten Mittwoch) um 18 Uhr im Gemeindehaus der Pauluskirche in Rauxel statt. »Hier ist jeder willkommen, der Lust hat, ohne Voranmeldung«, so Renate Ludwig-Schmiemann. »Wir besprechen, was ansteht, planen Aktionen und tauschen Ideen aus. Neulinge können sich an bestehende Gruppen anschließen oder selbst ein neues Angebot auf die Beine stellen.«
Gärtnern und Naschen
Ihr persönliches Herzensthema ist das Urban-Gardening-Projekt. Einmal wöchentlich schwingt sie mit anderen Hobbygärtner*innen im Garten des Kauermann-Zentrums der AWO und auf dem Gelände des Josefshauses Harke und Schaufel. »Die Bewohnerinnen und Bewohner dieser beiden Altenheime gucken gerne zu, geben uns gute Tipps oder naschen uns auch mal die Ernte weg«, verrät sie mit einem Schmunzeln. »Erdbeeren sind sehr beliebt. Und auch der einzige Apfel im letzten Sommer war schnell verschwunden. Aber dafür ist er ja da.« Neben dem ›Naschgarten‹ haben die Gartenfreunde eine Kräuterspirale, einen Kartoffelturm, einen Garten für Wintergemüse und einen Sinnesgarten angelegt. »Wir interessieren uns für nachhaltiges Gärtnern und Permakultur und haben für unsere Bemühungen im Jahr 2022 den Klima-Schutzpreis der Stadt Castrop-Rauxel gewonnen«, freut sich die engagierte ZWAR-lerin.
Sofern es ihr Zeitplan zulässt, möchte Renate Ludwig-Schmiemann ihr gärtnerisches Wissen noch weiter vergrößern und sich für ein entsprechendes Fernstudium einschreiben. Wobei sie einräumen muss: Zeit ist es etwas, das man ›Zwischen Arbeit und Ruhestand‹ eigentlich gar nicht mehr hat.
ZWAR Basistreffen
2. + 4. Mittwoch des Monats · 18 Uhr
Gemeindehaus der ev. Paulusgemeinde
Alleestraße 4 · 44577 Castrop-Rauxel
Weitere Infos und offene Gruppen:
Renate Ludwig-Schmiemann
Tel. 01 76 / 66 65 88 24
https://zwar-castrop-rauxel-mitte.blogspot.com