Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Sport und Freizeit

100 Jahre SC Hellas 1924 e. V.

Foto(s) zum Vergrößern anklicken

Quellenangabe in den Vergrößerungen

Von ›Kanalratten‹ und Bezirksmeistern

Gut gelaunt planschen die Heranwachsenden im Kanalwasser. Ein Junge streckt argwöhnisch seine Fußspitze ins kühle Nass. Ein anderer steht mit hochgezogenen Schultern fröstelnd am Ufer. Doch für diejenigen, die den Sprung gewagt haben, gibt es kein Halten mehr. Die Szene könnte sich so oder so ähnlich auch heute zutragen. Tatsächlich zeigt sie die Einweihung der Freibadeanstalt des SC Hellas (damals noch ›Schwimmverein Gut Naß‹) am Rhein-Herne-Kanal irgendwann in den Zwanzigern. Frostige Wassertemperaturen und Nieselregen konnten die motivierten Schwimmerinnen und Schwimmer damals nicht stoppen. Ein gutes Vorzeichen für viele weitere erfolgreiche Wassersportjahre. In diesem Jahr feiert Castrop-Rauxels ältester Schwimmklub sein 100. Jubiläum.

Kanal wurde zum Schwimmbecken

»Laut unseren Aufzeichnungen wurde die Idee einer Vereinsgründung von Schwimmfans bei einem Stammtisch ausgeheckt«, berichten Sandra Fritz (Geschäftsführerin) und Gudula Preischel (Kassiererin), die das erhaltene historische Material für die Festschrift gesichtet haben. »Trainiert wurde im Kanal. Die Beteiligten mussten sich dafür die schriftliche Badegenehmigung beim Kanal-Wasserbauamt in Münster einholen.« Am 22. Juni 1924 fand das erste Werbeschwimmen im Bereich zwischen Kanalbrücke und Wartburg statt. Unter Mitwirkung befreundeter Vereine aus Herne und Gelsenkirchen wurden viele unterschiedliche Disziplinen wie Staffelschwimmen, Rettungsschwimmen, Brückenspringen und sogar Damenreigen vorgeführt. Letzteres erstaunt vor dem Hintergrund, dass der SC Hellas zunächst ein reiner Herrenklub war.

Historische Disziplinen: Wasserball und Synchronschwimmen

Für 0,25 beziehungsweise 0,75 Mark im Monat konnten jugendliche und erwachsene Männer aus Habinghorst und Umgebung ihre Muskeln in den trüben Kanalfluten stählen. Mit der Eröffnung des Freibads Süd in Castrop im Jahr 1926 stand für besondere Anlässe wie Wettkämpfe und Schwimmfeste auch ein befestigtes Becken zur Verfügung. Das Trainingsgeschehen spielte sich aber weiterhin am Kanal ab. 1926 erlangten erstmalig auch Frauen die Mitgliedschaft. Die Damenabteilung wurde jedoch bereits 1931 wegen zu geringer Beteiligung wieder aufgelöst und erst 1942 neu eröffnet. »Aus alten Zeitungsartikeln, Bildern, Emblemen und Pokalen geht hervor, dass es zwischenzeitlich auch Herren-Wasserball und Damen-Synchronschwimmen gab«, berichtet Gudula Preischel.

Größte Erfolge als ›Verein ohne Winterbad‹

Gegen Kriegsende waren die Anlagen und Gerätschaften des SC Hellas am Rhein-Herne-Kanal komplett zerstört. Doch die Schwimmerinnen und Schwimmer fanden immer eine Möglichkeit, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Zwischen 1955 und 1957 zog der Verein zum neuen Gelände an der Wartburg-Insel um. Hier stand eine genormte 25 Meter lange Schwimmstrecke zur Verfügung. Parallel bot das inzwischen eröffnete Parkbad Nord in Ickern den Sportlern ein Zuhause. »Von 1958 bis 1964 feierten wir unsere größten Erfolge als ›Verein ohne Winterbad‹«, erzählen Gudula Preischel und Sandra Fritz. »Bei den Bezirksmeisterschaften belegte der SC Hellas 16 Mal den 1. Platz.« Die Situation änderte sich 1963 mit dem Bau des städtischen Hallenbades an der Bahnhofstraße. Für Feste, Zeltlager und Trainingslager blieb die Vereinsanlage am Kanal ein beliebter Treffpunkt. Ab sofort konnte jedoch auch bei kältestem Winterwetter im mollig warmen Wasser geplanscht und geschwommen werden. Dies wirkte sich schnell auf die Mitgliederzahlen aus: Weit über 100 Kinder besuchten regelmäßig die Übungsstunden.

Vom Seepferdchen bis zum Wettkampfschwimmen

»Unsere mehrwöchigen Schwimmkurse ab fünf Jahren sind bis heute sehr beliebt«, so Sandra Fritz. »Es ist jedoch auffällig, dass viele Kinder, die erstmals zu uns kommen, nicht so beweglich sind wie noch vor einigen Jahren. Manche sind noch nicht einmal ans Wasser gewöhnt. Dabei ist letzteres eigentlich Voraussetzung, um bei uns schwimmen zu lernen – am besten noch vor der Einschulung.« Wer sich stabil oben hält, hat die Möglichkeit zum Beitritt in den Verein. Trainiert wird dienstags und donnerstags in verschiedenen Leistungsgruppen vom Seepferdchen bis zum Wettkampfschwimmen. »Für das Seepferdchenabzeichen reicht es, eine Bahn zu schaffen – sicher sind Kinder aber erst ab Bronze oder Silber im Wasser unterwegs«, weiß die Geschäftsführerin. Für erwachsene Wasserratten bietet der Verein Aquafitness, Aquajogging und Wassergymnastik.

Freundschaft und sportliches Miteinander

»Wir bilden keine Weltmeister aus – entdecken aber immer mal wieder Talente, die irgendwann in die Elite hineinwachsen«, so Sandra Fritz. Sie selbst kam über ihre schwimmbegeisterten Töchter zum Verein. »Ich erwarb erst den Kampfrichterschein, dann den Rettungsschwimmerschein, und plötzlich stand ich jede Woche als Übungsleiterin am Beckenrand.« Sie betont: »In erster Linie geht es bei uns um den Spaß am Sport. Wenn die Jugendlichen richtig ambitioniert sind, wechseln sie hin und wieder den Verein. Und das ist auch in Ordnung. Um auf Bundesebene oder Weltniveau mitzuhalten, braucht es locker zehn Trainingseinheiten pro Woche. Gestartet wird um sieben Uhr vor der Schule. Dafür bieten andere Klubs bessere Förderung und mehr Hallenzeiten. Hier beim SC Hellas stehen Freundschaft und sportliches Miteinander im Vordergrund.«

Facebook Logo  diese Seite auf Facebook teilen0