Gute Laune in Acryl

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Pop-Art-Künstler Harry Leyk malt für den guten Zweck

Großformatige Bilder in knallbunten Farben zieren neuerdings den Flur des Beratungs- und Infocenters Pflege (BIP) auf Schwerin. Wer genauer hinschaut, erkennt bekannte Motive aus der Stadt: das Jugendzentrum Trafo, den Hammerkopfturm, die Petrikirche … Verantwortlich für die expressive Farbexplosion ist der Castrop-Rauxeler Pop-Art-Künstler Harry Leyk.

»Wenn du kahle Wände hast, nimm sie!«

Bei einer Ausstellung in der Hanf-Legal-Galerie in Habinghorst war Sandra Barth (Mitarbeiterin im BIP) auf die Werke aufmerksam geworden. »Sie wollte wissen, was ich nach dem Ende der Ausstellung damit vorhabe«, erzählt uns der 37-jährige Künstler im Interview. »Ich meinte: Wenn du kahle Wände hast, nimm sie! Bei mir würden sie ohnehin nur auf den Dachboden wandern.« Sehr zur Freude der Mitarbeitenden des städtischen Infocenters, das seit März in den barrierefreien Räumen des ehemaligen Schulgebäudes an der Bodelschwingher Straße ansässig ist und hier kostenfreie Beratungen für Senior*innen, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen anbietet. Wer hereinspaziert, wird nun direkt von einer Portion guter Laune in Acryl begrüßt.

»Auf der Couch sitzen und Netflix bingen ist nicht so meins«

Harry Leyk hat seine Leidenschaft für das Malen verhältnismäßig spät entdeckt: 2020 musste er aufgrund von schweren Komplikationen nach einer Operation das Haus hüten. »Aber auf der Couch sitzen und Netflix bingen ist nicht so meins. Ich musste mich irgendwie beschäftigen. Also bat ich meine Freundin, mir Farben und Leinwand vom Dachboden zu holen.« Innerhalb kürzester Zeit entwickelte der gebürtige Ickerner mithilfe von Youtube-Videos und kreativen Experimenten seinen eigenen Stil. Das Spektrum seines Schaffens reicht von comic-haften Porträts mehr oder weniger berühmter Persönlichkeiten über old-schoolige Tattoo- und Graffiti-Motive bis hin zu einer Serie mit lokalen Wahrzeichen.

»Indem ich das Bild auf Leinwand banne, kann ich es für die Zukunft bewahren«

»Ich war schon immer heimatverbunden«, sagt er. »Wir haben hier in Castrop-Rauxel viele Bauwerke, die als Zeugnisse ihrer Zeit interessant sind.« Ein gutes Beispiel ist für ihn die mit Graffitis gestaltete Fassade des Jugendzentrums Trafo, wo er hauptberuflich als Sozialarbeiter tätig ist. »Indem ich das Bild auf Leinwand banne, kann ich es für die Zukunft bewahren.« Aber Harry Leyk bemalt längst nicht nur Leinwände. Ausrangierte Möbelstücke haben es ihm ebenfalls angetan. Hier wird eine alte Garderobenwand mit einer farbenfrohen Komposition aufgestylt, dort verwandelt sich die Tür eines Kleiderschrankes im Stil des Gelsenkirchener Barock in ein gerahmtes Gemälde.

»Ich freue mich einfach, wenn die Leute Spaß haben und ich dazu noch eine gute Sache unterstützen kann«

Auch wenn sich die Anfragen für Auftragsarbeiten inzwischen häufen – große Geschäfte will der kreative Idealist mit seiner Kunst eigentlich nicht machen. Lieber versteigert oder verschenkt er seine Werke für den guten Zweck – wovon in diesem Fall das Infocenter Pflege profitiert. Wenn Harry Leyk nicht gerade den Pinsel schwingt, sammelt er mit seinem Mofaclub Spenden für die Hospiz- und Palliativarbeit, engagiert sich in Projekten gegen Rassismus oder spielt mit seiner Band Cherry Bomb Wohnzimmerkonzerte zugunsten von Flutopfern oder Flüchtlingen. »Ich freue mich einfach, wenn die Leute Spaß haben und ich dazu noch eine gute Sache unterstützen kann.«

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