›Mobiler Einkaufswagen‹
Gemeinsam shoppen gegen Einsamkeit
Wenn die sozialen Kontakte mit dem Alter weniger werden, kann der Gang zum Supermarkt eine willkommene Abwechslung sein. Hier setzt das Forschungs- und Förderprogramm ›Miteinander – Füreinander‹ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. In bundesweit 112 Städten wurden seit dem Sommer 2020 verschiedene Projekte ins Leben gerufen. In Castrop-Rauxel ging ein sogenannter ›mobiler Einkaufswagen‹ an den Start. Ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen können im Zuge des kostenfreien Gruppenangebots mit ehrenamtlicher Begleitung einkaufen gehen.
»Es geht um das Gesamtpaket«
»Die bisherigen Studien bestätigen, dass soziale Isolation und Einsamkeit von Seniorinnen und Senioren ein großes Problem in Deutschland ist«, sagt Projektreferent Andreas Schroller vom Malteser Hilfsdienst e. V. in Herne und Castrop-Rauxel. »Gleichzeitig wollen wir Wege austesten, um alleinlebende hochbetagte Menschen aus ihrer Einsamkeit herauszuholen und sie wieder mehr am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen.« Wer sich bei seinen Besorgungen Gesellschaft wünscht, kann sich ganz unbürokratisch bei ihm melden. Die Teilnehmenden werden alle 14 Tage an individuell vereinbarten Terminen mit einem kleinen Bus abgeholt. Aktuell kümmern sich zwei Fahrer und vier Ehrenamtlerinnen um bis zu vier Seniorinnen. »Dabei geht es nicht allein um die Beschaffung von Lebensmitteln, es geht um das Gesamtpaket. Es ist immer schön mit anzusehen, wie die älteren Herrschaften schon unterwegs im Bus zu klönen beginnen. Im Geschäft helfen wir auf Wunsch beim Aussuchen und Einpacken. Oft unternehmen wir danach noch einen Abstecher ins Café, ehe es wieder nach Hause geht. Selbstverständlich tragen wir ihnen die Einkaufstaschen dann noch bis an die Tür.«
Ehrenamtliche gesucht!
Aufgrund der wachsenden Nachfrage möchte Andreas Schroller mehr Freiwillige für das Projekt gewinnen. Gerne würde er die Fahrten im wöchentlichen Rhythmus anbieten. Auch eine separate Begleitung beim Friedhofsbesuch wäre für ihn denkbar. »Wir haben in Gesprächen festgestellt, dass eine solche Begleitung gewünscht wird«, berichtet er. »Für eine Dame sind wir sogar extra deswegen mal einen Schlenker gefahren.« Neue Ehrenamtliche werden mit mehrtägigen Schulungen gezielt auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die Themen reichen von Kommunikationstechniken über den Umgang mit Demenz bis hin zur Prävention von sexualisierter Gewalt. »Wir sind offen für jeden, der sich engagieren möchte, selbstverständlich gilt das auch für jüngere Menschen.« Aus seiner Erfahrung sei es wichtig, den Seniorinnen und Senioren auf Augenhöhe zu begegnen und sensibel mit Sprache umzugehen. »Das Alter ist immer relativ. Viele über Achtzigjährige würden sich selbst nicht als alt bezeichnen, und sie wollen auch nicht als bedürftig gelten. Dieses Gefühl sollte man ihnen also nicht vermitteln. Vielmehr möchten wir sie ermutigen, wieder aktiver am sozialen Leben teilzuhaben.«
Noch lange nicht Schluss
Deutschlandweit läuft das Programm ›Miteinander – Füreinander‹ bis 2024. In Castrop-Rauxel wird der ›mobile Einkaufswagen‹ noch bis zum 30. Juni gefördert. Danach soll aber noch lange nicht Schluss sein. »Mein Ziel als Koordinator war es aber von Anfang an, mich selbst überflüssig zu machen, damit das Projekt unabhängig von mir fortbestehen kann«, so Andreas Schroller. »Ich bin guter Hoffnung, dass es funktioniert und die Ehrenamtlichen noch lange weitermachen.«
Andreas Schroller
Projektreferent ›Miteinander – Füreinander‹ Malteser Hilfsdienst e. V.
Tel. 01 51 / 72 43 22 93
andreas.schroller [at] malteser.org
www.malteser-paderborn.de